Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
Männer die Hände um ihre Waffen legten. Selbst jenen, die kein Persisch verstanden, war die Bedeutung klar.
    »Du wagst die Annahme des Gastgeschenks zu verweigern?« fragte Akbar Khan auf persisch und wiederholte die Worte schnell noch einmal auf Paschtu. Das Publikum wurde noch sprungbereiter, und Kit hatte den unmißverständlichen Eindruck, sie warteten nur auf den Befehl, über ihn herzufallen.
    »Ein Geschenk, das eigentlich eine Beleidigung ist«, erzürnte sich Kit und gab der vor ihm zusammengekauerten Frau wieder einen Stoß. Sie zuckte, ob vor Angst oder Anspannung oder Entrüstung über sein Benehmen, konnte er nicht feststellen. Niemals hätte er sich eine furchterregendere Hölle vorstellen können. Akbar Khan bot ihnen einen Ausweg, aber wenn Kit auch nur einen Fehler machte, würde der Sirdar nicht zögern, sie den blutrünstigen Ghilzai zu überlassen. »Du nötigst mich, im Namen der Gastfreundschaft eine Frau anzunehmen, die du verstoßen hast? Verantwortung zu übernehmen, die du von dir weist?«
    »Du nimmst die Beleidigung oder den Tod, Ralston, Huzoor« ,verkündete Akbar Khan. Seine Hand hob sich und warf ihm etwas zu. Ein silberner Schatten flog durch die Luft und landete vor seinen Füßen: ein Schlüssel.
    Kit starrte ihn einen Augenblick lang verwirrt an, dann rührte sich Ayesha zu seinen Füßen, und er sah den Schimmer an ihren Handgelenken. Es war der Schlüssel zu den Armreifen. Wenn er ihn aufhob, gab er damit zu erkennen, daß er die Beleidigung auf sich nahm. Er würde den Raum in den Augen dieser Männer zu Tode gedemütigt verlassen, ein vernichteter Feind und Hund aus dem Abendland. Akbar Khan würde als Sieger aus dem Duell hervorgehen, mit intakter Ehre.
    Er spielte seine Rolle immer besser, meldete sich sein Galgenhumor, und Kit bückte sich, um den Schlüssel aufzuheben.
    Ein Raunen ging durch den Raum. Kit steckte den Schlüssel ein, blickte auf die kniende Gestalt und schnauzte: »Komm.« Dann drehte er sich um und schritt zur Tür, die Nackenhaare gesträubt in Erwartung eines Dolches in seinem Rücken. Aber er hörte nur das leise Aufklatschen von Ayeshas nackten Füßen, als sie ihm, die Augen auf den Boden geheftet, folgte.
    Sie gelangten ohne Eskorte und unbehelligt durch den steinernen Durchgang ins Freie auf den Hof. Die Sonne stand am Himmel. Ein Sperling hüpfte im Staub und schenkte ihnen einen kecken Blick, bevor er über die Mauer davonflog.
    Kit blieb stehen, Annabel desgleichen. »Ist das, was ich glaube, was geschehen ist, gerade wirklich geschehen?« fragte er mit fremder Stimme, ohne sich zu ihr umzudrehen.
    »Ja«, antwortete sie. »Verstehst du, warum –«
    »Ich glaube schon«, unterbrach er. »Er konnte dich nicht einfach deinem eigenen Volk zurückgeben. Es wäre dem Eingeständnis einer Niederlage gleichgekommen.«
    »Du hast recht. Nicht so sehr für ihn selbst wie für die anderen, die ihm folgen … ein Khan darf keine Schwäche zeigen.«
    »Gibt es in dieser Festung irgendeinen Ort, wohin wir uns zurückziehen können?« Sie standen noch immer voneinander getrennt, Kit vorne, die schwarzgekleidete afghanische Frau im richtigen Abstand hinter ihm.
    Annabel erinnerte sich, als die frühere Ayesha einmal hier gewesen zu sein. »Hinter den Ställen vielleicht, links hinter dem Nebengebäude.«
    »Werden wir daran gehindert, dorthin zu gehen? Ich glaube nicht, daß ich eine weitere Konfrontation durchzustehen vermöchte.«
    »Ich denke nicht. Das Lecken der Wunden wird als angemessen und erlaubt betrachtet nach so schweren Prügeln.«
    Kit schnitt eine Grimasse. In dieser Hinsicht jedenfalls unterschied sich der afghanische Kodex nicht von dem seinen. Er fragte, warum er sich fühlte, als ob er gestorben und noch nicht wiedergeboren sei. Er folgte ihren gehauchten Anweisungen, während sie weiter vorschriftsmäßig hinter ihm herging, und sie gelangten an das Ende des niedrigen Stallgebäudes. Neugierig blickten ihre Bewacher auf, aber niemand hinderte sie am Weitergehen.
    Es war kalt und schattig zwischen der Festungsmauer und der Stallwand, der Boden bestand aus festgetrampeltem Lehm, und die Luft war ungesund.
    Ayesha entfernte den schwarzen Schleier, und Annabel seufzte vor Erleichterung, als ihr Mund und ihre Nase von dem übelriechenden Tuch befreit waren. »Ich hatte solche Angst, daß du es nicht schaffen würdest«, sagte sie, an die Stallwand gelehnt. »Ich zweifelte, ob du wirklich verstehen konntest, was vorging.«
    »Ihr, die ihr ohne

Weitere Kostenlose Bücher