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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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schenkte ihm ein Quentchen Befriedigung in dieser insgesamt unbefriedigenden Lage. Der Strom der Leidenschaft floß noch zwischen ihnen. Er wußte es seit jenem Augenblick im Basar – ein Moment, als nichts anderes existiert hatte außer ihnen beiden, ihrer Sehnsucht und dem Verlangen nach dem andern, das unverhüllt aus ihren Augen sprach. Von diesem Moment an wußte er, daß ihnen nur ein Weg offenstand: Sie mußte zu ihm in seine Welt kommen, da ihm die ihre versperrt war. Er wollte sie, und sie wollte ihn. Wenn es ihm gelang, ihr einen angemessenen Platz in seiner Welt zu schaffen, dann konnte sich die gegenseitige Anziehung frei entfalten.
    Aber erst einmal mußte sie dazu gebracht werden, die Leidenschaft anzunehmen. Solange sie ihn bekämpfte, würde sie das nicht können. Er blickte sie über den Rand der Badewanne unter halbgeschlossenen Augen an. »Annabel?«
    Ein Beben lief durch die unbewegte Gestalt, aber sie drehte sich weder um noch antwortete sie.
    Kit seufzte und machte sich daran, die Schuhcreme aus seinem Gesicht zu waschen. Harleys Rückkehr in das Schlafzimmer mit der frisch ausgebürsteten Uniform des Leutnants brach das Schweigen, und Kit, der die dritte Person entschlossen übersah, verwickelte seinen Burschen in ein alltägliches Gespräch, während er sich rasierte und ankleidete. Harley gelang es weniger gut, so zu tun, als sei Annabel nicht da, und deshalb war das Gespräch ein wenig zäh, aber er rückte mit der Neuigkeit heraus: Nachdem Kit das Hauptquartier verlassen hatte, war ein Läufer aus der Balla Hissar eingetroffen mit der Meldung, daß der Shah seinen eigenen Truppen unter Oberst Campbell Befehl gegeben hatte, gegen die Rebellen in der Stadt vorzugehen.
    »Mit welchen Ergebnissen?« fragte Kit und knöpfte sich den Uniformrock zu.
    »Kann man noch nich’ sagen, Sir. Hauptmann Markhams Diener hat mir die Nachricht eben erst gebracht. Der Hauptmann meinte, Sie wär’n froh, das zu erfahren.« Er tauchte einen Krug in die Wanne, um das Schmutzwasser herauszuschöpfen, und warf dann einen Seitenblick auf die Frau. »Soll ich den Frühstückstisch im Eßzimmer decken, Sir, oder hier?«
    »Im Speisesaal bitte. Für zwei«, antwortete Kit.
    »Ich werde dein Salz nicht essen«, wiederholte Ayesha, ohne sich umzudrehen.
    »Du bist kindisch«, bemerkte Kit und entließ Harley.
    »Du wagst es, mir vorzuwerfen, ich sei kindisch!« Sie wirbelte zu ihm herum. »Du benimmst dich wie ein eigensinniger, verzogener Balg, genau wie der Rest deiner verabscheuungswerten Kollegen an diesem Ort. Verweigerst das Anerkennen von Tatsachen, fest davon überzeugt, daß du alle andern rücksichtslos behandeln –«
    »Annabel, das ist nicht wahr«, unterbrach er sie. »Jetzt, bitte –« Er kam zu ihr herüber und streckte seine Hände aus: »Laß uns Frieden schließen. Bedenke die Gelegenheit, die wir haben. Nur Bob und Harley wissen, daß du hier bist. Wir werden dich Lady Sale noch eine Weile lang nicht vorstellen müssen. Bis dahin können wir uns aneinander erfreuen –«
    »Ist das alles, woran du denken kannst?« Ungläubig richteten sich die Jade-Augen auf ihn. »In diesem Augenblick, mit Mord und Verwüstung rings umher, kannst du nur an Wollust denken? Du hast mich aus meinem Heim entführt und mir deines aufgezwungen. Ich verstehe: Schändung ist eine natürliche Folge.«
    »Verdreh nicht alles«, sagte er zärtlich, diesmal seiner Sache sicher. Er faßte ihr Kinn und bog ihr Gesicht nach hinten, so daß sie seinem begehrlichen Blick begegnen mußte. »Ja, ich will dich … ja, diese Sehnsucht hat mein Sinnen und Trachten beschäftigt, dich von Akbar Khan fortzubringen. Ich kann dir ein angemesseneres Leben bieten, Annabel, als er es je vermag, wenn du nur einen Augenblick aufhören würdest, Galle zu spucken, und darüber nachdächtest. Wenn wir aus diesem gottverlassenen Land fort sind –«
    »Ihr werdet Afghanistan niemals lebend verlassen«, unterbrach sie ihn, doch die Hitze war aus ihrer Stimme gewichen, und er entdeckte einen Deut Unsicherheit in der Tiefe ihrer Augen.
    »Du willst mich auch«, sagte er, sanft beharrend. »Sag es, Annabel.«
    »Das Frühstück steht bereit, Sir.«
    Kit fluchte stumm. Er ließ ihr Kinn los. »Komm und frühstücke mit mir.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe bereits gesagt –«
    »Daß du mein Salz nicht essen wirst«, beendete er müde ihren Satz. »Wie du willst, es liegt bei dir. Wenn du bereit bist, das alles vernünftig zu besprechen, dann

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