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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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als Nicole James hereinkam. Er steckte das Telefon zurück.
    Nicole hatte sich bereit erklärt, vorbeizukommen und Pierce nach Hause zu fahren, sobald Dr. Hansen seine Entlassung genehmigt hatte. Ihre Miene spiegelte stummen Schmerz, als sie Pierces malträtiertes Gesicht betrachtete. Sie hatte ihn während seines Krankenhausaufenthalts oft besucht, aber es schien, als könne sie sich einfach nicht an den Anblick der Nähte in seinem Gesicht gewöhnen.
    Pierce hatte ihr Stirnrunzeln und ihr mitfühlendes Gemurmel als gutes Zeichen aufgefasst. Wenn sie dadurch wieder zusammenkämen, wäre das in seinen Augen den ganzen Ärger wert gewesen.
    »Mein armer Kleiner.« Sie tätschelte behutsam seine Wange. »Wie geht es dir?«
    »Erstaunlich gut. Aber ich warte immer noch, dass mich der Doktor entlässt. Inzwischen schon seit zwei Stunden.«
    »Ich gehe mal nachsehen.«
    Sie ging zur Tür, blickte sich aber noch einmal nach Pierce um.
    »Wer war diese Frau?«
    »Welche Frau?«
    »Die gerade aus deinem Zimmer gekommen ist.«
    »Ach so, meine Anwältin. Kaz hat sie mir besorgt.«
    »Warum brauchst du sie, wenn du doch Kaz hast?«
    »Sie ist Strafverteidigerin.«
    Nicole drehte sich um und kam wieder näher ans Bett.
    »Eine Strafverteidigerin? Henry, wenn man eine falsche Telefonnummer kriegt, braucht man in der Regel keinen Strafverteidiger. Was ist da eigentlich los?«
    Pierce zuckte mit den Achseln.
    »Das weiß ich inzwischen auch nicht mehr. Ich bin da in was reingeraten, und jetzt versuche ich, mit heiler Haut wieder rauszukommen. Darf ich dich was fragen?«
    Er stieg aus dem Bett und ging auf sie zu. Zuerst hatte er etwas Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten, aber dann ging es ganz gut. Er berührte mit den Händen ganz leicht ihre Unterarme. In ihr Gesicht schlich sich ein argwöhnischer Ausdruck.
    »Was?«
    »Wohin bringst du mich, wenn wir hier gehen können?«
    »Henry, das habe ich dir doch gesagt. Nach Hause. Zu dir nach Hause.«
    Trotz der Schwellungen und der Landkarte aus Stichen war die Enttäuschung seinem Gesicht abzulesen.
    »Henry, wir haben uns darauf geeinigt, es zumindest zu versuchen. Also lass es uns auch versuchen.«
    »Ich dachte nur …«
    Er sprach nicht weiter. Er wusste nicht genau, was er dachte oder wie er es in Worte fassen könnte.
    »Du scheinst zu glauben, was zwischen uns passiert ist, hätte sich ganz plötzlich ereignet«, sagte sie. »Und könnte ebenso plötzlich wieder behoben werden.«
    Sie drehte sich um und ging zur Tür.
    »Und da täusche ich mich.«
    Sie sah zu ihm zurück.
    »Monate, Henry, und das weißt du ganz genau. Vielleicht sogar länger. Es hat bei uns schon sehr, sehr lange nicht mehr gestimmt.«
    Sie ging nach draußen, um nach dem Arzt zu suchen. Pierce saß auf dem Bett und versuchte sich an die Zeit zu erinnern, als sie mit dem Riesenrad gefahren waren und alles perfekt zu sein schien.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
    25
    Alles war voll Blut. Der beige Teppichboden, das nagelneue Bett, zwei Wände und das Telefon. Pierce stand in der Tür des Schlafzimmers und sah auf die Sauerei und konnte sich fast an nichts von dem erinnern, was passiert war, nachdem Wentz und sein Mann fürs Grobe gegangen waren.
    Er betrat das Zimmer und bückte sich zum Telefon. Vorsichtig hob er den Hörer mit zwei Fingern hoch und hielt ihn bis auf etwa zehn Zentimeter an sein Ohr, gerade so weit, dass er den Ton hören und feststellen konnte, ob irgendwelche Nachrichten eingegangen waren.
    Er hatte keine. Er steckte das Telefon aus und trug es ins Bad, um es zu säubern.
    Das Waschbecken war von getrockneten Blutspritzern übersät. Auf der Tür des Arzneischränkchens waren blutige Fingerabdrücke. Pierce konnte sich nicht erinnern, nach dem Überfall ins Bad gekommen zu sein. Aber dort sah es verheerend aus. Das Blut war getrocknet und hatte sich braun verfärbt. Es erinnerte ihn an die Matratze, die er die Polizei aus Lilly Quinlans Wohnung hatte entfernen sehen.
    Während er das Telefon, so gut es ging, mit feuchten Papiertüchern säuberte, musste er an einen Film mit dem Titel Curdled – Der Wahnsinn denken, den er sich vor ein paar Jahren mit Cody Zeller angesehen hatte. Er handelte von einer Frau, deren Job es war, an Tatorten das Blut wegzumachen, nachdem die Polizei die Beweisaufnahme abgeschlossen hatte. Jetzt fragte er sich, ob es solche Leute wirklich gab und vielleicht auch eine Firma, die er anrufen könnte. Die Aussicht, das Schlafzimmer sauber machen zu

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