Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
kleinen englischen Bungalow. Er schien sich um sie zusammenzuziehen mit seiner Anmaßung von Gemütlichkeit und vorstädtischer Geborgenheit; sie hätte an Kits Seite sein müssen, als er nun in diese Welt der Verwicklungen und Intrigen zog, die ihr so vertraut war. Und doch mußte er allein gehen, während sie bei Harley zurückblieb.
    Im Zenana hatte es keinen Schutz vor den Ränkespielen der Welt gegeben. Sie hatte es gelernt, Pfade zu finden, Gefahren zu erkennen, sie zu umgehen, zu planen, schnell und heimlich zu reagieren. Wie konnte Kit von ihr erwarten, an diesem sterilen, künstlichen Ort auf ihn zu warten, während er, der soviel schlechter vorbereitet war als sie, sich mit einem Unbekannten maß, den kennenzulernen und zu durchschauen ihre vorrangige Aufgabe gewesen war? Wer kannte den Sohn des Dost Mohammed besser als Ayesha?
    Aber im Augenblick waren ihr die Hände gebunden. Bald jedoch würde sie gezwungen sein zu handeln. Dann würde sie den Weg beschreiten, den das Schicksal ihr zuwies!

11. KAPITEL
    Sechs afghanische Reiter saßen auf ihren Badakshani-Schlachtrössern direkt vor dem Kantonnementstor und warteten. Gelockte Haare blickten unter ihren Kappen hervor, und ihre Mienen blieben ausdruckslos, als die kleine Gruppe der Sepoys und des englischen Leutnants herausritt, um sich ihnen anzuschließen.
    »Salaamat bashi« ,grüßte Kit förmlich.
    »Mandeh nabashi« ,antwortete einer der Reiter und wendete sein Pferd sogleich der Stadt zu.
    »Finstere Bettler«, bemerkte Abdul Ali – eine klassische Untertreibung –, als sie sich hinter ihrer Eskorte einreihten.
    Der Zweimeilenritt vollzog sich in vollkommenem Schweigen. Die fanatischen Ghazi, die zuvor das Kantonnement angegriffen hatte, waren fast verschwunden, nur einige Verbliebene warfen noch mit Steinen auf den Wall oder stießen heftige Beschimpfungen aus. Nun starrten sie die afghanischen Reiter an und riefen ihnen etwas zu. Kit hörte den Namen »Akbar Khan« aus der Antwort heraus. Offenbar befriedigt kehrten die Ghazi zu ihrem Tun zurück.
    Die Straßen Kabuls waren durch die Unruhen verwüstet, eine Nacht und ein Tag des Plünderns, Kämpfens und Mordens war an den rauchgeschwärzten Gebäuden, den Bergen von Unrat und den noch nicht fortgeräumten Leichen deutlich abzulesen. Die wenigen Menschen, die sich in den Straßen blicken ließen, starrten den Feringhee und seine Sepoys ängstlich und herausfordernd zugleich an, machten jedoch keinen Versuch, sie mit Worten oder Gesten zu belästigen.
    Akbar Khans Haus stand noch genauso da, wie es in der Zeit von Kits Nachtwachen, in denen er nach Ayesha Ausschau gehalten hatte, ausgesehen hatte. Er achtete sorgsam darauf, kein Anzeichen der Vertrautheit mit den Örtlichkeiten von sich zu geben, als sie abstiegen und ins Innere geführt wurden.
    »Aha, Ralston, Huzoor, ich hatte es nicht zu hoffen gewagt, daß ich erneut das Vergnügen deiner Gegenwart haben würde.« Akbar Khan stand am oberen Ende der Treppe. Seine weite Hose war in die Schäfte seiner Reitstiefel gestopft, die Knöpfe seines dunkelgrünen Rocks glitzerten und wie schon früher war sein Haupt bar. »Welches Glück habe ich, daß du derjenige sein sollst, mit dem ich über dieses Unglück spreche … Eine unschätzbare Ehre, wie immer.« Er kam langsam die Treppe herunter, ein Lächeln auf den Lippen, aber nicht einen Funken von Wärme in den Augen, die Kits Blick unerträglich lange festhielten, als ob sie nach etwas suchten. Dann nickte er, als ob er das gefunden hätte, dem er nachspürte.
    »Bitte …« Er machte eine einladende Geste zu einer Tür auf der linken Seite der Halle. »Wir werden ein Glas Sorbet miteinander trinken, deine Männer können solange hier warten.«
    »Ist das weise, Sir?« murmelte Abdul Ali.
    »Du bist mein Gast, Ralston, Huzoor« ,sagte Akbar Khan gewinnend. »Du würdest meine Gastfreundschaft doch nicht beleidigen wollen, indem du mir mißtraust?«
    »Oh, niemals«, antwortete Kit ebenso gewinnend. »Warte hier, Havildar.«
    »Wie Sie wünschen, Sir.« Abdul Ali blieb in wachsamer Beobachtung zurück, mit einer Hand auf der Pistole und jeden Zoll mißtrauisch, als der Leutnant und Akbar Khan hinter der Tür verschwanden.
    In dem Raum war sonst niemand anwesend, und Akbar Khan selbst füllte ein Glas mit Sorbet und reichte es Kit, bevor er sich um sein eigenes kümmerte. »Willkommen, Ralston, Huzoor« ,schnurrte er, bevor er zu trinken begann.
    Kit neigte den Kopf und nahm ebenfalls einen

Weitere Kostenlose Bücher