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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sich um dieselbe handelte, die eine gewisse Lilly im Internet angegeben hatte.
    Wendy saß hinter dem Schalter. Sie blickte argwöhnisch zu ihm hoch.
    »Warum beantragen Sie nicht einfach eine neue Nummer, wenn Sie sie gerade erst bekommen haben?«
    »Weil ich zunächst nicht auf dieses Problem aufmerksam geworden bin und bereits neue Visitenkarten mit dieser Nummer habe drucken und verschicken lassen. Es wäre sehr teuer und Zeit raubend, das alles noch mal mit einer neuen Nummer zu machen. Wenn Sie mir sagen könnten, wie ich diese Frau erreichen kann, wird sie sich bestimmt bereit erklären, den Eintrag im Internet zu ändern. Schließlich bekommt sie ja auch keine Kunden mehr, wenn ihre ganzen Anrufe an mich gehen, oder nicht?«
    Wendy schüttelte den Kopf, als wären seine Erklärung und seine Argumente zu hoch für sie.
    »Na schön, ich sehe mal kurz was nach.«
    Sie wandte sich dem Computer zu und ging auf L. A. Darlings und in die Liste mit brünetten Callgirls. Sie klickte das Bild von Lilly an und scrollte dann zu ihrer Telefonnummer.
    »Sie sagen also, das ist Ihre Nummer, nicht ihre, aber es war mal ihre.«
    »Genau.«
    »Aber warum sollte sie uns nichts gesagt haben, wenn sie eine neue Nummer hat?«
    »Das weiß ich nicht. Deshalb bin ich hier. Haben Sie vielleicht noch eine andere Möglichkeit, sie zu erreichen?«
    »Keine, die ich Ihnen sagen darf. Wir dürfen keine Daten über unsere Kunden herausgeben.«
    Pierce nickte. Damit hatte er gerechnet.
    »Das kann ich ja verstehen. Aber könnten Sie vielleicht nachsehen, ob Sie nicht eine andere Nummer haben, unter der Sie sie erreichen können, und sie dann anrufen und auf dieses Problem hinweisen?«
    »Was ist mit dieser Handynummer?«
    »Unter der habe ich es auch schon versucht. Man kann ihr nur etwas auf Band sprechen. Ich habe ihr schon drei Nachrichten hinterlassen, in denen ich alles erklärt habe, aber sie hat sich nicht gemeldet. Ich glaube, sie erhält diese Anrufe gar nicht.«
    Wendy verschob den Bildschirm wieder nach unten und sah auf das Foto von Lilly.
    »Ganz schön scharf«, sagte sie. »Da kriegen Sie sicher massenhaft Anrufe.«
    »Ich habe das Telefon erst einen Tag, und es macht mich schon halb wahnsinnig.«
    Wendy schob ihren Sessel zurück und stand auf.
    »Ich sehe kurz was nach. Bin gleich wieder zurück.«
    Sie ging um die Abtrennung hinter dem Schalter und verschwand im hinteren Flur. Als das Floppen ihrer Sandalen leiser wurde, wartete Pierce einen Moment, dann beugte er sich über den Schalter und blickte sich auf der Arbeitsfläche dahinter um.
    Er vermutete, dass Wendy nicht die Einzige war, die am Schalter arbeitete. Vermutlich teilten sich den Job zwei oder drei Minijob-Angestellte. Angestellte, die möglicherweise kleine Gedächtnisstützen brauchten, um sich die Passwörter für das System merken zu können.
    Er suchte nach Haftnotizen am Computer und an der Rückseite der Schalterfront, entdeckte aber nichts. Er hob die Schreibunterlage hoch, aber außer einem Dollarschein war nichts darunter. Er stocherte mit dem Finger in einer Schale mit Büroklammern, fand aber nichts. Er langte weiter über den Schalter, um zu sehen, ob es eine Bleistiftschublade gab. Gab es nicht.
    Ihm kam gerade eine Idee, als er das Geräusch der Sandalen hörte. Sie kam zurück. Rasch griff er in die Hosentasche, holte einen Dollarschein heraus und griff wieder über den Schalter. Er hob die Schreibunterlage an, legte den Dollar darunter und nahm den, der bisher darunter gelegen hatte. Ohne ihn anzusehen, steckte er ihn ein. Seine Hand war noch in seiner Hosentasche, als Wendy mit einem dünnen Ordner um die Abtrennung kam und sich setzte.
    »Also, zum Teil wäre das Problem bereits gelöst«, sagte sie.
    »Und?«
    »Dieses Mädchen hat ihre Gebühren nicht mehr bezahlt.«
    »Seit wann?«
    »Im Juni hat sie noch bis Ende August bezahlt. Für September hat sie dann nichts mehr gezahlt.«
    »Warum ist dann ihre Seite noch auf der Website?«
    »Weil es manchmal eine Weile dauert, die ganzen Karteileichen rauszuwerfen. Vor allem, wenn sie aussehen wie dieses Mädchen.«
    Sie deutete mit dem Ordner auf den Bildschirm, dann legte sie ihn auf die Theke.
    »Es würde mich nicht wundern, wenn Mr. Wentz sie sogar, obwohl sie nicht bezahlt hat, drin lassen würde. Wenn die Typen solche Mädchen in der Site sehen, gehen sie immer wieder rein.«
    Pierce nickte.
    »Und anhand der Anzahl der Besucher einer Seite setzen Sie die Anzeigenpreise fest,

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