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Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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ihrem Rezeptionstresen, sagte:
    »Heute habe ich Dana gesehen.«
    Bestimmt gibt es darauf eine schlüssige Erwiderung. Ich winkte vage und nahm die Treppe. Dachte:
    »Und jetzt einmal gepflegt Augen zu.«
    Öffnete meine Tür, und mir bot sich eine Szenerie des Chaos. Das Zimmer lag in Trümmern. Meine Bücher, zerrissen, waren auf dem Fußboden verstreut, das Bett umgekippt, und tiefe Schlitze klafften in der Matratze. Überall lagen Klamotten, entzweigerissen. Ein starker Uringeruch ging von der ruinierten Garderobe aus. Die Vorhänge waren ins Waschbecken gestopft worden.
    Ich machte die Tür zu, versuchte, meinen Kopf anzuwerfen. Begutachtete den Schaden und überprüfte die Sprungfedern des Bettes. Die Pistole war weg.
    In der Garderobe hatte ich vorher unter großen Mühen ein Regalbrett angehoben und die Drogen versteckt. Hob es wieder an und ließ einen kleinen Seufzer der Erleichterung frei. Sie waren unberührt.
    Griff mir zwei Höchstleistungspillen und schluckte sie trocken runter.
    Ging auf der Suche nach einem Wasserglas zum Waschbecken. Das Glas war in tausend Stücke zerbrochen. Ich zog die durchweichten Vorhänge heraus und ließ sie auf den Boden plumpsen. Neigte das Haupt und trank aus dem Hahn. Richtete mich auf und griff nach meinen Lullen, zündete mir eine an. Starrte den Klamottenhaufen an. Heiland, würde ich je die Energie aufbringen, erneut einkaufen zu gehen? Ich musste ständig mit allem von vorne anfangen. Über meine so überaus geschätzte Büchersammlung hätte ich weinen können. Die Bücher waren nicht nur zerrissen, sondern schienen grausam verstümmelt worden zu sein, die Umschläge teilweise kaum noch identifizierbar. Das Rückgrat meiner noch so dürftigen Belesenhei t … Merton, Chandler, Yeats. Dichter, Krimiautoren, Philosophen, Blender, alle in einem Kuddelmuddel der Zerstörung verwoben. Eine bessere Grabinschrift für mein Leben würde ich kaum finden.
    Kiki, meine Ex-Frau, hatte versucht, mir einen Schnellkurs in Philosophie zu verpassen, um mich ans Denken zu kriegen.
    Ich hatte protestiert.
    »Was ich am meisten will, ist nicht denken. Was meinst du, wozu die Ozeane von Schnaps da sind?«
    Sie hatte nicht lockergelassen.
    ’türlich hatte ich nach jedem Strohhalm der Verzweiflung, jedem Fünkchen Hoffnungslosigkeit gegriffen. Ich konnte den Namen Kierkegaard nur schwer und nicht sehr überzeugend aussprechen, aber an eins erinnere ich mich:
    Je größer die Verzweiflung ist im Leben, desto eher ist man fähig zu sehen.
    Nach meiner Berechnung müsste meine Sehkraft inzwischen allumfassend sein. War aber leider gar nicht wahr. War ich mit Selbstmitleid verstopft? Jede Wette.
    Neben Gewinsel, Geträume und Gelaber ist es diese Selbstmitleiderei, die ein Alkoholiker am besten draufhat.
    Ich latschte die Treppe hinunter, näherte mich Mrs Bailey. Sie lächelte unverbindlich, und mir sank das Herz. Ich sagte:
    »Ich muss Ihnen etwas Beunruhigendes sagen.«
    »Ah, sagen Sie nicht, Sie gehen wieder nach London.«
    »Nei n … , nein. Mein Zimmer wurde verwüstet.«
    »Verwüstet?«
    »Durchwühlt und geplünder t … Ein Einbruch.«
    »Diese Bagaluten.«
    »Was?«
    »Diese Spitzbuben, die heutzutage frei herumlaufen. Keinen Respekt vor gar nichts.«
    »Ich werde für den Schaden aufkommen.«
    »Gehen Sie mir damit weg. Das soll die Versicherung zahlen.«
    »Sie sind versichert?«
    »Nein, aber das wollte ich schon immer mal sagen.«

DAS MAGDALENENSTIFT
    D as andere Geräusch, das man in der Wäscherei hörte, war Husten. Wie ein Kehrreim aus der Hölle. Die Mädchen rauchten alle Kette; es machte die Ödnis leichter erträglich und gab ihnen ein Gefühl von Erwachsensein. Die feuchten Dämpfe, kombiniert mit dem Nikotin, erzeugten den quälenden Husten aus den tiefsten Tiefen der Verzweiflung herauf. Wenn Luzifer dies Geräusch hörte, begann sie zu lächeln, ohne es selbst zu merken. Das Lächeln fing in den Augenwinkeln an und breitete sich im Takt ihrer Schritte aus, wenn sie den Raum der Länge nach durchpirschte. Die Mädchen, die Köpfe gesenkt, versuchten, ihre Laune zu schätzen. ’türlich war es immer eine Stinklaune, aber der Grad ihres Zorns variierte.
    Ihr Lieblingstrick war, ein Mädchen auszuwählen und ihm einen Stapel Vorhänge zum Nähen zu geben. Fast lullte sie das Geschöpf mit süßen Worten ein, und dann, aus dem Nirgendwo, holte sie mit der Faust aus und schickte das Mädchen kreischend und sich um die eigene Achse drehend zu Boden.
    »Du

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