Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
Verletztheit, die er schon einmal zuvor gesehen hatte, stand auf ihrem ganzen Gesicht geschrieben. Bevor er sie vertreiben konnte, nahm er sie in die Arme. »Kämpfe nicht mehr gegen mich, Annabel.« Er flüsterte seine Bitte in die Fülle ihrer Haare, dabei ihre Wange mit der einen Hand und ihren Rücken mit der anderen streichelnd. »Kämpfe weder gegen den einen noch gegen den anderen von uns beiden.«
    Ein paar Sekunden überließ sie sich widerstandslos seiner Umarmung, dann machte sie sich frei. »Du hattest kein Recht, mich hierherzubringen. Ich war zufrieden, wo ich war.«
    Er seufzte. »Wenn du es sagst. Aber da du nun schon einmal hier bist, wirst du wenigstens mit mir ins Wohnzimmer kommen?«
    »Als Annabel oder als Ayesha?« fragte sie.
    »Das mußt du entscheiden.« Er hielt ihr die Tür auf.
    »Meine Belange sind dabei sich zu verbessern.« Sie schritt an ihm vorüber und schien das Flehen, das aus seinen grauen Augen strömte, nicht zu bemerken. Aber sie fühlte ihren Strom durch seinen Körper fließen, der starr aufrecht im Türrahmen stand.
    Die drei Männer im Wohnzimmer hatten den Kartentisch nach dem Verschwinden ihres Gastgebers mit seiner ungewöhnlichen Beute stehenlassen und sich mit ihren Gläsern in den Händen vor den Kamin gestellt. Die plötzliche Stille, die eintrat, als sich die Tür öffnete, war ein eindeutiger Hinweis auf den Inhalt ihres Gespräches.
    »Wir werden aufbrechen, Kit«, kündigte Bob entschlossen an. »Erfreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, Miss Spencer.« Er verbeugte sich förmlich, bevor er sein Glas auf dem Tisch abstellte.
    »In der Tat«, fielen die beiden anderen ein und verbeugten sich ihrerseits. »War uns eine Freude, Ma’am.«
    »Bitte gehen Sie nicht wegen mir«, Annabel lächelte. »Beenden Sie Ihr Spiel. Ich würde Ihnen so gerne dabei zusehen.« Sie zog einen Stuhl an den Kartentisch und setzte sich erwartungsvoll.
    Kit zeigte auf den Tisch mit den vernachlässigten Karten. »Kommt, laßt es uns zu Ende spielen. Es wäre unhöflich, der Dame ihren Wunsch nicht zu erfüllen.«
    »Es ist vielleicht nicht so aufregend wie das Spiel Buzkashi« ,ergänzte Annabel, »aber es wird ganz bestimmt neu für mich sein.«
    »Auch dies hier vielleicht?« Kit goß ein Glas Rotwein ein und reichte es ihr.
    Sie nahm einen vorsichtigen Schluck und ihre Nase kräuselte sich. »Was für ein merkwürdiger Geschmack. Ich glaube nicht, daß er mir auch nur im mindesten gefällt.« Sie reichte ihm das Glas zurück.
    »Man lernt es mit der Zeit zu schätzen«, Kit lächelte schief, »wenn man es zuläßt.«
    Ihre Augen hielten die seinen fest. »Ich sehe nicht viel Sinn darin, es zuzulassen … nicht im Augenblick. Es kann einer ohnehin verworrenen Lage noch Schwierigkeiten hinzufügen.«
    »Wessen Lage, Miss Spencer?« William Troughton blickte von seinen Karten auf und blinzelte verwirrt.
    »Die Ihre«, antwortete sie knapp.
    »Meine?« Das Blinzeln nahm zu.
    »Mach dir nichts draus, William«, sagte Bob Markham. Er betrachtete Annabel aus Augen, die auch nicht mehr die geringste Spur von Beschwipstheit aufwiesen. »Ich vermute, Sie meinen die Lage der Briten in Afghanistan, Miss Spencer?«
    Sie nickte. »Die Bergstämme werden jetzt nach Kabul vordringen und zu Akbar Khan … jetzt, wo Sie diese aufsehenerregende Niederlage haben einstecken müssen und keinen Versuch zur Wendung der Dinge unternommen haben! Wenn Sie erst in Ihrem Kantonnement belagert werden, wie glauben Sie, sich jemals wieder frei und ungehindert bewegen zu können?«
    »Frei und ungehindert?«
    »Erklär du ihnen die Regeln des Buzkashi, Kit«, sagte sie. »Ich will gehen und sehen, ob Harley mir Tee macht.«
    »Was für eine außergewöhnliche Frau«, bemerkte Bob, nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte. »Wie konntest du dir je einfallen lassen, sie in die Obhut von Lady Sale zu geben, mein Bester? Verrückte Idee!«
    »Lady Sale?« warf Derek ein. »Wird Miss Spencer ihre Schutzbefohlene sein? Ist das geplant?«
    »Inzwischen nicht mehr«, sagte Kit. »Hört mal, würdet ihr mich für sehr unhöflich halten, wenn ich euch bäte, es für heute dabei bewenden zu lassen?« Er machte eine schnelle Bewegung in Bobs Richtung, die ihn ausschloß, und sein Freund nickte verständnisvoll.
    William und Derek waren viel zu höflich, um an irgend etwas anderes als einen sofortigen Aufbruch zu denken. Kit beobachtete, wie sie den Pfad hinunterstolperten, und schloß die Tür. »Verdammt, Bob, ich

Weitere Kostenlose Bücher