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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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keine Gefangenen mehr, Jodie«, sagte er. »Jetzt nicht mehr. Das ist alles Bockmist.«
    »Weißt du das bestimmt?«
    »Hundertprozentig.«
    »Wie kannst du da so sicher sein?«
    »Ich weiß es eben«, sagte er. »Genau wie ich weiß, dass der Himmel blau ist und das Gras grün und du einen knackigen Hintern hast.«
    Sie lächelte, ohne ihren Blick von der Straße zu wenden. »Ich bin Anwältin, Reacher. Solche Beweise genügen mir einfach nicht.«
    »Historische Tatsachen«, sagte er. »Die Story, die Vietnamesen hätten Geiseln zurückbehalten, um US-Wirtschaftshilfe zu bekommen, ist großer Quatsch. Sie haben von Anfang an vorgehabt, auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad nach Süden zu stürmen, sobald wir abgerückt waren, was ein klarer Verstoß gegen das Pariser Abkommen war, deshalb konnten sie auf keinen Fall mit Wirtschaftshilfe rechnen. Also haben sie 1973 alle Kriegsgefangenen freigelassen - etwas zögerlich zwar, aber sie haben sie entlassen. Als wir 1975 endgültig abgerückt sind, haben sie rund hundert Versprengte aufgegriffen und sie uns ohne irgendwelche Formalitäten übergeben, was entschieden gegen eine Geiselstrategie spricht. Außerdem wollten sie unbedingt, dass wir ihre verminten Häfen räumen, und haben schon deshalb keine dämlichen Spielchen versucht.«
    »Sie haben sich mit der Rückführung der Gefallenen viel Zeit gelassen«, sagte Jodie. »Du weißt schon, unsere Jungs, die abgeschossen wurden oder im Gefecht gefallen sind. Dabei hat’s viele dämliche Spielchen gegeben.«
    Er nickte. »Weil sie uns nicht wirklich verstanden haben. Für uns war das wichtig. Wir wollten zweitausend Leichen zurückhaben. Für sie war das unbegreiflich. Sie hatten seit über vierzig Jahren Krieg geführt - gegen Japaner, Franzosen, Amerikaner, Chinesen - und dabei wahrscheinlich mehr als eine Million Menschen verloren. Im Vergleich dazu waren unsere zweitausend eine Bagatelle. Außerdem messen sie als Kommunisten dem Individuum nicht den gleichen Wert bei wie wir. Das ist wiederum ein psychologisches Problem. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie Gefangene in Geheimlagern zurückbehalten haben.«
    »Kein sehr schlüssiges Argument«, meinte sie trocken.
    Er nickte erneut. »Leon ist das schlüssige Argument. Dein Vater - und Männer wie er. Ich kenne diese Männer. Tapfere, ehrbare Männer, Jodie. Sie haben dort drüben gekämpft und sind später in höchste Positionen aufgestiegen. Im Pentagon wimmelt’s von Arschlöchern, das weiß ich so gut wie jeder andere, aber es hat immer genügend Leute wie Leon gegeben, die dafür gesorgt haben, dass sie ehrlich blieben. Beantworte mir bitte eine Frage: Was hätte Leon getan, wenn er gewusst hätte, dass in Vietnam noch amerikanische Gefangene zurückgehalten werden?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Aber irgendwas bestimmt.«
    »Irgendwas, darauf kannst du Gift nehmen«, sagte er. »Leon hätte das Weiße Haus Ziegel für Ziegel eingerissen, bis alle diese Jungs sicher heimgekehrt wären. Aber er hat’s nicht getan. Und das liegt nicht daran, dass er nichts davon wusste. Leon wusste alles, was es zu wissen gab. Eine Sache wie diese hätten sie unmöglich so lange vor all den Leons geheim halten können. Eine große Verschwörung, die sechs Regierungen überdauert? Eine Verschwörung, die Männer wie Leon nicht aufspüren können? Ausgeschlossen! Die Leons dieser Welt haben nie reagiert, folglich hat es solche Geheimlager in Vietnam nie gegeben. Aus meiner Sicht ist das ein schlüssiger Beweis, Jodie.«
    »Nein, das ist Vertrauen«, widersprach sie.
    »Egal, mir genügt’s jedenfalls.«
    Sie fuhr eine Zeit lang schweigend weiter, während sie darüber nachdachte. Dann nickte sie, weil ihr das Vertrauen zu ihrem Vater letztlich auch genügte.
    »Victor Hobie ist also tot?«
    Reacher nickte. »Das muss er sein. Gefallen, Leiche nicht geborgen.«
    Jodie konzentrierte sich wieder auf den Verkehr. Sie fuhren nach Süden und kamen nur stockend voran.
    »Okay, keine Gefangenen, keine Lager«, sagte sie. »Keine staatliche Verschwörung. Dann waren es also keine staatlichen Agenten, die auf uns geschossen und uns mit ihrem Wagen gerammt haben.«
    »Das war mir klar«, sagte er. »Die meisten Agenten, die ich kennen gelernt habe, waren weit tüchtiger als diese Typen. Beim Militär war ich sozusagen auch ein staatlicher Agent, Jodie. Glaubst du, ich hätte zwei Tage hintereinander gepatzt?«
    Sie lenkte den Wagen nach rechts, bremste scharf und blieb auf dem

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