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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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psychiatrischen Vereinigungen. Kein Treffer. Dann suchte er im Internet nach Selbsthilfegruppen von Golfkriegsveteranen. Keine Spur. Als Nächstes versuchte er’s mit Lexis-Nexis und allen Nachrichtenagenturen. Wieder nichts. Dann fing er noch mal von vorn an und begann mit der Datenbank des National Personnel Record Centers, in der alle jetzigen und früheren Angehörigen der Streitkräfte gespeichert waren. Darin fand er den Namen Jack Reacher sofort. Reacher war 1985 in die Army eingetreten und 1997 ehrenhaft entlassen worden. James Barr dagegen hatte von 1985 bis 1991 gedient. Ihre Dienstzeiten überschnitten sich also um sechs Jahre. Reacher war jedoch kein Arzt, erst recht kein Psychiater, sondern bei der Militärpolizei gewesen. Als Offizier, als Major. Vielleicht als hochkarätiger Ermittler. Barr hatte seine Laufbahn als kleiner Spezialist E-4 beendet. Bei der Infanterie, nicht bei der Militärpolizei. Welche Verbindung gab es also zwischen einem MP-Major und einem E-4 bei der Infanterie? Anscheinend eine nützliche, sonst hätte Barr diesen Namen nicht erwähnt. Aber welche?
    Nach drei Stunden wusste Franklin, dass seine Suche aussichtslos war, weil Reacher nach 1997 vom Radarschirm verschwunden war. Komplett verschwunden. Er hatte nirgends eine Spur zurückgelassen. Aus den Unterlagen der Sozialversicherung ging hervor, dass er noch lebte, und das NCIC bestätigte, dass er nicht im Gefängnis saß. Aber er war verschwunden. Keine Kreditauskunft kannte ihn. Er war nicht als Besitzer von Immobilien, Autos oder Booten registriert. Er hatte keine Schulden. Keine Adresse. Keine Telefonnummer. Er war nicht zur Fahndung ausgeschrieben. Er war kein Ehemann, kein Vater. Er war ein Gespenst.
     
    James Barr verbrachte diese drei Stunden damit, ernstlich in Schwierigkeiten zu geraten. Alles begann damit, dass er aus seiner Zelle trat. Er wandte sich nach rechts, um zu den Münztelefonen zu gehen. Der Gang war so schmal, dass er einen anderen Kerl mit der Schulter anrempelte. Dann machte er einen schlimmen Fehler. Er hob den Kopf, schaute den anderen an und entschuldigte sich.
    Ein schwerer Fehler, denn als Fisch durfte man keinen anderen Insassen ansehen. Nicht ohne respektlos zu wirken. Das war eine Gefängnissitte, von der er nichts ahnte.
    Der Kerl, mit dem er Blickkontakt hatte, war ein Mexikaner. Er trug eine Bandentätowierung, die Barr jedoch nicht erkannte. Ein weiterer schlimmer Fehler. Er hätte sofort den Kopf senken, weiterschlurfen und das Beste hoffen sollen. Aber das tat er nicht.
    Stattdessen sagte er: »Entschuldigung.«
    Dann zog er die Augenbrauen hoch und lächelte bescheiden, als wollte er sagen: Ein schrecklicher Laden, was?
    Schwerer Fehler. Vertraulichkeit, sogar ein Hauch von angemaßter Intimität.
    »Was glotzt du an?«, fragte der Mexikaner.
    In diesem Augenblick verstand James Barr plötzlich alles. Was glotzt du an? Das war praktisch die Standarderöffnung. Kasernen, Bars, Straßenecken, dunkle Gassen … dies war keine Frage, die man hören wollte.
    »Nichts«, sagte er – und merkte dann, dass er alles noch viel schlimmer gemacht hatte.
    »Du nennst mich nichts?«
    Barr senkte den Kopf und schlurfte weiter, aber diese Reaktion kam viel zu spät. Er spürte den Blick des Mexikaners zwischen seinen Schulterblättern und gab die Sache mit dem Münztelefon auf. Die Telefone hingen am Ende des Korridors in einem geschlossenen Raum, der eine Art Sackgasse bildete, und er wollte sich nicht in die Enge getrieben fühlen. Deshalb machte er entgegen dem Uhrzeigersinn einen langen Rundgang, der ihn zu seiner Zelle zurückführte, in der er heil ankam. Er sah niemanden an, redete mit niemandem, streckte sich schweigend auf seiner Koje aus. Ungefähr zwei Stunden später fühlte er sich wieder besser. Er traute sich zu, mit ein bisschen Machogehabe fertig zu werden. Und er war größer als der Mexikaner. Teufel, er war größer als zwei Mexikaner.
    Er wollte seine Schwester anrufen. Er wollte sich vergewissern, dass ihr nichts fehlte.
    Er machte sich wieder auf den Weg zu den Münztelefonen.
    Dort kam er an, ohne belästigt zu werden. In dem kleinen Raum hingen vier Telefone an der Wand; vier Männer telefonierten gerade, und hinter ihnen bildeten die Wartenden vier Schlangen. Lärm, schlurfende Schritte, irres Lachen, Ungeduld, Frustration, abgestandene Luft, der Geruch von Schweiß, ungewaschenem Haar und altem Urin. Nach James Barrs Begriffen eine ganz normale Gefängnisszene.
    Dann war sie

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