Jack West 02 - Die Macht der sechs Steine
anderes als die Erklärung für das Gleichgewicht unseres Universums, die bislang unerklärlich war. Das Gleichgewicht eines Universums, das sich einerseits seit dem Urknall stetig ausdehnt und dennoch von einer Gegenkraft unter Kontrolle gehalten wird. Das ist sensationell! Hochkomplexes Wissen wird von einer überaus großzügigen früheren Zivilisation an uns weiterge ... «
Aus dem Nichts zerriss ein Schrei die Stille und hallte von den Bergen wider. Schweigend spähten alle in die sie umgebende Landschaft. Al-bys Entdeckung hatte sie für einen Moment vergessen lassen, wo sie waren.
Als wieder Ruhe eingekehrt war, fuhr Wizard fort: »Ich würde nur zu gern wissen, was auf der letzten Seite der Säule steht. Gute Arbeit, Alby, das hast du wirklich prima gemacht. Jack hat ja immer schon gesagt, dass du etwas ganz Besonderes bist. Lily kann sich glücklich schätzen, einen Freund wie dich zu haben.«
Alby strahlte.
Zoe hatte die Diskussion mit Interesse verfolgt. Wenn sie sich auf diese Probleme und Rätsel konzentrierte, lenkte sie das wenigstens von dem Gedanken ab, dass sie Jack verloren hatten. Sie lehnte sich vor: »Wenn das nun also das Wissen ist, was ist dann mit der nächsten Belohnung, Hitze«
Alle Augen richteten sich auf Wizard.
»Etwas ähnlich Hochentwickeltes, nehme ich an. Aber es wird etwas anderes sein als reines Wissen wie dies hier. Ich kannte einmal einen amerikanischen Wissenschaftler, der sich mit den Ramsessteinen beschäftigte, einen Kollegen vom MIT namens Felix Bonaventura.
Bonaventura interessierte sich vor allem für die zweite Belohnung. Er vermutete, dass mit Hitze irgendeine Art von Energie gemeint war, denn schließlich gehen ja alle uns bekannten Energiequellen mit Wärmeentwicklung einher: Kohle, Dampf, Verbrennungsmotoren und sogar Atomkraft. Aber wenn man Wärme oder Bewegung ohne irgendwelche Brennstoffe erzeugen könnte, hätte man eine nicht versiegende Energiequelle.«
»Meinst du damit ein Perpetuum mobile?«, fragte Alby ungläubig.
Zoe warf ein: »In China würden sie für so was über Leichen gehen. Die ersticken ja gerade an der Verschmutzung durch ihre Kohlekraftwerke.«
»In Amerika auch«, ergänzte Alby. »Dann brauchten sie kein Öl mehr aus dem Mittleren Osten.«
»Die ganze Welt würde auf den Kopf gestellt«, sagte Wizard. »Die Saudis und ihre riesigen Ölvorkommen brauchte keiner mehr. Kohle wäre wertlos. Selbst die Kriegführung wäre anders, als wir sie kennen. Wusstet ihr, dass die Nazis am Ende des Zweiten Weltkriegs auf Pferde und Fuhrwerke zurückgegriffen haben, weil sie kein Benzin mehr hatten? Eine Belohnung wie schiere Hitze würde mit Sicherheit die Welt verändern.«
Den ganzen Nachmittag über waren Zoe und Solomon damit beschäftigt, einen der Huey-Hubschrauber wieder flottzumachen. Anders als die Motoren der Lastwagen waren die der Helis noch einigermaßen intakt, und Teile, die bei dem einen fehlten, konnte man meistens aus dem anderen ausbauen.
Am späten Nachmittag kam Solomon vom Hubschrauber herüber und wischte sich die Hände an einem Lappen ab. »Ladies und Gentlemen, Ihr Helikopter ist so weit.« Wizard stand auf. »Dann suchen wir jetzt mal nach den Neetha.«
DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO
10. BIS 13. DEZEMBER 2007
Der verrostete alte Huey-Helikopter flog tief über dem hügeligen Dschungel des östlichen Kongo. Er hatte immer noch keine Landekufen.
Während Zoe den Hubschrauber flog, saß Wizard neben ihr in einem einzigen Durcheinander aus Karten, Notizen und seinem Laptop.
»Vor ein paar Jahren haben Jack und ich mal ein paar Nachforschungen über die Neetha angestellt«, sagte er und suchte nach einer bestimmten Seite in seinen Notizen.
»He, dieses Bild habe ich schon mal gesehen«, sagte Zoe. Es war ...«
»Es war am ersten Eckpunkt«, vollendete Wizard. »Und das legt nahe, dass es zwischen unserer Suche und den Neetha eine Verbindung gibt. Der Schlüssel allerdings ist Hieronymus.« Er klickte sich durch die Dokumente in seinem Laptop. »Hieronymus ... Hieronymus ... ah, hier ist er ja.«
Wizard hatte den Eintrag gefunden, den er gesucht hatte: den Scan einer antiken, auf Griechisch beschriebenen Schriftrolle.
»Was ist das?«, fragte Lily.
»Es ist eine Schriftrolle, die in der Bibliothek von Alexandria lag. Sie stammt von dem großen griechischen Lehrer und Forschungsreisenden Hieronymus.«
Vor Jahren hatten Wizard und Jack im Atlasgebirge eine riesige Sammlung von Schriftrollen
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