Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
schockierte ihn und ließ sein momentanes Gefühl von Überlegenheit verblassen.
    »Wie würdest du die Art nennen, mit der du mich gezwungen hast, mein Zuhause zu verlassen, und mich hierher schlepptest?« Die jadegrünen Augen waren nun voller Verachtung.
    Er konnte es nicht leugnen. »Du hast mir keine Wahl gelassen«, sagte er. »Um nichts in der Welt würde ich dich verletzen wollen, Annabel, aber es gab keinen Weg, dich zu überreden. Du wolltest nicht freiwillig mitkommen.«
    »Und ich nehme an, daß du, den Gesetzen des Islam folgend, die du angeblich verachtest, meinen Aufenthalt deinem Willen gemäß bestimmst.« Sie klang jetzt nur noch müde. »Laß uns diese Albernheit hinter uns bringen, Christopher. Ich werde nach Kabul zurückgehen. Man kann mich erst seit zwei oder drei Stunden vermissen. Ich werde sagen, daß ich mir ansehen wollte, was in der Stadt los war, und daß ich mich in der Menge verirrt habe, so daß ich nicht zum Haus zurückfand.« Schon als sie es aussprach, wußte sie, daß man solchen Erklärungen in Akbar Khans Haushalt keinen Glauben schenkte. Er würde ihr den Ungehorsam ihm gegenüber niemals zutrauen, da er seine Macht viel zu gut kannte und wußte, daß sie sie respektierte.
    Kit schüttelte den Kopf. »Du hättest das Haus nie ohne Schleier verlassen, Ayesha. Wie würdest du das erklären?«
    Sie zuckte die Schultern und sprach aufs Geratewohl, obwohl sie wußte, daß es nutzlos war. »Ich kann sagen, daß ich meinen Schleier in der Menschenmenge verloren habe.« Aber Akbar Khan würde die Wahrheit aus ihr herausbekommen, die sie ihm schwerlich verhehlen konnte. Wenn er sie einmal wußte, würde er nicht ruhen, bis Christopher Ralston die nach dem Gesetz des Koran angemessene Strafe erhielte.
    »Warum hat du mir das angetan?« sagte sie und ihre Schultern sanken in Erkenntnis ihrer Niederlage. »Ich habe dir gesagt, daß ich an diesem Unheil keinen Anteil haben wollte. Ich gehöre nicht hierher, könnte niemals in deine Welt passen.«
    »Aber doch, das kannst du«, rief er leidenschaftlich. »Ich werde dir beibringen, dich heimisch zu fühlen.«
    »Was für ein Hochmut!« bebte sie und wandte sich brüsk von ihm ab. »Feringhee, du kannst mir gar nichts beibringen! Du hast gesehen, was in Kabul geschehen ist. Glaubst du denn, das war alles? Das war erst der Anfang vom Ende! Ihr werdet bald keine eigene Welt mehr haben.«
    Auf Kits Gesicht gruben sich die Linien dickköpfiger Entschlossenheit ein. »Du bist eine Engländerin, Annabel Spencer. Das ist der einzige Tatbestand, der mich etwas angeht. Erst wenn du dich damit abgefunden hast, können wir Weiteres besprechen.« Er marschierte zur Tür und rief unwirsch nach Harley.
    Der Bursche erschien augenblicklich. »Ja, Sir.« Er stand in Habachtstellung, aber seine Augen waren auf die schlanke Gestalt mit den kupfernen Haaren gerichtet, die Blitze schleudernd am Fenster stand.
    »Ich möchte baden«, sagte Kit, »und diesen Dreck aus meinem Gesicht waschen. Außerdem hätte ich gerne Frühstück. Du mußt ebenfalls hungrig sein, Annabel«, fügte er in gelassener Höflichkeit hinzu.
    »Ich werde dein Salz nicht essen, Ralston, Huzoor« ,rief sie verächtlich.
    Er zuckte die Schultern. »Wie du willst. Füll die Badewanne für mich, Harley.«
    »Ja, Sir.« Harley schleppte eine Messingsitzwanne herbei und setzte sie vor dem Kamin ab. Sein Gesicht bot Gelegenheit zu einer Studie über Schockiertheit bis zu schlecht verhohlener Mißbilligung. Er ging und kam gleich darauf mit zwei Krügen dampfenden Wassers zurück für die Badewanne. Er sah seinen Offizier an und dann die Frau, die in den letzten zehn Minuten keinen Muskel bewegt hatte. Er räusperte sich: »Soll ich die Miss ins Wohnzimmer führ’n, Sir?«
    »Guter Gott, nein«, sagte Kit, sich auf das Bett setzend, um seine Stiefel auszuziehen. »Ich werde sie nicht aus den Augen lassen.«
    Ayesha atmete leise zischend. Es schien, als wären die Grenzen der Schlacht abgesteckt. Wenn er jedoch glaubte, daß sie sich auch nur im geringsten für seine Toilette interessierte, dann irrte er sich gewaltig. Irgendwie wandte sie sich nur ein wenig zu spät von der Szene am Feuer ab, und als sie es tat, war ihre Erinnerung an diesen breitschultrigen, muskulösen und schmalhüftigen Körper bereits aufgefrischt.
    Kit war sich ihres heimlichen Blicks, als er nackt in die Wanne stieg, wohl bewußt gewesen, und er deutete die Hast, mit der sie sich der Wand zukehrte, keineswegs falsch. Es

Weitere Kostenlose Bücher