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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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laß es mich wissen. Ich kann warten.« Er drehte sich um und verließ das Zimmer, die Schlafzimmertür fest hinter sich schließend. »Harley, achte darauf, daß alle Außentüren des Bungalows zu jeder Zeit fest verschlossen sind, und behalte die Schlüssel bei dir«, wies er ihn an und marschierte ins Speisezimmer. »Miss Spencer soll sich im Haus frei bewegen können, wenn sie es will.«
    »Ja, Sir«, meinte Harley hölzern.
    Annabel untersuchte den Raum, den sie sich zu ihrer Gefängniszelle erkoren hatte. Es gab eine Karaffe mit Wasser, einen Nachttopf in einer Kommode neben dem Bett; die grundlegenden Bedürfnisse waren damit zu lösen. Sie stellte sich nur die Frage, wie lange sie es durchstehen würde.
    Wieder warf sie sich auf das Bett und starrte an die Decke. Natürlich würde sie nicht endlos durchhalten können. Flucht war so sinnlos, wie sie unmöglich schien. Zwar würde Akbar Khan sie wohl kaum wegen ihres unfreiwilligen Verschwindens bestrafen, aber an Christopher würde er sich ganz gewiß rächen. Und es war undenkbar, Kit dieser Gefahr auszusetzen. Egal, wie wütend sie auf ihn war, konnte sie vor sich selbst doch nicht verbergen, wie nahe ihr seine Sicherheit und sein Wohlergehen gingen.
    Sie war wochenlang von Ängsten um ihn gequält worden, seit er nach dem Buzkashi davongeritten war, ihre Nächte heimgesucht von Bildern seines unabwendbaren Schicksals, wenn es ihm nicht gelang, das umkämpfte Land rechtzeitig zu verlassen. In vielerlei Hinsicht war sie davon überzeugt, daß die fremden Eindringlinge ihr Schicksal selbst zu verantworten hatten. Sie verstand die Afghanen, erkannte und begriff ihr Bedürfnis nach Rache, ganz gleich wie sehr sie vor der damit stattfindenden Barbarei zurückschreckte. Aber sie wollte Kit soweit wie möglich davor schützen. Warum das so war, hatte sie sich bisher nicht die Mühe gemacht zu ergründen. Die Frage und ihre Antwort schienen in eine dunkle und quälende Sackgasse hinunterzuführen. Es war eine Gasse, die Kit offenbar entschlossen war zu erkunden … Leidenschaft … Sehnsucht … ja, auch sie fühlte das. Aber die Jahre ihres Heranwachsens hatten sie gelehrt, all die Gefühle zu unterdrücken, die sie daran hindern konnten, ihren Weg durch den vielschichtigen Zenana Akbar Khans zu finden. Ein alles verzehrendes Verlangen nach einem anderen Mann war unabweislich eine Beeinträchtigung.
    Doch die Bejahung ihres Verlangens vermochte nicht ihre Empörung über den Zustand, in dem sie sich gegenwärtig befand, zu mindern. Und Christopher Ralston würde ihre gerechte Empörung anerkennen müssen. Da sie sich keinen Freibrief der Afghanen für die Engländer, ihr Land lebendig zu verlassen, vorstellen konnte, war auch ihr eigenes Überleben nur mehr in Gedanken möglich. Sie würde bei ihnen sein und daher ihr Schicksal mit ihnen teilen. Aber sie würde sich nicht kampflos in das neue Leben schicken, das von Leutnant Christopher Ralston für sie bestimmt worden war. Schließlich war er kein afghanischer Khan, der über ihr Schicksal ohne ihre Mitsprache entscheiden durfte. Damit schlief sie ein.
    Kit verzehrte sein Frühstück freudlos. Es handelte sich einfach um ein notwendiges Kräftesammeln. Er war hungrig, und die Vorstellung, daß auch Annabel es war, trug nicht gerade zu seinem Genuß bei. Er griff nach der Brandyflasche; dann hielt seine Hand inne, als er sich an Annabels vorwurfsvollen Ton erinnerte. Es wurde langsam Zeit, daß er sich hinsichtlich dieses Besänftigungs- und Stärkungsmittels ein wenig Mäßigung auferlegte. Statt dessen goß er sich Tee ein.
    Nachdem er seinen Hunger gestillt hatte, ging er ruhelos im Speisezimmer auf und ab; wechselte ins Wohnzimmer und tat dort das gleiche; er wanderte in die kleine Eingangshalle; außer seinem Schlafzimmer, Harleys Kammer und der Küche waren dies alle Räume, aus denen der Bungalow eines unverheirateten Offiziers bestand. Er drückte sich vor der Schlafzimmertür herum. Wie gesagt, er würde sie allein lassen, bis sie ihre Wünsche meldete, aber seine Hand fand wie von selbst zum Türknopf und öffnete vorsichtig. Er mußte gar nicht erst bis zum Bett gehen, um zu erkennen, daß sie nicht nur so tat, als ob sie schliefe. Die vollkommene Entspannung ihres Körpers und ihr tiefes, rhythmisches Atmen reichten aus, daß er geräuschlos und enttäuscht die Tür wieder schloß und den Kopf zur Küche hineinstreckte.
    »Harley, ich gehe ins Hauptquartier, um auszukundschaften, was sich bisher

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