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Jack vs Chris

Jack vs Chris

Titel: Jack vs Chris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rigor Mortis , Kataro Nuel
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auf das Haus an einen Baum. Ich atme tief durch und drücke den Zünder.
     
          Alle Geräusche ausgeblendet sehe ich nur, wie das Haus förmlich auseinander fetzt. Eine Feuerwalze zerstört alles im Umkreis. Die Druckwelle erreicht selbst mich noch, und die Erschütterung des Bodens wird bis ins nächste Dorf wahrgenommen werden.
    Langsam gleite ich am Stamm hinunter und beobachte das Ausmaß meiner Zerstörung. Es erfüllt mich mit Stolz und Glück, bringt mir eine innere Ruhe, wie ich sie selten verspüre.
     
          Sirenen erklingen, von weitem sieht man die heraneilenden Fahrzeuge, doch sie kommen alle zu spät. Schaulustige, Polizisten, Feuerwehr, Sanitäter und auch Reporter sind anwesend. Entsetzen ist zu vernehmen, Unverständnis und sogar Anklagen. Man hätte gewusst, dass es so kommen würde … Die Menschheit, allwissend und doch machtlos!
     
    Ich ziehe mich zurück, es gibt nur noch eins, dass ich will: zu Chris.
     
     
    Chris
    Freitag der 23.;
     
          Kalt läuft die Cola meine Kehle hinunter, ein gutes Gefühl bei der Hitze. Ich fühle mich frei, zum ersten Mal seit Jahren unbeschwert und frei. Ich muss mich nie wieder verstecken, nie wieder Angst haben. Ausgelassen kommt ein Lachen aus meiner Kehle, ich wende mich den Tanzenden wieder zu und bewege mich zum Beat. „FREI! FREI!“, schreie ich in meinem Inneren, während mein Körper sich scheinbar schwerelos über die Tanzfläche bewegt. Mein Körper stockt, mein Herz stolpert, als ich Lippen an meinem Nacken spüre, die sich langsam zu meinem Ohr emporarbeiten. Zärtlich fährt eine Zunge über dieses, und eine mir nur allzu bekannte Stimme haucht: „Du bist gebrandmarkt!“, dann umschließt eine Hand mein Handgelenk, ein Brennen setzt ein, während auch schon der Atem von meinem Ohr weicht, nur das Brennen bleibt zurück. Wie betäubt stehe ich da, kann es nicht glauben. „An alle Streifen: Jack wurde angeblich gesichtet, wer sich am Hafen aufhält bitte …“, dringt der Funkspruch an mein Ohr. Er ist zurück und hat mich gebrandmarkt, oder? Langsam hebe ich meine Hand, blicke auf das Gelenk. Angeschwollen und rot scheint ein eigener Puls in ihm zu schlagen. Ganz zart, der intensiven Verbrennung folgend, entdecke ich ein J. Er hat mich gefunden, ist zurückgekommen und hat mich am Leben gelassen. Was hat das zu bedeuten?
     
          Damit ist mein Abend beendet. Weiterhin in den Fängen der Benommenheit schwebend gehe ich nach Hause. Mein Handgelenk schmerzt, und das scheint meinen ganzen Körper zu durchfluten. Mit Brandsalbe, einem Verband und Kühlakku verschwinde ich in meinem Bett. Vergessen, ich will alles vergessen und das freie Gefühl zurück.
    Doch am Morgen ist es Gewissheit, es war kein Traum, die Wirklichkeit hat mich eingeholt. Jack hat mich gefunden. Müde und träge tragen mich meine Beine in die Küche, ein neuer Kühlakku muss her, das Brennen ist bestialisch. Das Klingeln an der Haustür versuche ich zu ignorieren, doch es hört einfach nicht auf. Eilig kleide ich mich in einen Bademantel und öffne. Der Postbote lächelt mir entgegen, reicht mir ein Päckchen und hält mir ein Brett unter die Nase. Schnell unterschreiben, höflich bedanken und ich schließe wieder die Tür.
     
          Der Absender meiner Eltern? Wie kann das sein? Neugierig und mit einem flauen Gefühl im Magen, setze ich mich aufs Sofa, öffne das Paket. Das Erste, was ich erblicke, ist Geld. Zwanzig Scheine zähle ich, die zusammen einen Tausender ergeben. Überrascht sehe ich weiter nach, ein Holzkästchen ist das Nächste, was mir ins Auge fällt. Ich kenne es, die Schatztruhe meiner Mutter, denn jeden Tag legt sie dort das Wichtigste hinein, was sie als solches empfindet. Unbedacht öffne ich es, während meine Augen weiter das Päckchen durchforsten. Den Inhalt des Kästchens lasse ich unbeachtet in meine Hand fallen und dann erst geht mein Blick dort hin. Die Augen meiner Mutter blicken mich an, intensiv blau und doch leblos und kalt. Entsetzt lasse ich sie fallen. Mein Herz will sich aus meiner Brust befreien, nur so erklärt sich das hämmernde Schlagen. Mit zitternden Fingern greife ich einen Umschlag: „Für dich!“, steht in filigraner Schrift geschrieben. Tief durchatmend öffne ich die Hülle und greife hinein. Bilder ertaste ich, und was ich dann zu sehen bekomme, lockt mir ein Lächeln ins Gesicht. „Danke!“, spricht meine innere Stimme und denkt an braune Augen, die den Tod vorhersagen. Dafür kann ich

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