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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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dunklen Büro das Telefon läutete. Es war das unverkennbare Doppelläuten seines Privatanschlusses. Pierce drückte die Tür wieder auf.
    »Licht.«
    Wenige Personen hatten seine Durchwahl, aber eine von ihnen war Nicole. Rasch ging Pierce um den Schreibtisch und sah auf das Display der Anruferidentifizierung. Dort stand unbekannt . Also war es nicht Nicole, weil ihr Handy und der Anschluss des Hauses im Amalfi Drive nicht für die Identifizierung gesperrt waren. Pierce zögerte, doch dann fiel ihm ein, dass Cody Zeller die Nummer hatte. Er nahm ab.
    »Mr. Pierce?«
    Es war nicht Cody Zeller.
    »Ja?«
    »Hier Philip Glass. Sie haben gestern bei mir angerufen.«
    Der Privatdetektiv. Das hatte Pierce ganz vergessen.
    »Ach so. Ja, ja. Schön, dass Sie anrufen.«
    »Ich habe Ihre Nachricht erst heute erhalten. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich würde gern über Lilly Quinlan mit Ihnen sprechen. Sie wird vermisst. Ihre Mutter hat Sie vor ein paar Wochen engagiert. Von Florida aus.«
    »Ja, aber diesen Fall bearbeite ich nicht mehr.«
    Pierce blieb hinter dem Schreibtisch stehen. Er legte die Hand auf den Computermonitor.
    »Das habe ich gehört. Trotzdem hätte ich gern gewusst, ob ich mit Ihnen darüber sprechen könnte. Ich habe Vivian Quinlans Erlaubnis. Wenn Sie möchten, können Sie sie gern anrufen. Haben Sie ihre Nummer noch?«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Glass antwortete, so lange, dass Pierce schon dachte, er könnte einfach aufgelegt haben.
    »Mr. Glass?«
    »Ja, ich bin noch dran. Ich denke nur nach. Können Sie mir sagen, welches Interesse Sie an der Sache haben?«
    »Na ja, ich möchte sie finden.«
    Das zog weiteres Schweigen nach sich, und Pierce begriff, dass er aus einer Position der Schwäche heraus verhandelte. Irgendetwas war los mit Glass, und Pierce befand sich insofern im Nachteil, als er nicht wusste, was es war. Er beschloss, ein bisschen nachzuhelfen. Er wollte das Treffen.
    »Ich bin ein Freund der Familie«, sagte er. »Vivian bat mich, mal zu sehen, was ich herausfinden könnte.«
    »Haben Sie schon mit der Polizei gesprochen?«
    Pierce zögerte. Ob Glass sich kooperativ verhielt oder nicht, hing vielleicht von seiner Antwort ab. Er dachte an die Vorfälle vom Abend zuvor und fragte sich, ob Glass schon von ihnen erfahren haben konnte. Renner hatte behauptet, Glass zu kennen, und höchstwahrscheinlich hatte er vor, ihn anzurufen. Es war Sonntagnachmittag. Vielleicht wartete der Detective bis Montag, denn Glass schien nur am Rand mit der Sache zu tun zu haben.
    »Nein«, sagte er. »Wenn ich Vivian richtig verstanden habe, hat die Polizei kein Interesse an der Sache gezeigt.«
    »Wer sind Sie, Mr. Pierce?«
    »Was? Wie meinen Sie –«
    »Für wen arbeiten Sie?«
    »Für niemanden. Das heißt, für mich selbst.«
    »Sind Sie Privatdetektiv?«
    »Nein, ich bin kein Privatdetektiv. Wie gesagt, ich bin ein Freund.«
    »Was machen Sie beruflich?«
    »Ich bin Wissenschaftler. Chemiker. Aber was soll das damit zu tun –«
    »Ich könnte mich heute noch mit Ihnen treffen. Aber nicht in meinem Büro. Heute fahre ich nicht in die Stadt.«
    »Okay, wo dann? Und wann?«
    »In einer Stunde. Kennen Sie das Cathode Ray’s in Santa Monica?«
    »In der Eighteenth, oder? Ich komme hin. Wie werden wir uns erkennen?«
    »Haben Sie eine Mütze oder sonst irgendwas Auffälliges, was Sie anziehen könnten?«
    Pierce bückte sich und öffnete eine nicht abgeschlossene Schreibtischschublade. Er zog eine Baseballkappe mit gestickten blauen Buchstaben über dem Schirm heraus.
    »Ich werde eine graue Baseballkappe tragen. Über dem Schirm steht in blauer Schrift MOLES.«
    »Moles? Wie Maulwürfe?«
    Fast hätte Pierce gelacht.
    »Nein, Moles von Moleküle. Fighting Moles war der Name unseres Softball-Teams. Es wurde von meiner Firma gesponsert. Aber das ist schon einige Zeit her.«
    »Dann also im Cathode Ray’s. Kommen Sie bitte allein. Wenn ich den Eindruck gewinnen sollte, dass Sie nicht allein sind oder das Ganze eine Falle ist, werden Sie mich nicht zu Gesicht kriegen.«
    »Eine Falle? Wieso sollte ich –«
    Glass hängte auf, und Pierce lauschte totem Raum.
    Er legte auf und setzte die Mütze auf. Er ließ sich die seltsamen Fragen, die der Privatdetektiv gestellt hatte, durch den Kopf gehen und dachte darüber nach, was er am Ende des Gesprächs gesagt und wie er es gesagt hatte. Es hatte sich fast so angehört, als hätte er vor etwas Angst.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
    18
    Das Cathode

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