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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Jahre voller Qualen, und er bedauerte ihre Situation! Er schüttelte ihre Hände, wandte sich ab und trat auf den fast zugewachsenen Weg hinaus. Marschierte mit der Ledermappe unter dem Arm zu seinem Taurus und blickte dabei entschlossen nach vorn.
    Er fuhr rückwärts aus der Zufahrt und bog, als er die Asphaltstraße erreichte, rechts ab auf die ruhige Straße, die er verlassen hatte, um das Haus zu finden. Vor ihm, in südlicher Richtung, tauchte die Kleinstadt Brighton auf. Die Straße wurde breiter und war weniger holprig. Er sah eine Tankstelle und das Feuerwehrhaus. Einen kleinen Stadtpark mit einem Little-League-Spielfeld. Einen Supermarkt mit großem Parkplatz, eine Bank und etwas von der Straße zurückversetzt eine Ladenzeile mit mehreren kleinen Geschäften.
    Der Parkplatz des Supermarkts schien der geografische Mittelpunkt der Kleinstadt zu sein. Er fuhr langsam daran vorbei und erkannte eine Gärtnerei mit langen Reihen von Stauden unter einer Berieselungsanlage, über der sich in der Sonne kleine Regenbogen bildeten. Dann kam eine in stumpfem Rot gestrichene niedrige Halle auf einem eigenen Grundstück: Steven’s Hardware. Er bog von der Straße ab und parkte hinter der Halle bei der Schnittholzabteilung.
    Der Eingang war eine unscheinbare Tür in der rückwärtigen Wand der Halle. Dahinter lag ein Labyrinth aus schmalen Gängen zwischen Regalen, die mit Dingen vollgestopft waren, die Reacher nie hatte kaufen müssen: Nägel, Schrauben, Dübel, Muttern, Werkzeug, Elektrowerkzeug, Mülltonnen, Briefkästen, Glasscheiben, Dachfenster, Türelemente, Lacke und Farben. Das Labyrinth führte zu einem Kern, in dem vier Ladentheken unter hellen Neonleuchten ein Quadrat bildeten. In diesem Viereck standen ein Mann und zwei Jungen, alle in Jeans, karierten Hemden und roten Leinenschürzen. Der Mann war klein und schlank, ungefähr fünfzig, und die ihm sehr ähnlichen Jungen von etwa achtzehn und zwanzig Jahren schienen seine Söhne zu sein.
    »Ed Steven?«, fragte Reacher.
    Der Mann nickte, hielt den Kopf leicht schief und zog die Augenbrauen hoch wie jemand, der dreißig Jahre Erfahrung im Umgang mit den Fragen von Kunden und Vertretern hat.
    »Kann ich mit Ihnen über Victor Hobie reden?«
    Der andere wirkte ein paar Sekunden lang verblüfft; dann sah er aus dem Augenwinkel zu seinen Söhnen, als gehe er in Gedanken durch ihr ganzes Leben und noch viel weiter bis zu einer Zeit zurück, in der er Victor Hobie gekannt hatte.
    »Der ist in Vietnam gefallen, stimmt’s?«, fragte er.
    »Ich brauche ein paar Hintergrundinformationen.«
    »Stellen Sie auch Nachforschungen im Auftrag seiner Eltern an?« Das klang nicht erstaunt, aber ein gewisser Überdruss war nicht zu überhören. Als seien die Probleme der Hobies in Brighton allgemein bekannt und würden auch toleriert, ohne noch Mitgefühl hervorzurufen.
    Reacher nickte. »Ich möchte wissen, was für eine Person er war. Und Sie sollen ihn ziemlich gut gekannt haben.«
    Steven zuckte mit den Schultern. »Na ja, das stimmt schon. Aber wir waren damals noch Kinder. Nach der Highschool habe ich ihn nur einmal wiedergesehen.«
    »Wollen Sie mir von ihm erzählen?«
    »Im Moment geht’s nicht, weil ich einen Wagen abladen muss.«
    »Wenn ich Ihnen dabei helfe, könnten wir bei der Arbeit reden.«
    Steven wollte gewohnheitsmäßig nein sagen, aber dann betrachtete er Reacher genauer, sah seine Muskeln und grinste wie ein Arbeiter, dem die kostenlose Benutzung eines Gabelstaplers angeboten wird.
    »Okay«, sagte er. »Hinten raus.«
    Er kam zwischen den Ladentheken hervor und führte Reacher zu einem Hinterausgang. Dort stand neben einem offenen Wellblechschuppen ein staubiger Pick-up. Das Fahrzeug war mit Zementsäcken beladen. Die Regale in dem offenen Schuppen waren leer, Reacher zog sein Sakko aus und legte es auf den Fahrersitz des Wagens.
    Die Zementsäcke bestanden aus mehreren Lagen Kraftpapier. Aus seiner Zeit als Swimmingpoolausschachter wusste er, dass sie zusammenklappten und rissen, wenn man sie mit zwei Händen in der Mitte packte. Am besten fasste man nur eine Ecke und hob den Sack mit einer Hand hoch. Da die Säcke fünfundvierzig Kilo wogen, nahm er in jede Hand einen und balancierte sie so vor dem Körper, dass seine Kleidung sauber blieb. Steven beobachtete ihn so fasziniert wie einen Zirkusartisten.
    »Erzählen Sie mir von Victor Hobie«, grunzte Reacher.
    Steven zuckte mit den Schultern. Er lehnte im Schatten unter dem Vordach am

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