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Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Titel: Jack Taylor auf dem Kreuzweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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danke.«
    Er gab mir eine Visitenkarte.
    »Meine Telefonnummern. Wenn Sie reden wollen, sich ein bisschen Zen reinziehen, ich bin in der Nähe.«
    Ich musste es wissen. »Verticken Sie immer noch Dope?«
    Ich kränkte ihn, und er zuckte ein bisschen zusammen. »Wie ich sagte, große Klappe, aber verticke ich? Auf jeden Fall, aber kein Dope.«
    Mehr wollte er nicht sagen, also gab ich ihm die Hand, was ihn amüsierte, und dann war ich weg.
    Der Suffkopp und der Dealer, ein Gespann, das sich in einem surrealen Augenblick der Zärtlichkeit bildete. Aber was weiß ich schon? Zärtlichkeit ist nicht mein Gebiet.
    Laut murmelte ich: »Und doch …?«
    Zen-mäßiger wird es nicht.

14
    Und an dies Kreuz …

A m nächsten Tag rief mich die Krankenschwester an, mit der ich mich angefreundet hatte, gab mir die Einzelheiten wegen der Beerdigung und schlug vor, Besorgnis in der Stimme: »Mr Taylor, vielleicht wäre es besser, wenn Sie nicht hingingen.«
    Darauf fiel mir nichts ein, mir war, als hätte ich eine gescheuert gekriegt.
    Sie sprach eilig weiter: »Seine Eltern, sie … äh … sie verlangen, dass Sie … ferngehalten werden.«
    Ich probierte: »Verstehe.«
    Ich verstand es nicht.
    Sie war ein angenehmer Mensch, und angenehme Menschen sind so selten wie stinknormale Höflichkeit. Ich sagte: »Danke, dass Sie so hilfsbereit sind.«
    Ihre letzten Worte lauteten: »Wir wissen, dass Sie den Jungen geliebt haben. Wir sehen ständig vernachlässigte und vergessene Patienten, aber Sie sind jeden Tag gekommen, und das eindeutig nicht, weil es Ihre Pflicht gewesen wäre. Gott segne Sie, Mr Taylor.«
    Scheiße.
    Mit offener Feindseligkeit wäre ich besser zurechtgekommen; wenn sie mir irgendwelche warnenden Vorschriften verlesen, mir gedroht hätte, was passiert, wenn ich am Grab auftauche. Freundlichkeit verwirrte mich nur. Und sie hatte unrecht, ich habe Cody nicht allein aus Liebe besucht. Es war auch Schuldbewusstsein, und das hasste ich.
    Ich war in meiner Wohnung, Stewarts Pillenfläschchen in der Hand, als es an die Tür klopfte. Ich stellte die Pillen auf den Tisch und machte auf.
    Wellewulst. Sie sah mitgenommen aus, als hätte sie tagelang nicht geschlafen.
    Sie war in Uniform. Ich hatte sie nicht oft in Polizeikluft gesehen, und sie machte keine gute Figur als Respektsperson, sah aus wie ein kleines Mädchen, das Gendarm spielt. Ihre Augen waren rot gerändert, und sie – konnte das sein? –, sie roch nach Schnaps.
    Wellewulst?
    Ich sagte: »Kommen Sie rein.«
    Sie kam rein, ging, als trüge sie das Gewicht der Welt. Sie setzte sich aufs Sofa, versank drin.
    Ich fragte: »… Ihnen was bringen – einen Tee, Kaffee, Glas Wasser?«
    Es dauerte etwas, bis sie antworten konnte, und ich dachte, sie wäre eingenickt, dann sagte sie: »Ich brauche einen Drink. Was haben Sie?«
    All die Jahre, in denen sie mich wegen Alkohols gepiesackt hatte. Die Vorlesungen und das Gemecker über mein Getrinke, und jetzt wollte sie was zu trinken von mir?
    Ich konnte nicht anders, schnappte: »Sie wollen einen Drink von mir? «
    Sie sagte traurig: »Wer hätte mehr Verständnis dafür?«
    Wellewulst hatte mir über die Jahre manch Garstiges gesagt, aber dies, dies erreichte mich in einer Art, die ich gar nicht analysieren möchte. Ich war nicht sicher, wie ich mit einer Wellewulst umgehen sollte, die verletzlich war.
    Sie sagte: »Dieser Tod hat mich aus der Bahn geworfen.«
    Jetzt war ich, um es mit ihren Worten zu sagen, aus der Bahn geworfen. Sie hatte Cody nicht mal gekannt.
    Ich rief: »Sie haben ihn nicht mal gekannt.«
    Sie setzte sich auf, sah mich an, fragte: »Ihn? Wovon reden Sie? Es geht nicht um ihn, es geht um die Schwester des Jungen – Maria.«
    Mein sinnentleerter Blick erboste sie, und sie schrie fast: »Der Junge, der gekreuzigt wurde. Sie haben ihn schon vergessen, obwohl Sie versprochen hatten, sich den Fall anzusehen. Nicht nötig. Seine Schwester, Maria, sie haben sie verbrannt, in ihrem Auto. Sie war nur anhand ihres Führerscheins und ihrer Zähne zu identifizieren. Alles andere … Alles andere … ist verbrannt … Der Rest ist wie ein … Scheißkartoffelchip.«
    Vor mir tanzte das Zimmer. Ich konnte nicht begreifen, was sie mir gesagt hatte, und musste mich mangels Gleichgewicht an die Wand lehnen.
    Sie stand auf, nunmehr besorgt, fragte: »Jack? Jack, alles in Ordnung?« Und streckte die Hand aus.
    Ich wischte sie weg, atmete ein paarmal tief ein und begann mich ein bisschen zu beruhigen.
    Sie trat einen

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