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Jackpot - wer traeumt, verliert

Jackpot - wer traeumt, verliert

Titel: Jackpot - wer traeumt, verliert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Knoesel
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hier raus und dann die einzige Tür rechts.« Phil streckte den Arm aus wie ein Fernsehmoderator, der einen Gast ankündigt. »Bitte sehr!«
    Chris kramte in seinen Hosentaschen und fand den Zehner und den Zwanziger. »Hier!« Er schmiss die beiden Scheine Phil vor die Füße. »Kannst ja mal wieder ins Riva gehen mit deinen Freunden.«
    Phil warf einen Blick auf die Scheine am Boden, machte aber keine Anstalten, sich zu bücken. Dafür ließ er den Geldbeutel auf den Tisch fallen. Er fixierte Chris. »Das war ein Mal , dass ich im Riva war. An meinem Geburtstag !«
    »Ja. Das war auch okay. Du hättest mir vielleicht ’n Stück Pizza mitbringen können – aber auch das ist okay. Nur sag mir bitte nicht, dass ich hier das Geld zum Fenster rausschmeiße!«
    »Ich hab wenigstens noch Freunde, im Gegensatz zu dir.«
    Chris lachte. Obwohl er so wütend war, dass er seinem Bruder am liebsten eine reingehauen hätte. Nur leider war der zu groß dafür. »Ja! Freunde, die immer noch glauben, dass du in Schwabing wohnst, weil du ihnen nie die Wahrheit gesagt hast. Freunde, die zu blöd sind, um zu merken, dass das alles nur Show ist, was du da hinlegst, den alten Schulweg heimgehen und so. Bevor du dann in den Bus steigst hierher. Auf solche Freunde kann ich verzichten.«
    »Was weißt du schon?« Phil hob jetzt doch die Scheine auf.
    »Eine ganze Menge«, sagte Chris. »Ich glaub nämlich nicht mal, dass die zu blöd sind. Die sind zwar blöd, aber so blöd auch nicht. Denen ist einfach egal, was mit dir los ist. Die schauen dich doch nicht mal richtig an!«
    »Bist du fertig?« Phil zog ein Taschentuch aus seiner Hose und putzte sich die Nase. Seine Wangen waren rot von der Kälte draußen.
    »Nein«, sagte Chris. »Weißt du was? Das Zimmer hier kannst du auch haben! Ich zieh einfach ins Wohnzimmer, schau.« Chris ging an Phil vorbei nach nebenan. »Mach ich’s mir eben da gemütlich. Obwohl – halt! Geht gar nicht, hier wohnt ja Papa.« Er deutete auf die Schlafcouch, die seit Wochen unbenutzt war. »Aber tut er das überhaupt noch? Bin ich mir gar nicht mehr so sicher – du? Glaub mir, Bruder, wenn einer deine Scheißlaune versteht, dann ich. Aber lass sie nicht an mir aus, okay!«
    Chris dachte, klar, natürlich könnten sie jetzt auch in getrennten Zimmern schlafen. Wenigstens solange ihr Vater nicht da war, die Couch nebenan war ja frei. Aber das würde selbst Phil nicht tun. Es war wie eine unausgesprochene Abmachung zwischen ihnen. Denn dann hätten sie aufgegeben, daran zu glauben, dass ihr Vater noch mal zurückkäme.
    »Warum streiten wir uns eigentlich dauernd?«, fragte Chris.
    Das Bett über ihm quietschte, als sich Phil von einer Seite auf die andere drehte. »Weil du mich nicht schlafen lässt!«
    »Nein, im Ernst.«
    Sie hatten nur Vorhänge, keine Rollläden, so wurde es nie ganz dunkel in ihrem Zimmer – wegen der Lampen im Hof, die man aus Sicherheitsgründen angebracht hatte. Im Sommer hatte es hier in der Siedlung zwei Überfälle gegeben, einer davon mit Todesfolge.
    »Weil wir total am Arsch sind, Chris. Weil nur noch fünfzig Euro übrig sind von dem Geld, das uns Onkel Willi dagelassen hat. Also erwarte dir bitte kein allzu großes Weihnachtsgeschenk dieses Jahr.«
    Chris betrachtete die blinkende Weihnachtsdeko, die an einem der Fenster im Haus gegenüber hing: eine Lichterkette und darunter ein Nikolaus, der das Haus hochkletterte, einen vollgepackten Sack auf dem Rücken. »Kein Problem«, sagte Chris. »Ich hab ja die DVDs, schon vergessen? Kriegst sogar eine ab, wenn du willst.«
    »Welche denn, die Vampirschnulze?«
    Chris musste grinsen. »Ich dachte, das Mädchen gefällt dir. Und du siehst ein bisschen so aus wie dieser Werwolfbubi.«
    Phil über ihm grummelte, und wieder quietschte das Bett und die Bettdecke raschelte, als Phil sich erneut umdrehte. »Ja – dumm nur, dass der das Mädchen nicht kriegt. Aber danke für das Kompliment.«
    Chris dachte daran, wie sie früher – ganz früher – heimlich alle Decken und Kissen aus den anderen Zimmern geholt hatten, wenn sie abends noch nicht einschlafen wollten. Und wie sie sich damit Höhlen gebaut hatten in ihrem Zimmer, um darin mit ihren Superheldenfiguren zu spielen oder mit ihren Dinosauriern. »Phil?«
    »Ja?«
    »Sind wir wirklich total am Arsch?«
    Phil gab ein Stöhnen von sich, sagte dann aber erstaunlich sanft: »Wir sind jedenfalls kurz davor. Heute war ein Brief von der Wohnungsgesellschaft in der Post. Die fragen sich,

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