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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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wieder zum Parkway fuhr, trommelte sie mit den Fingern aufs Lenkrad und sprach schnell und nervös. »Aber du hast mir erklärt, dass du das Foto für echt hältst. Ich habe gesagt, es beweise, dass dieser Ort existiert, und du hast mir zugestimmt. Du hast gesagt, du seist vor nicht allzu langer Zeit dort gewesen und ungefähr so nahe herangekommen wie Rutter.«
    »Stimmt«, sagte Reacher. »Dass der Botanische Garten existiert, stand außer Zweifel. Ich war gerade dort gewesen. Und ich bin so nahe herangekommen wie Rutter. Ich habe an der kleinen Mauer gestanden, von der aus das Foto aufgenommen wurde.«
    »Herrgott, Reacher, was ist das alles? Ein Spiel?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Gestern habe ich noch nicht gewusst, was es ist. Ich meine, wie viel ich dir davon würde erzählen müssen.«
    Sie lächelte trotz ihrer Verärgerung, als mache sie sich den Unterschied zwischen gestern und heute klar. »Aber wie, zum Teufel, war er sich so sicher, dass er damit durchkommen würde? Mit dem gottverdammten Palmenhaus im New Yorker Botanischen Garten?«
    Er streckte die Arme bis zur Windschutzscheibe aus.
    »Psychologie«, erwiderte er. »Sie ist die Grundlage jedes erfolgreichen Schwindels. Man sagt den Leuten, was sie hören wollen. Diese beiden alten Leutchen wollten hören, ihr Junge sei noch am Leben. Also erzählt er ihnen, ihr Junge lebe wahrscheinlich noch. Also investieren sie eine Menge Geld und Hoffnung. Sie sitzen ein Vierteljahr wie auf Kohlen, dann liefert er ihnen ein Foto, und sie sehen darauf, was sie sehen wollen. Und er war clever. Er hat sich alles über den Jungen berichten lassen und um alte Fotos von ihm gebeten, damit er als Double einen Kerl mittleren Alters nehmen konnte, bei dem Größe und Gesichtsform stimmten, und den Eltern den richtigen Namen und die richtige Einheit genannt, die er von ihnen hatte. Psychologie. Sie sehen, was sie sehen wollen. Er hätte eine als Gorilla verkleidete Person mit ins Bild bringen und ihnen weismachen können, das sei ein Exemplar einer dort heimischen Tierart.«
    »Wie bist du dann draufgekommen?«
    »Mit der gleichen Methode«, sagte er. »Mit der gleichen Psychologie, nur umgekehrt. Ich wollte es nicht glauben, weil ich wusste, dass es nicht wahr sein konnte. Also habe ich etwas gesucht, das nicht zu stimmen schien. Für mich hat der Arbeitsanzug, den der Kerl trägt, den Ausschlag gegeben. Ist er dir aufgefallen? Ein zerschlissener Arbeitsanzug der U.S. Army? Dieser Kerl soll vor dreißig Jahren abgeschossen worden sein. Kein Arbeitsanzug würde im Dschungel dreißig Jahre lang halten. Er wäre nach sechs Wochen vermodert.«
    »Aber wie bist du auf den Botanischen Garten gekommen?«
    Er drückte mit gespreizten Fingern gegen die Windschutzscheibe, um seine verspannten Schultern zu entlasten. »Wo sollte er sonst die passende Vegetation finden? Vielleicht auf Hawaii, aber wozu Geld für drei Flugtickets ausgeben, wenn sie ihm praktisch vor der Haustür kostenlos zur Verfügung steht?«
    »Und der junge Vietnamese?«
    »Vermutlich ein Student«, antwortete er. »Wahrscheinlich von der Fordham oder Columbia University Vielleicht war er gar kein Vietnamese. Könnte ein Kellner aus einem Chinarestaurant gewesen sein. Rutter hat ihm wahrscheinlich zwanzig Dollar für das Foto gezahlt. Er hat vermutlich vier Freunde, die sich als amerikanische Gefangene‹ abgewechselt haben. Ein großer Weißer, ein kleiner Weißer, ein großer Schwarzer, ein kleiner Schwarzer. Alles Penner, dürr und ausgemergelt. Wahrscheinlich hat jeder eine Flasche Bourbon bekommen. Bestimmt hat er alle Fotos auf einmal gemacht und dann je nach Lage des Falls verwendet. Möglicherweise hat er genau diese Aufnahme schon ein Dutzend Mal verhökert. Alle Eltern, deren vermisster Sohn ein großer Weißer war, bekommen dieses Foto. Anschließend verpflichtet er sie mit diesem Scheiß von einer staatlichen Verschwörung zu absoluter Geheimhaltung, damit niemand später auf die Idee kommt, seine Informationen mit denen anderer Betroffener zu vergleichen.«
    »Ein widerwärtiger Mensch!«, sagte sie.
    Er nickte. »Da hast du verdammt Recht. LNG-Familien stellen noch immer einen großen, lukrativen Markt dar, und er lebt von ihnen wie eine Made im Speck.«
    »LNG?«, fragte sie.
    »›Leiche nicht geborgen‹«, erwiderte er. »Das sind diese armen Kerle: »Gefallen, Leiche nicht geborgene«
    »Gefallen? Du glaubst nicht, dass es noch Kriegsgefangene gibt?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Es gibt

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