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Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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glauben, dass wir auf die Party dieses kleinen Pimmels gehen.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Frauen dieses Wort verwenden.«
    »Worüber sollen wir uns denn sonst die ganze Zeit amüsieren?«
    Die Party hatte sich auf den Korridor ausgebreitet, und, ja, das Siebzigerjahrethema stach ins Auge. Schlaghosen, falsch: Schlaghosen mit Schlag wie Elefantenfüße, zerknitterte Samtjacken und tuffige Frisuren. Bei beiden Geschlechtern. Die Musik klang verdächtig nach Ballroom Blitz.
    Mir wäre wohler, wenn ich das nicht erkannt hätte.
    Wir drängelten uns durch die Menge, und Kirsten sagte:
    »Ganz offensichtlich Ihre Ära.«
    Jemand überreichte mir einen Joint, ich nahm einen Zug und bot die Tüte Kirsten an, die sagte:
    »Ich hab’s nicht so mit fremdem Speichel, zumindest nicht vor Publikum.«
    Terence erschien. Enges gelbes Hemd und hautenge gelbe Schlaghose mit breitem roten Gürtel. Ich sagte:
    »Er passt zu Ihrem Auto.«
    Schweiß troff von seinem Stirnband. Großes Lächeln, bis er mein »Mitbringsel« sah, dann:
    »Haben Sie den Scheißverstand verloren?«
    Ich bot ihm die Rauschgiftzigarette an, sagte:
    »Alles easy, Alter.«
    Ein Spanier in den Zwanzigern, unmöglich gut aussehend, trat herzu, nahm Terence bei der Hand, sagte:
    »Ich bin Cheraldo.«
    »Wie Gerald?«
    »Sí.«
    Ich glaube, er hatte mir mal in der Quay Street Kaffee serviert. Er trug ein schwarzes Seidenhemd und passende Hose und um den Hals eine große Goldkette. Die hätte man ins Pfandhaus tragen können, da hätte der Pfandleiher Augen gemacht.
    Gerald breitete die Arme aus, sagte:
    »Feuchtes gibt es in der Ecke.«
    Terence stürmte davon und sagte:
    »Wir sprechen uns noch, Taylor.«
    Ich wandte mich an Kirsten, sagte:
    »Er hat gar nicht ›Mutti‹ zu Ihnen gesagt.«
    Den Barmann erkannte ich von O’Neachtain’s. Er beugte sich vor, flüsterte:
    »Ich bin nicht schwul.«
    »Habe ich was gesagt?«
    »Nei n … Abe r … «
    Er zeigte auf die gleichgeschlechtlichen Pärchen, die sich bereits gesellig niederließen, sagte:
    »Ich möchte nur nicht, dass Sie glaube n … «
    »Ich glaube, wir hätten gern was zu trinken.«
    »Alles klar. Für die Dame?«
    »Scotch Eis. Machen Sie zwei draus.«
    Machte er.
    Jetzt war die Musik Gary Glitter: »Do You Want to Be in My Gang?«
    Kirsten sagte:
    »Sobald sie Village People spielen, bin ich weg.«
    Ich lachte, und sie sagte:
    »Ein Mann macht sich daran, die Welt zu zeichnen. Während die Jahre vergehen, bevölkert er eine große leere Stelle mit den Abbildern von Provinzen, Königreichen, Bergen, Buchten, Schiffen, Inseln, Fischen, Zimmern, Instrumenten, Sternen, Pferden und Individuen. Kurz bevor er stirbt, entdeckt er, dass das geduldige Labyrinth von Linien seine eigenen Gesichtszüge nachzeichnet.«
    Sie verstummte, kippte sich den Scotch hinter die Binde wie ein Schauermann. Weil ich letztens viel im Hafen gewesen war, wusste ich das. Ich sagte:
    »Eindrucksvoll.«
    »Das ist von Jorge Luis Borge s … El hacedor.«
    »Das sollten Sie mal Geraldo aufsagen.«
    »Diesem Blödmann würde ich Borges nicht mal borgen. ’tschuldigung, musste raus.«
    Ich dachte an Jeff und an seinen Text über Dylan und fragte mich, warum die Menschen sich so was Seltsames merkten, fragte:
    »Und warum haben Sie das auswendig gelernt?«
    »Keine andere Wahl.«
    »Ist Borges jetzt Pflichtlektüre?«
    Sie bedachte mich mit einem coolen, langsamen, trägen Blick. Der Scotch wirkte bereits und schürte ihre stets köchelnde Sinnlichkeit vollends. Sie sagte:
    »Dummerle. Sie müssen immer Schlüsse ziehen. Nichts ist je, wie es den Anschein hat. Mein Mann, mein lieber verstorbener, hatte sich das über den Badezimmerspiegel gepinnt. Da ist es offenbar haften geblieben.«
    » YMCA « begann, zu Schreien des Entzückens aus der Menge. Kirsten drückte mir das leere Glas in die Hand, sagte:
    »Ich habe Sie gewarnt.«
    Und weg war sie.
    Ich hinter ihr her. Mein Arm griff in den Korridor. Terry, inzwischen ernstlich dehydriert, rief:
    »Welches Spiel spielen Sie, Taylor?«
    »Ein Stratege m … Man konfrontiere die Verdächtige mit dem Klageführer; vielleicht gesteht sie.«
    »Sie sind doch voller Scheiße, echt jetzt.«
    »Auch das.«

»And you remain, inviolate.«
    Johnny Duhan, Inviolate

K irsten ging schnell in Richtung Franziskanerkirche. Ein sehr betrunkener Geschäftsmann schwankte am Wagenschlag seines BMW und lallte »Galway Girl«.
    Letztes Mal hatte ich das gesungen von Steve Earle auf der Bühne in der

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