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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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oder nicht, ich wünsch dir Glück.«
    Er würde ein ganzes Stück mehr brauchen als nur Glück, überlegte Kit; er schloß zur Sicherheit noch die Eingangstür ab, als sein Freund gegangen war und er die Hauptstraße zu seinem Schlafzimmer einschlug. Wie konnte man einen Menschen überzeugen, daß er gerettet und nicht entführt worden war?
    Bei dem Geräusch des sich drehenden Türknopfs sagte Ayesha laut: »Wenn du noch einen weiteren Schritt in dieses Zimmer machst, dann ziehe ich mich vor deinen Augen aus.«
    Kit schloß die Tür hinter sich. »Eine Aussicht, die in mir nur unermeßliche Freude auslösen kann, Annabel.«
    »Ach, du bist es.« Sie stand von dem Bett auf, wo sie gelegen und an die Decke gestarrt hatte. »Ich dachte, es sei einer aus deiner Kohorte. Könnten wir diesen Unsinn jetzt zu Ende bringen?«
    »Es ist kein Unsinn.« Er eilte lächelnd auf sie zu und streckte ihr die Hände entgegen. »Ich habe dir gesagt, daß ich dich nicht zurücklassen kann –«
    »Mit welchem Recht mischst du dich in mein Leben ein? Ich habe dir gesagt, daß ich nichts mit deiner Feringee -Pfuscherei zu tun haben will. Ich lebe nicht nach euren Gesetzen, und ich ordne mich auch nicht eurer Etikette unter. Wie oft muß ich dir das noch sagen?«
    »Annabel –«
    »Das ist nicht mein Name!«
    Kit tat einen tiefen Atemzug und griff nach ihren Händen. »Ayesha, hör mir zu.«
    Sie stand reglos da, ihre Hände kraftlos in den seinen. Ihre Nase legte sich in Falten, und für einen Augenblick schloß sie die Augen. Sie hatte diesen scharfen Geruch seit ihrer Kindheit nicht mehr im Atem eines Mannes wahrgenommen. Er trug sie zurück in eine andere Welt … in der ihr Vater sie zur Begrüßung hochgehoben und in die Arme geschlossen hatte oder sich über sie in ihrem Kinderbettchen gebeugt hatte, um ihr einen Gutenachtkuß zu geben.
    »Mein Vater hat immer gesagt, daß man sich auf einen Mann, der noch vor dem Mittag trinkt, nicht verlassen kann«, sagte sie geistesabwesend und zog ihre Hände aus Kits zurück.
    Kit spürte, wie ihm eine Welle des Unbehagens ins Gesicht schoß, und wandte sich ab. »Ich hatte einen Brandy … nach den vergangenen Stunden hat ein Mann das Recht … heiliges Kanonenrohr!«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Davon weiß ich nichts. Ich weiß jedoch, daß sich deine afghanischen Gegner dir nicht beduselt vom Alkohol stellen.«
    »Was bist du? Eine Puritanerin?« entgegnete er gereizt und spürte, wie er den Boden unter den Füßen verlor, weil er zu einer Schlacht auf einem vollkommen nebensächlichen Feld gezwungen wurde.
    »Du hast scheinbar vergessen, woher ich komme, Ralston, Huzoor« ,stichelte sie, indem sie zum Ausgleich ihres Gefangenenstatus wenigstens diesen Schlagabtausch kontrollierte. »Ich lebe nach den Regeln des Islam, und ich finde sie nicht im mindesten widerwärtig.«
    »Rede mit mir nicht auf diese Weise!«
    »Ich rede so, wie es mir paßt, Christopher Ralston! Ich gehorche weder deinen Befehlen noch deinen Launen.«
    »Aber nach deinem eigenen Eingeständnis gehorchst du den Befehlen und Launen von Männern«, schleuderte er ihr entgegen, »nach den Gesetzen des Islam, nicht wahr?«
    Ayesha wurde erneut von der Wut geschüttelt, die sie schon während des demütigenden, schmerzhaften Ritts, dem er sie unterworfen hatte, erfüllte. Sie schlug ihn; und dann wieder, während er noch unter dem ersten Schlag schwankte. Als ihre Hand sich jedoch zum drittenmal hob, da packte er sie beim Handgelenk. Er war jetzt genauso verloren in dieser Schlacht wie sie; so sehr in der Gewalt jener primitiven, elementaren Energien, die normalerweise so vollendet hinter dem äußeren Anstrich höflicher Begegnungen verborgen werden.
    »Nein! Nicht noch einmal, Ayesha. Schlägst du mich noch einmal, bei meiner Seel’, dann prügel ich zurück!« Die Ankündigung durchschnitt die Luft. Seine Finger umklammerten ihr Handgelenk fester. Für einen langen Augenblick standen sie so, beide schwer atmend, zusammengeschlossen in einem Wettkampf der Willenskraft. Dann spürte er, wie ihr Puls langsamer wurde, und die allmähliche Entspannung, als sie ihre Fassung wiederfand.
    »Das würde mich nicht im mindesten überraschen, Christopher Ralston«, sagte sie mit einer eisigen Ruhe, die zu ihrer vollkommenen Versteinerung paßte. »Ich würde nicht erwarten, daß du dir wie ein Gentleman Schranken auferlegst: Ritterliche Tugenden sind Gewalttätigkeit und Entführung wohl kaum.«
    »Gewalttätigkeit?« Das Wort

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