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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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verlassen. «
    Er verschränkte die Arme über der Brust und stand bewegungslos da, sie noch immer anstarrend. »Ich gehe nur mit dir. Du hast die Wahl.«
    Ayesha hatte keine Vorstellung von dem, was sich gerade ereignete, sie fürchtete lediglich, daß etwas Entscheidendes und Schreckliches in der Stadt vorging. Man hatte ihr nichts gesagt, aber das Lärmen des Mobs hatte sie geweckt … das und die leere Stille des Hauses. Und plötzlich, aus dem Nichts heraus, stand Christopher Ralston leibhaftig vor ihr. Wie? Woher war er gekommen? Sie konnte es sich nicht vorstellen, und es spielte auch keine Rolle. Wichtig war nur, daß sie in seinen Augen den gleichen Fanatismus glühen sah wie in jenen eines afghanischen Zeloten. Sie hatte es viele Male gesehen seit jener ersten Gelegenheit am Khyber-Paß, und sie wußte, wie unbezwinglich er war. Mit ihm vernünftig reden zu wollen wäre genauso nutzlos wie mit einem Verrückten. Er legte sein Leben in die Waagschale und zwang sie, es zu verhindern, daß ihm die Glieder vom Leib gerissen würden oder daß ihm noch Schlimmeres geschah. Der Schweiß des Entsetzens brach ihr aus allen Poren, kalte Feuchtigkeit angesichts der möglichen Greuel.
    Sie hastete an ihm vorbei auf die Tür zu. Wenn sie ihn nur wieder zurück auf die Straße bekommen und dann zurück ins Haus eilen und die Türen verschließen könnte. Sobald er sich erst draußen befand, war er sicher genug in seiner afghanischen Kleidung. Sie rannte die Treppe hinunter, ihr Herz wild schlagend bei der Vorstellung, daß die Wachen jeden Augenblick zurückkehren … Akbar Khan herbeischaffen könnten …. Wenn die Wachen sie laufend, ohne Schleier in der Gesellschaft eines Feringhee antrafen, dann würden sie keine Gewissensbisse bei der Ausübung ihrer Pflicht haben. Ihr Schicksal wäre so unausweichlich wie Kits.
    »Hast du einen Mantel?« Kit folgte ihr, sprach, als sei sein Wahnsinn vollkommen normal, eine alltägliche Angelegenheit; als ob er nicht begriff, was sie riskierten. »Du wirst ohne ihn frieren.«
    Sie antwortete nicht, da sie keineswegs die Absicht hatte, mehr als nur einen Fuß vor die Tür zu setzen.
    Ein schwerer, pelzbesetzter Mantel hing an einem Haken in der Eingangshalle. Er riß ihn an sich und folgte ihr in die verlassene Straße. Sein Pferd stand noch immer bei der Tür, aber es sog die Luft schnaubend ein, scharrte ängstlich mit den Hufen auf den Pflastersteinen.
    In plötzlicher Regung flog Ayesha zurück zur Tür. Er reagierte wieder ohne nachzudenken, ergriff ihren Arm und zog sie zu sich her. Es kam zu einem kurzen, stummen Ringen, denn beiden war klar, daß ein einziger Schrei eine Katastrophe auslösen würde. Kit hatte nur ein Ziel. Seit Tagen … Wochen … hatte er mit dem scheinbar unlösbaren Problem seiner Besessenheit gerungen – jetzt hielt er die Lösung selbst in den Armen – hier draußen auf der Straße, frei und ungehindert. Wie frei war frei? Wie ungehindert war ungehindert? Das Buzkashi- Wortspiel tauchte in seinem Bewußtsein auf, um sofort beiseite geschoben zu werden. Er hatte sie. Er hatte sein Pferd. Gegner waren nicht in Sicht. Die Tatsache, daß der Preis sich sträubte, war jetzt unbedeutend, damit würde er sich später befassen. Für den Augenblick galten nur seine eigenen Regeln.
    Sie um die Taille fassend, hob er sie hoch und warf sie über den bloßen Rücken seines Pferdes. Der Schock über diese Behandlung legte sie genau den Bruchteil einer Sekunde lahm, den er brauchte, um sich hinter ihr aufs Pferd zu schwingen. Er warf den Mantel über ihren mit dem Gesicht nach unten liegenden Körper, bedeckte sie vollständig, bevor er sich vorlehnte und sie mit einer Hand und seinem eigenen Körpergewicht festhielt. Sein Pferd setzte aus dem Stand weg zum Galopp an.
    In der nächsten Straße rannten Menschen schreiend durcheinander. Der Anblick eines wild stampfenden Pferdes mit einem dunkelhäutigen, Turban tragenden Reiter, dessen Augen blitzten, schien vollkommen zu ihrer eigenen Ausgelassenheit zu passen. Das träge Bündel vor ihm blieb unbemerkt, aber Kit wußte, wenn sie jetzt nur einen Ton von sich gäbe, müßte er auf der Stelle sterben. Sie tat es nicht, begann jedoch plötzlich, sich zu wehren und gegen den Druck auf ihrem Rücken anzukämpfen.
    Der Geruch nach Rauch, dick und beißend, füllte die Luft. Flammen loderten dort auf, wo der Amtssitz lag, und die wilden Schreie trommelten an seine Ohren, als er wie ein Komet auf das Stadttor zu

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