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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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würde, hatte sich eher vorgestellt, daß er aus Scham und Verlegenheit verstummen würde. »Ich bin sicher, daß deine Gäste die Art von Unterhaltung kennen, die ein afghanischer Gastgeber ihnen anbieten würde … wenn auch nur daher, daß sie deinen Erzählungen gelauscht haben. Du hast von mir Besitz ergriffen wie irgendein Khan. Es ist die Sitte, daß ein Gastgeber seinen Besitz teilt. Ich ging davon aus, daß auch du das wollen würdest.«
    Schockiertes Schweigen erfüllte einen Moment lang den Raum, dann hustete Bob Markham verlegen und stand auf. »Tut mir wirklich leid, Kit, hab das total vergessen … diese andere Angelegenheit. Hätte nicht kommen sollen … wir sind schon weg.«
    Kit bedeutete ihm mit einer Handbewegung, daß er sich wieder setzen solle. Die Welle blinden Zorns hatte einer eisigen Ruhe Platz gemacht. Er wußte nicht, was die Ursache dieser ungewöhnlichen Szene sein mochte, aber er hatte das Gefühl, daß es nicht nur Mutwille war. »Nein, es gibt keinen Grund, warum irgendeiner von euch gehen sollte. Laßt mich euch einander ordnungsgemäß vorstellen.« Nach unten fassend, ergriff er ihre Hand und zog sie auf die Füße. »Miss Spencer, darf ich Ihnen Bob Markham, Derek Graham und William Troughton vorstellen.« Daraufhin zog er gewandt die Diamantnadel aus ihrem Schleier und schlug ihn beiseite. »Raffiniert«, bemerkte er trocken. »Meine Herren, das ist Miss Annabel Spencer.«
    »Verdammt, Kit! Du hast sie also doch befreit«, bemerkte William Troughton in fast dem gleichen Ton wie am Morgen schon Bob.
    »Was für eine glänzende Schlußfolgerung«, sagte Annabel höhnisch. »Ich sollte mich geschmeichelt fühlen, nehme ich an, Gegenstand so großen Interesses zu sein. Haben Sie Wetten auf die Angelegenheit abgeschlossen?«
    Kit schloß die Augen einen Moment lang. »Nun denn«, meinte er ruhig. »Ich habe verstanden. Du bläust mir es ja praktisch mit dem Vorschlaghammer ein. Jetzt laß uns in das andere Zimmer hinübergehen und Klarheit schaffen.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, was es da noch zu klären –«
    »Nun, ich kann mir einiges vorstellen«, unterbrach er sie. »Entschuldigt uns einen Augenblick. Der Wein steht auf dem Tisch, bedient euch also.« Er machte eine entsprechende Geste, bevor er Ayesha seine Hand auf den Rücken legte und sie zur Tür schob.
    Im Schlafzimmer angelangt, gab Kit der Tür einen Tritt, so daß sie geräuschvoll ins Schloß polterte. »Worauf spielst du an, Annabel?«
    »Ich spiele auf gar nichts an«, sie trat von ihm zurück. »Es ist offensichtlich, daß ich zum Thema von Offiziersmessenklatsch gemacht worden bin. Es muß für dich eine große Befriedigung sein, deinen Freunden die Frau aus Akbar Khans Zenana zeigen zu können, die dir solche Freuden für eine Nacht –«
    »Du kannst doch nicht im Ernst annehmen, daß ich auf diese Weise über dich gesprochen habe.« Zwei große rote Flecken bildeten sich auf seinen Wangen. »Als ob du irgendein Gassenmädchen wärst! Was fällt dir ein, mich auf diese Weise zu beleidigen?«
    »Dich beleidigen?« fuhr sie auf. »Ich bin diejenige, die beleidigt wurde. Diese Männer da draußen wußten alles über mich. Leugne das, wenn du kannst.«
    »Was für eine Art von Mann glaubst du bin ich?« Er ergriff ihren Arm und seine Finger bohrten sich tief in die Haut unter der dünnen Wolljacke. »Ja, ich habe ihnen von der Anwesenheit einer Engländerin, die als Kind entführt wurde, in Akbar Khans Zenana, erzählt. Wenn du aber glaubst, daß ich auch nur ein Wort über die Nacht gesagt habe, die wir zusammen verbracht haben, oder über die Gefühle, die ich für dich hege, dann tust du mir ernstlich Unrecht.«
    Annabel stand mit vor der Brust gekreuzten Armen da und blickte ihn an. Dann schenkte sie ihm ein kleines Lächeln, den Kopf leicht zur Seite geneigt. »Wenn das die Wahrheit ist, dann entschuldige ich mich, Christopher Ralston.«
    »Natürlich ist es das!« Mit der Entschuldigung gab er sich noch nicht zufrieden. »Weißt du denn gar nichts davon, wie ein Gentleman sich verhält? Gar nichts von Ehre?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß viel über die Ehre der Afghanen. Aber wie soll ich etwas über die Ehre eines englischen Gentleman wissen?«
    »Du warst schon zwölf, als du entführt wurdest.« Er wies ihre Unwissenheit als Ausflucht ab. »Erzähl mir nicht solchen Unsinn. Du kanntest deinen Vater.«
    Ein Schatten jagte über die kühle grüne Oberfläche ihrer Augen, und diese

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