Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Taylor fliegt raus

Jack Taylor fliegt raus

Titel: Jack Taylor fliegt raus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
Vom Netzwerk:
Zu seinen Lebzeiten nie ein gutes Wort gehabt und ihn im Tode Lügen gestraft.
    Er hatte zu mir gesagt:
    »Deine Mutter meint’s doch gut.«
    Sie meinte es nicht gut.
    Damals nicht, niemals.
    Ihre Sorte gedeiht von der Güte anderer. Das Gutmein-Credo entschuldigt jede verabscheuungswürdige Tat des kalkulierten Lebens, das sie führen. Ich sehe so gern Fotos von Diktatoren, Tyrannen, Kriegsherren. Irgendwo hinten findet man »Mama« mit einem Gesicht aus Stein und Augen aus reinem Granit. Sie sind die Banalität des Bösen, welche die Menschen so fleißig erörtern und so selten erkennen.
    Sean hatte immer gut von ihr gesprochen, versucht, meine Einstellung zu ändern, hatte gesagt:
    »Sie liebt dich, Jack, auf ihre Weise.«
    Sie blieb mit ihm in Verbindung, ich glaube, um mich im Auge zu behalten. Ich sagte zu ihm:
    »Erzähl ihr nie, und wenn ich ›nie‹ sage, meine ich nie, irgendwas über mich.«
    »Jack, sie ist deine Mutter.«
    »Das meine ich ernst.«
    »Arrah, das sagst du doch nur so.«
    Nachdem ich den Gin niedergemacht hatte, setzte der freie Fall ein. Ich erinnere mich an nichts, bis ich im Haus meiner Mutter zu mir kam. Mutters Ruin, Mutters Ruine.

NEIN

ZUM
SEGEN

S chlug die Augen auf. Erwartete eine Zwangsjacke oder eine Gefängniszelle oder beides. Fühlte mich jenseits von schlecht. Ich war in einem Bett, einem frischen, sauberen Bett. Versuchte, mich aufzusetzen, und mein Herz tat einen Satz vor Entsetzen. Eine schwarze Gestalt saß am Fußende des Betts.
    Ich muss gekreischt haben; die Gestalt sprach.
    »Entspanne dich, Jack, du bist in Sicherheit.«
    Gelang mir, die Brennweite auf die Gestalt einzustellen, fragte:
    »P. Malachy?«
    »Ich bin’s.«
    »Was? Wie?«
    »Du bist bei deiner Mutter.«
    »Oh Jesus. «
    »Missbrauche nicht den Namen des Herrn.«
    Ich wollte etwas anderes sagen, aber ich musste es wissen.
    »Wohnen Sie hier?«
    »Sei kein Blödmann. Deine Mutter hat mich gerufen.«
    »Scheiße!«
    »Hüte diese Zunge, Bürschlein. Ich werde kein Fluchen dulden.«
    »Sie können mich ja verklagen.«
    Ich merkte, dass ich einen Pyjama anhatte, einen alten,bequemen Pyjama, hundertmal gewaschen, und sagte dann:
    »Oh Gott, ich glaube, der gehört meinem Vater.«
    »Möge er in Frieden ruhn. Obwohl ich fürchte, dass er sich angesichts deiner Possen im Grabe umdreht.«
    Es gelang mir, mich auf die Bettkante zu setzen, und ich fragte:
    »Wie sieht es mit Tee aus?«
    Er schüttelte traurig den Kopf. Ich fragte:
    »Was? Kommt Tee nicht in Ihrem Breve vor?«
    »Du hast dich äußerst übel betragen, weißt du. Vor deiner eigenen Mutter geflucht. Als ich herkam, warst du nicht mehr bei Bewusstsein.«
    Ich versuchte, meinen zerstückelten Geist zusammenzusetzen. Konnte ans Licht zerren, dass es Freitagabend gewesen war, als ich mich besoff. Atmete tief ein und fragte:
    »Was für ein Tag ist heute?«
    Er bedachte mich mit einem Blick, der beinah mitleidig war, und fragte:
    »Weißt du das wirklich nicht?«
    »Doch, ich frage bloß aus Quatsch.«
    »Es ist Mittwoch.«
    Ich ließ den Kopf in die Hände sinken. Ich würde eine Arznei brauchen, und zwar bald. Malachy sagte:
    »Sean wurde gestern beerdigt.«
    »War ich da?«
    »Nein.«
    Ich musste mich ganz dringend übergeben, und das eine Woche lang. Malachy fuhr fort:
    »Seans Sohn, er heißt, glaube ich, William, ist aus England heimgekehrt. Er wird die Kneipe übernehmen. Scheint ein vernünftiger Bursche zu sein.«
    Malachy stand auf, sah auf seine Uhr und sagte:
    »Ich habe eine Messe. Ich hoffe, du wirst dich deiner Mutter gegenüber anständig verhalten.«
    »Sie rauchen gar nicht, haben Sie aufgehört?«
    »Gott hat es noch nicht für angebracht gehalten, mich vondieser speziellen Bürde zu befreien, aber nicht einmal imTraumewürdeichimHausedeinerMutterrauchenwollen.«
    »Gott ist schuld, was?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Warum nicht? Ich geb ihm ständig die Schuld.«
    »Und du siehst, was dabei herauskommt. Kein Wunder.«
    Dann war er weg. Meine Klamotten waren
    gewaschen
    gebügelt
    zusammengelegt
    am Fußende des Bettes.
    Ich kämpfte mich in sie hinein. Dauerte etwas, während mich Übelkeitsanfälle verschlangen. Ich atmete tief ein und ging treppab. Sie war in der Küche, machte Küchensachen. Ich sagte:
    »Tag.«
    Sie drehte sich um, um mich anzusehen. Meine Mutter hat gute, starke Gesichtszüge, aber sie sind falsch angeordnet. Zusammengenommen ergeben sie Strenge. Tiefe Falten auf der Stirn und neben der Nase. Ihr Haar

Weitere Kostenlose Bücher