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Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Titel: Jack Taylor auf dem Kreuzweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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ist ein zorniges Baby.«
    King sah aus wie ein zorniges Baby, obschon ein sechzig Jahre altes. Er war vollkommen kahl und schien keine Augenbrauen zu haben. In seinem Gesicht war keine einzige Falte, und doch wirkte er, als wäre er schon ein paarmal um den Block gegangen und hätte dabei jedes Mal Dresche bezogen. Er saß hinter einem massiven Schreibtisch, und ich wette, dass er ein massives Auto fuhr. Er erhob sich nicht, um mich zu begrüßen, gab mir nicht die Hand, bleckte mich einfach an. Ich wusste, dass es nicht persönlich gemeint war, noch nicht. Er bleckte einfach gern. Die Welt hatte ihm die Spielsachen geklaut, und er hatte, bei Gott, vor, sie wiederzukriegen.
    Ich schnickte mein Identitätsdings auf und zu. »Gesundheitsamt.«
    Er holte einen kleinen Behälter aus seiner eindrucksvollen Jackentasche, rammte sich Schnupftabak in die Nase, zumindest glaube ich, dass es das war. Wenn es Koks sein sollte, konnte er sich meiner vollen Bewunderung sicher sein. Dann kam das irritierende Schniefen mit den Nasenlöchern, und ich wartete.
    Er plärrte, falls man das mit einem so feinen, dünnen Stimmchen kann: »Wo liegt das Problem?«
    Ich seufzte. Hilft immer, besonders, wenn man es sowieso satt hat, sagte: »Bei uns ist eine Beschwerde eingegangen.«
    Schon war er auf den Beinen, wollte wissen: »Von wem? Weshalb?«
    Ich holte mein Notizbuch hervor.
    »Es steht selbstverständlich nicht in meiner Macht, unsere Quelle preiszugeben, aber ich kann Ihnen sagen, dass es zu gewissen Besorgnissen im Hinblick auf das, was Sie exportieren, gekommen ist.«
    Er sah aus, als könnte er jetzt jederzeit explodieren.
    »Wir exportieren Fischdelikatessen, in Dosen versiegelt. Ich lasse mir die Dosen fertig liefern und schicke sie weiter zu unseren Märkten.«
    Ich sann darüber nach und sagte dann: »Es wurde die Vermutung geäußert, Ihr Erzeugnis enthalte … örm, noch etwas anderes als Fisch.«
    Jetzt sah es nach einer größeren Explosion aus.
    »Worauf zum Teufel wollen Sie hinaus?«
    Ich hätte versuchen können, ihn zu beschwichtigen, seinen Druck einen Strich niedriger zu fahren, aber wissen Sie was, ich mochte den Fiesling nicht, er war ein arrogantes Arschloch, gewohnt zu schreien, Wutanfälle zu haben – also beschloss ich, noch ein bisschen weiter zu heizen.
    »Unsere Quelle erwähnte, Sie könnten vielleicht – wie drück ich das jetzt aus? – auf Hunden basierende Bestandteile verwenden?«
    Er brauchte etwas Zeit, bis er das geschluckt hatte, und dann lachte er. Klang nicht wie ein durchschnittliches Gelächter, eher wie ein Mix aus Gegacker und Bosheit.
    »Ich verstehe. Jesus H. Christus, dieser Suffkopp, der hier war, ein total ausgebrannter Fall, hat uns weiszumachen versucht, dass Hunde geklaut wurden und wir sie für unsere asiatischen Märkte verwenden.«
    Ich spielte an der Hörhilfe herum, bemüht, den Typ leiser zu stellen. Er klagte an: »Stellen Sie was anderes ein?«
    Als wenn ich das könnte.
    Also stichelte ich weiter, fragte: »Und verwenden Sie solcherlei Material?«
    Er schien mich physisch angreifen zu wollen, überlegte es sich anders und sagte: »Das ist Rufschädigung. Wie war noch mal Ihr Name? Das kostet Sie Ihren Job.«
    Ich blieb mit der Stimme sachlich, sagte: »Ich habe Ihnen gar nichts vorgeworfen, lediglich eine simple Frage gestellt. Wenn Sie sauber sind, warum regen Sie sich dann so auf?«
    Er machte mit der rechten Hand eine »Und Schnitt!«-Geste, sagte: »Die Scharade ist vorbei. Wenn Sie wieder mit mir reden wollen, sprechen Sie mit meinem Anwalt. Jetzt machen Sie, dass Sie aus meinem Büro kommen.«
    Ich stand auf.
    »Danke für den Kaffee.«
    Er schwankte, sammelte sich.
    »Klugscheißer, was? Sie werden weniger selbstgefällig sein, wenn ich Ihre Planstelle überprüfen lasse. Und diesem Suffkopp, dem können Sie ausrichten, er soll sich hier nicht mehr blicken lassen.«
    An der Tür sagte ich: »Das könnte sich ein Weniges schwierig anlassen.«
    Wollte immer schon mal »ein Weniges« in einem Satz unterbringen – ob es sich wohl so hochnäsig anhörte wie erwartet.
    Hörte es sich.
    Er unterbrach sein Auf-und-ab-Wandern, fragte: »Warum? Ist er so schwerhörig wie Sie?«
    Dies ließ ich widerhallen, sagte dann: »Nein, er ist tot. Aber ich werde seiner Familie Ihre Anteilnahme ausrichten.«
    Im Empfang lächelte die Sekretärin, und ich sah ein schadenfrohes Glitzern in ihrem Auge.
    Ich sagte: »Netter Mann, Ihr Chef. Muss eine Freude sein, für ihn zu

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