Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
erkannte Kit. Die Bungalows waren fest verrammelt; es gab keine der gewöhnlichen Aktivitäten in den Straßen, keiner hielt sich in seinem Garten auf, die Kinder mit ihren Kindermädchen waren nirgends zu sehen. Es gab auch keine Diener, die ihre normalen Runden von Haus zu Haus machten und Einladungen und Botschaften überbrachten. Der Rauch, der aus den Schornsteinen drang, war das einzige Anzeichen von Menschen, und der würde nicht mehr lange aufsteigen, dachte er finster. Jedenfalls nicht, wenn es ihnen nicht gelang, ihre Vorräte an Feuerholz aufzufüllen – etwas, was nur in der außerhalb gelegenen Ebene geschehen konnte, wo afghanische Stammesangehörige sich auf Abruf sammelten.
    Er erreichte seine Haustür und drehte den Knopf. Dieser wollte sich nicht rühren, und ihm fielen die Anweisungen ein, die er Harley gegeben hatte. Er klopfte vernehmlich. Wie würde er Annabel jetzt vorfinden? Noch immer zornig, noch immer widerspenstig? Oder nahm sie, seit er fortgegangen war, die Lage der Dinge einigermaßen hin? Gespannte Erwartung lief ihm prickelnd die Wirbelsäule hinab und schwang in seiner Stimme mit, als Harley endlich die Tür öffnete.
    »Wie geht es Miss Spencer?«
    »Nimmt ein Bad, Sir«, informierte ihn sein Bursche knapp. »Sie hat mich vor zwanzig Minuten gebeten, es ihr herzurichten.«
    Kit trat in die Eingangshalle und streifte seinen Mantel ab. »Hat sie etwas gegessen?«
    Harley nahm den Mantel entgegen und hängte ihn auf: »Hatte ’n reichliches Frühstück, Sir.«
    Frühstück und Bad – das mußten gute Zeichen sein!
    »Gibt es irgendwelche Neuigkeiten, Sir?«
    Kit zwang sich zu Geduld, um Harley mit den neuesten Nachrichten aus Kabul und der Balla Hissar zu versehen, bevor er zum Schlafzimmer ging. Er klopfte, wartete jedoch nicht auf eine Antwort.
    Sie lag in der Sitzbadewanne vor dem brennenden Kaminfeuer, ihre Kupferhaare türmten sich auf ihrem Kopf hoch auf, ihre Haut schimmerte wie Milch im Schein des Feuers.
    »Darf ich mich denn nirgends zurückziehen?« Ihre Stimme paßte nicht zu dem warmen, bullernden Raum. Sie drehte den Kopf, um zu sehen, wer sie störte. Ihre Augen, kalt wie polierter grüner Quarz, taxierten ihn.
    »Entschuldige bitte. Ich war nur so gespannt, dich zu sehen«, sagte er mit, wie er hoffte, entwaffnender Aufrichtigkeit. »Soll ich wieder gehen?«
    Die glatten, weißen Schultern hoben sich in einem kaum wahrnehmbaren Zucken, als ob seine Anwesenheit ihr vollkommen egal wäre. Sie streckte ein wohlgeformtes Bein aus dem Wasser und begann, es hingebungsvoll einzuseifen.
    Kits Hände bewegten sich, als ob er die Aufgabe für sie übernehmen würde und sein Atem ging rascher. »Darf ich das für dich machen?«
    »Nein.« Die schroffe Ablehnung schien keine Verhandlungen zuzulassen.
    Er setzte sich auf die Bettkante, von wo aus er sie beobachten konnte. »Ich dachte, du würdest dich vielleicht für die Nachrichten aus der Stadt interessieren.«
    Sie wechselte die Beine. »Hat die Macht der britischen Herrschaft also den Aufstand niedergeschlagen? Rache genommen für den Mord an ihren Bürgern?«
    Kit fuhr zusammen. »Nein, ganz im Gegenteil.«
    Sie legte beide Beine zurück in die Wanne, setzte sich auf, zog die Knie an und legte ihre Arme darum. Sie sah ihn aufmerksam an. »Sie müssen doch irgend etwas unternommen haben?«
    Kit erzählte ihr von den Tagesereignissen, und sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Kein Afghane wird begreifen, warum ihr eure Toten nicht rächt. Sie werden euch nur noch mehr verachten.«
    Kit fand keine Erwiderung auf diese Bemerkung. Außerdem verlor er das Interesse an dem Gespräch. Tatsächlich hatte er es, der Wahrheit zuliebe sei es gesagt, überhaupt nur begonnen, um die Gleichgültigkeit dieser hinreißenden Badenden zu durchbrechen. Sie lehnte sich wieder zurück und ihre Brüste reckten sich verführerisch aus dem Wasser, rosengekrönt, glatt und rund, so wie er sich ihrer in den letzten Wochen so lebhaft erinnerte. Er kam zur Badewanne und ließ sich auf einem Knie nieder.
    »Annabel …?«
    »Nein. Es sei denn, ich habe das Recht auf freien Willen in jeder Beziehung verloren.«
    Kit seufzte und stand auf. »Entschuldige bitte. Das hast du nicht.« Dabei, den Raum zu verlassen, hörte er ein Klopfen an der Eingangstür. »Wer, zum Teufel, kann das sein?« Er trat in die Eingangshalle und machte die Schlafzimmertür fest hinter sich zu.
    Harley hatte bereits die Eingangstür aufgesperrt. »Guten Tag, Hauptmann …

Weitere Kostenlose Bücher