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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Beide.«
    »Also verdiente er in den ersten drei Jahren gut?« fragte Roscoe sie.
    Judy warf ihr einen Blick zu.
    »Gut? Herrgott, er verdiente Massen! Er war ein Dieb. Er hat jemanden beschissen.«
    »Sind Sie sicher?« fragte ich.
    Judy wandte mir ihren Blick zu. Als würde ein Geschütz der Artillerie herumschwenken.
    »Man braucht nicht besonders viel Hirn im Kopf, um darauf zu kommen. In drei Jahren hat er für zwei Häuser, eine Menge Möbel, Autos und Gott weiß was bar bezahlt. Und dieses Haus war nicht billig. Hier leben Anwälte, Ärzte und alles mögliche. Und er hatte genug gespart, daß er seit letztem September überhaupt nicht mehr arbeiten mußte. Wenn er all das ehrlich verdient hat, bin ich die First Lady, richtig?«
    Sie starrte uns aufsässig an. Sie hatte über alles Bescheid gewußt. Sie hatte gewußt, was passieren würde, wenn er aufflog. Sie forderte uns heraus, ihr das Recht zu versagen, die Schuld auf ihn zu schieben.
    »Mit wem hatte er diesen großen Vertrag?« fragte Roscoe sie.
    »Mit so einem Laden, der Island Air-conditioning hieß«, erwiderte sie. »Er hat drei Jahre lang Klimaanlagen transportiert. Hat sie nach Florida runtergebracht. Vielleicht waren sie für die Inseln. Ich weiß es nicht. Er hat häufiger welche geklaut. Im Moment stehen noch zwei alte Kartons in der Garage. Wollen Sie sie sehen?«
    Sie wartete nicht auf eine Antwort. Sprang einfach auf und ging hinaus. Wir folgten ihr. Wir gingen alle ein paar Stufen hinunter und durch eine Kellertür. In eine Garage. Die war leer bis auf ein paar alte Kartons, die an einer Wand aufgestellt waren. Pappkartons, vielleicht ein oder zwei Jahre alt. Mit dem Logo des Herstellers. Island Air-conditioning, Inc., Obere Seite hier. Das Klebeband war aufgerissen und hing herunter. Auf jedem Karton stand eine lange, von Hand geschriebene Seriennummer. In jedem Karton mußte eine Klimaanlage gewesen sein. So eine, die man in den Fensterrahmen klemmt und die einen Höllenlärm macht. Judy starrte auf die Kartons und dann auf uns. Dieser Blick sollte bedeuten: Ich habe ihm eine goldene Uhr geschenkt und er mir eine Ladung Sorgen.
    Ich ging hinüber und sah mir die Kartons an. Sie waren leer. Ich konnte einen schwachen, säuerlichen Geruch wahmehmen. Dann gingen wir wieder nach oben. Judy nahm ein Fotoalbum aus einem Schrank. Setzte sich hin und schaute sich ein Foto von Sherman an.
    »Was ist mit ihm passiert?« fragte sie.
    Das war eine einfache Frage. Die eine einfache Antwort verdiente.
    »Er wurde in den Kopf geschossen«, log ich. »Er war sofort tot.«
    Judy nickte. Als wäre sie nicht überrascht.
    »Wann?«
    »Donnerstag nacht«, erklärte Roscoe ihr. »Gegen Mitternacht. Hat er Ihnen gesagt, wohin er Donnerstag nacht wollte?«
    Judy schüttelte den Kopf.
    »Er hat mir nie viel gesagt.«
    »Hat er je ein Treffen mit einem Ermittler erwähnt?« fragte Roscoe.
    Judy schüttelte wieder den Kopf.
    »Was ist mit Pluribus?« fragte ich sie. »Hat er je dieses Wort benutzt?«
    Sie wirkte verdutzt.
    »Ist das eine Krankheit?« fragte sie. »Irgendwas mit den Lungen oder so?«
    »Was ist mit Sonntag?« fragte ich. »Mit kommendem Sonntag? Hat er je etwas darüber gesagt?«
    »Nein. Er hat nie viel gesagt.«
    Sie saß da und starrte die Fotos im Album an. Im Zimmer war es still.
    »Kannte er irgendwelche Anwälte in Florida?« fragte Roscoe sie.
    »Anwälte? In Florida? Warum sollte er?«
    »Er wurde in Jacksonville verhaftet«, sagte Roscoe. »Vor zwei Jahren. Es war ein Verkehrsdelikt mit seinem Lkw. Ein Anwalt half ihm da raus.«
    Judy zuckte die Schultern, als wären zwei Jahre tiefste Vergangenheit für sie.
    »Diese Anwälte stecken doch ihre Nase überall rein, nicht wahr? Das ist nichts Besonderes.«
    »Dieser Mann war nicht auf der Suche nach einem Schmerzensgeldopfer«, sagte Roscoe. »Er war Partner in einer großen Firma da unten. Haben Sie eine Idee, wie Sherman an ihn gekommen sein kann?«
    Judy zuckte wieder die Schultern.
    »Vielleicht hat ihm sein Arbeitgeber den besorgt«, sagte sie. »Island Air-conditioning. Die haben uns auch eine gute Krankenversicherung gezahlt. Sherman ließ mich zum Arzt gehen, wann immer ich es nötig hatte.«
    Wir alle schwiegen. Es gab nichts mehr zu sagen. Judy saß da und starrte auf die Fotos in ihrem Album.
    »Wollen Sie sein Foto sehen?«
    Ich ging hinter ihren Sessel und beugte mich über sie, um das Bild zu betrachten. Es zeigte einen rotblonden, rattengesichtigen Mann. Klein, schmächtig,

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