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Jack Taylor liegt falsch

Jack Taylor liegt falsch

Titel: Jack Taylor liegt falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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Englisch, wie er eine kleine Tasche in einer Café-Ecke vergessen hat. Aber jetzt ist er fassungslos, so viele Cafés, eins sieht aus wie ’s andre. Seine ganzen Wertsachen sind drin, Ticket, Pass, Kreditkarten.«
    »Der räudige Bastard. Was springt für ihn raus?«
    »Er will gar nichts, zumindest nichts Materielles. Ihn macht das Mitgefühl der beiden an, ihre vereinte Bestürzung angesichts seines Missgeschicks.«
    »Kennst du ihn?«
    »Klar, er war mal Polizist.«
    »Jemand sollte ihm was an die Backe hauen.«
    »Warum? Das ist das hochgelobte ›opferlose Verbrechen‹ in all seinem klassischen Glanz. Alles, was er ihnen raubt, ist ihre Zeit und ein Tröpflein von ihren Gemütsbewegungen.«
    Wir gingen hinaus, und ich sagte:
    »Bryson hat ein Studio-Apartment in der Nähe des Hafens.«
    Keegan hatte den Deal mit dem Mitgefühl noch nicht verarbeitet.
    »Dies ist ein seltsames Land, und du, Jack, bist vielleicht sein seltsamster Bewohner.«
    »Och, Keegan, komm, sag nicht, du hättest solche Typen nicht auch in deinem Revier.«
    »Tausende. Aber in London würde er sich ihre Adresse besorgen, an einem schlappen Dienstag angesaust kommen, die Frau vergewaltigen und den Mann enthaupten.«
    »Das ist passiert?«
    »Ich hatte mal einen Hund, Meyer Meyer nach einer Figur von Ed McBain, einen Mischling. Ich habe gehört, Hunde sind prima zum Aufreißen von Mausis.«
    »Und hat es geklappt?«
    »Er hat die Mausis gekriegt und ich die hässlichen alten Tölen. Manche kläffen immer noch.«
    Ich lachte.
    »Damals war ein Psycho zugange, die Zeitungen nannten ihn ›die Fackel‹. Er hat Meyer mit Benzin übergossen und ein Streichholz drangehalten.«
    »Heiland.«
    »Ich hab den ollen Meyer gemocht, er hat mir angenehm Gesellschaft geleistet.«
    »Was hast du mit der Fackel gemacht?«
    »Nichts.«
    »Komm schon, Keegan.«
    »Wir haben ihn nie geschnappt.«
    »Oh.«

»Auch meine Halbwahrheiten waren
heftig untertrieben.«
    Phyl Kennedy

C hristopher Quarrie, der Drehbuchautor von Die üblichen Verdächtigen, wurde mit The Way of the Gun Regisseur und hat mal erzählt:
    »Ich hatte Angst davor, James Caan zu beschäftigen, weil ich alles Mögliche über ihn gehört hatte. Am Set hat er dann gleich als Erstes zu mir gesagt: ›Sie perverse Sau.‹ Ich glaube, über mich hatte er auch alles Mögliche gehört.«
    Dies erzählte ich Keegan, als wir uns der Merchants Road näherten, nur einen Fischdampfer vom Hafen entfernt. Ich fragte ihn:
    »Wie spielen wir das jetzt?«
    Er lächelte sardonisch und sagte:
    »Korrekt.«
    Er zog Schlüssel hervor und schloss uns die Haustür auf. In den 1. Stock, zur Nr. 107, das Apartment. Keegan wieder mit den Schlüsseln, und wir waren drin. Die erste Wahrnehmung war Geruch, Gestank von Räucherstäbchen. Keegan sagte:
    »Unser Junge raucht gern was.«
    »Er raucht Weihrauch?«
    »Ermittle weiter.«
    Ich versuchte es.
    Ein großes Wohnzimmer, das aussah wie eine Müllhalde. Vorleger auf dem Fußboden, überall verstreute Kleidungsstücke. Keegan sagte:
    »Räumt gar nicht schön auf, das Bürschlein.«
    Die Küche war das Chaos. Ausgediente Fast-Food-Pappen auf jeder Oberfläche. In der Spüle Stapel von Geschirr. Keegan befahl:
    »Du machst das Wohnzimmer, ich mache Unordnung im Schlafzimmer.«
    Ich fand einen Stapel Time Out, das Ausgehmagazin, die Seiten mit den Tipps für Schwule besonders eselsohrig. Auf dem Tisch lag Gore Vidal von Fred Kaplan. Das rief ich Keegan zu und merkte an:
    »Scheiße, das ist sogar signiert.«
    »Von Fred oder von Gore?«
    Ich war beeindruckt von der Frage. Er kam mit einem Stapel Zeitschriften aus dem Schlafzimmer und sagte:
    »Hardcore- SM , schwul, Fetisch und der immerwährende Favori t – , Schmerz.«
    »Genügt nicht als Beweis, oder?«
    »Beweise sind stark überbewertet.«
    »Nicht vor Gericht.«
    »Das glaubst aber auch nur du. Siehst du dir im Fernsehen nie Die Praxis an?«
    Wir stöberten weiter, fanden aber nichts mehr. Als wir gingen, steckte ich mir den Vidal ein. Keegan sagte:
    »Den Verlust wird er bemerken.«
    »Ich weiß.«
    »Und das halbe Kilo Gras?«
    »Du hast seinen Stoff mitgenommen?«
    »Oder umgekehrt.«

A n jenem Abend befüllte ich das Bücherregal. Ich hatte Charlie Byrne’s wieder einen Besuch abgestattet und war voll beladen davongegangen. Ich war nicht analfixiert, brauchte diese Bände nicht im Autorenalphabet oder ordentlich ausgerichtet. Nein, ich mischte lieber. Stellte Paul Theroux neben Marco Girolamo Vida (149 0–

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