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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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er in den nachtschwarzen Garten geblickt hatte.
    »Oh, mach dir keine Sorgen, Charlie«, beruhigte ihn der Ältere. »Sobald es dämmert, werden wir einen Boten durchbekommen; es ist also nicht nötig –« Er hielt inne, als er Stimmen in der Eingangshalle draußen hörte. »Tod und Teufel! Ist das Kit Ralston?« Er riß die Bibliothekstür auf. »Kit, was, zum Teufel, tust du hier? Ich dachte, du hättest die Stadt schon vor Stunden verlassen.«
    Kit betrat den Raum und blies sich in die Hände. »Großer Gott, es ist aber auch kalt hier. Nein, ich hatte mich entschlossen, noch ein wenig über die Basare zu streifen, um vielleicht etwas Nützliches herauszufinden. Ich kann mich in dieser Verkleidung unerkannt herumtreiben.« Mit einer vielsagenden Geste wies er auf seine afghanischen Gewänder.
    »Du siehst genau wie einer von ihnen aus«, ließ sich Burnes vernehmen. »Bloß fehlt dir der Bart. Hast du gemerkt, daß die unverschämten Bastarde uns daran hindern, von der Stadt in das Kantonnement zu gehen?«
    Kit nickte ernst und legte den schweren Ziegenmantel ab. »Es ist furchtbar, Burnes. Da draußen herrscht der Druck eines Dampfkessels, der jeden Moment zur Explosion führen kann.«
    »Ach, Unsinn! Ein paar unserer Truppen werden ihrem Übermut schnell ein Ende bereiten!«
    »Wenn du auf mich hören willst, dann verdopple die Wachen«, riet Kit. »Sowohl hier als auch im Schatzamt … oh, nein, danke.« Er wies die Zigarre, die ihm William Broadfoot anbot, zurück. »Aber ein Brandy würde mir guttun. Ich friere bis in die Knochen.«
    Das Getränk wurde sogleich gebracht, und mit ihm senkte sich Schweigen über den Raum. Kit ging ruhelos auf und ab, stieß mit der Stiefelspitze einen Holzscheit in das Kaminfeuer zurück, blickte nachdenklich in sein Glas, in Gedanken bei Ayesha. Er konnte schwören, daß er sie an diesem Nachmittag am Fenster gesehen hatte … und sie ihn. Aber eine andere Person hatte den Raum betreten. Diese hatte er vor dem Fenster auf und ab gehen sehen, und sogleich erkannte er die stämmige, kraftvolle Gestalt Akbar Khans. Was hatten die beiden dort oben zu besprechen? Allerlei Spekulationen heizten seine Besessenheit an, und er bemühte sich, sie zu verdrängen und seine Aufmerksamkeit auf das Gespräch mit seinen Gefährten zu richten.
    »Ob sie im Hauptquartier wissen, daß wir in der Stadt festgehalten werden?« fragte William Broadfoot versuchsweise.
    Kit zuckte mit den Schultern. »Schwer zu beurteilen. Aber die Sache hat sich so rasch zugespitzt, daß ich es bezweifle. Bis zum Einbruch der Nacht war hier alles so normal, wie es an einem Ort wie diesem überhaupt möglich ist.«
    »Meinst du, du könntest durchkommen, Ralston? In dieser Verkleidung?« fragte Broadfoot.
    »Wahrscheinlich, vor allem weil ich ohne Sattel reite. Einen britischen Sattel erkennen sie meilenweit.« Er ging zum Fenster, zog den schweren Vorhang zurück und starrte in die undurchdringliche Dunkelheit. »Laßt uns abwarten, was morgen früh geschieht. Vielleicht hat Alexander ja recht, und es wird sich alles wieder beruhigen. Die Schatten der Nacht ermutigen manchen Prahler, aber das erste Tageslicht läßt ihm die Luft ausgehen.«
    »Es ist dieser verdammte Akbar Khan, darauf könnte ich schwören«, grollte Burnes. »Wenn ich ihn zwischen die Finger bekomme, dann werde ich dafür sorgen, daß er als verräterischer Rebell gehängt wird.«
    Kit beschränkte sich darauf, zweifelnd die Augenbrauen zu heben. »Wenn es euch nichts ausmacht, lege ich mich jetzt schlafen. Sollte sich die Lage bei Sonnenaufgang nicht gebessert haben, werde ich versuchen zum Kantonnement durchzukommen.«
    »Ja, ja, natürlich, mein Bester. Ich werde Abdul rufen, damit er dich zu einem der Gästezimmer bringt.« Burnes ging zur Tür. »Ich nehme an, du wirst diese … diese … nun, was immer das in deinem Gesicht ist«, bemerkte er, verzog die Mundwinkel und strich sich über seinen wohlgepflegten Schnurrbart. »Scheint mir für einen britischen Kavallerieoffizier nicht ganz zu passen, rumzulaufen wie ein verdammter Eingeborener?«
    »Morgen früh wirst du froh darüber sein, wenn einer versuchen muß, zum Hauptquartier durchzukommen«, erwiderte Kit gelassen. »Gewisse Umstände verlangen eine gewisse Opferbereitschaft, Burnes. Es ist nur gut, daß ich nichts dagegen habe, sie aufzubringen.«
    Er folgte Burnes’ Diener in den ersten Stock in ein großes, bequemes Zimmer im vorderen Teil des Hauses, lehnte alle Angebote von

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