Jäger der Macht: Roman (German Edition)
einen von denen aus dieser Entfernung treffen?«
» Ich habe schon aus einer Entfernung von fünfhundert Fuß ins Schwarze getroffen.«
» Nachts?«, fragte Wayne. » Im Nebel?«
Marasi verstummte. Dann hob sie die Hand und deutete ungeduldig auf das Fernrohr. Wayne gab es ihr, und sie sah zu, wie sechs Männer von dem Phantomzug sprangen. Sie liefen auf die Seiten des echten Zuges zu, hielten ihre Gewehre hoch und beobachteten ihn.
» Ein Ablenkungsmanöver?«, fragte Wayne.
» Großherr Waxillium hat das angenommen«, sagte sie. » Er hat gesagt …« Dann verstummte sie wieder.
Er hatte gesagt, sie solle den Kanal beobachten.
Sie drehte sich um und richtete das Fernrohr auf den Kanal. Etwas Großes und Dunkles floss in ihm dahin. Es war vom Nebel eingehüllt und wirkte wie ein gewaltiges Untier – wie ein Leviathan, der still durch das Wasser schwamm. Als es die Mitte des Zuges erreicht hatte, hielt es an. Ein dunkles, schattenhaftes Bein erhob sich aus der schwarzen Masse. Beim Überlebenden, dachte sie zitternd, es ist lebendig.
Aber nein … das Bein war zu steif. Es bewegte sich nach oben, drehte sich und senkte sich wieder. Als das Wesen im Kanal zum Stillstand kam, krallte sich das Bein ins Ufer. Es ist nur ein Halt, erkannte Marasi. Das ist der Grund für die Vertiefung im Boden, die wir schon bemerkt haben.
Sobald das Ding – die Maschine – stabilisiert war, bewegten sich mehrere Männer durch die Dunkelheit auf den kuppelartigen Wagen zu. Sie arbeiteten einige Augenblicke an ihm. Dann erhob sich ein großer Arm aus der dunklen Masse im Kanal. Er schwang über die Geleise, senkte sich, packte den gesamten Wagen und hob ihn an.
Marasi keuchte auf. Der Waggon wurde nur wenige Fuß in die Luft gehoben, aber das reichte aus. Diese Maschine war ein Kran.
Die Verschwinder, die die Kupplungen gelöst hatten, halfen nun dabei, den Waggon über den schmalen Streifen Land in Richtung des Kanals zu schieben. Die schwarze Masse musste so etwas wie ein Frachtschiff sein. Marasi stellte rasch einige Berechnungen an. Um einen solchen Waggon anheben zu können, musste das Schiff sehr schwer sein und einen beträchtlichen Ballast auf der anderen Seite haben.
Sie hob das Fernrohr und stellte fest, dass sich ein weiterer Kranarm in die andere Richtung ausstreckte und ein offenbar schweres Gewicht trug. Das Schiff sank tiefer ins Wasser ein, als der Waggon angehoben wurde. Aber längst nicht so tief, wie Marasi erwartet hätte. Vermutlich gab es unter ihm einen ausfahrbaren Fuß, der sich in das Kanalbett bohrte. Dies würde ausreichen – und der Arm zum Stabilisieren.
» Meine Güte, meine Güte«, flüsterte Wayne. » Das ist ja ein Ding.«
Die Maschine setzte den gesamten Kuppelwagen auf das Schiff und hob dann etwas anderes hoch. Etwas Großes und Rechteckiges. Das hatte sie bereits erwartet. Es war eine Nachbildung des Waggons.
Marasi sah zu, wie das Duplikat des Wagens auf die Geleise gesetzt wurde. Die Kupplungen machten dieses Manöver sehr schwierig. Es konnte ihren ganzen Plan ruinieren. Wenn sie den Wagen falsch absetzten, bestand die Gefahr, eine Kupplung zu beschädigen, und wenn der Zug wieder anfuhr, würde er die Hälfte der Waggons auf den Schienen zurücklassen. Dann wäre klar, was passiert war. Die Verschwinder begleiteten den Prozess.
Einige weitere Verschwinder feuerten Schüsse durch die Fenster eines Passagierwagens im vorderen Teil des Zuges, wahrscheinlich damit niemand hinaussah. Doch weil die Schienen hier einen Bogen um einen bewaldeten Hügel machten, war es ohnehin sehr schwierig für jemanden im Zug, einen guten Blick auf die Geschehnisse zu erhaschen. Das Licht des Phantomzuges war vor wenigen Augenblicken erloschen, und Marasi wusste, dass er nun rasch auf den Geleisen zurückfuhr. Wo versteckten sie ihn? Wurde er vielleicht auf ein anderes Schiff verladen, nachdem er so weit gefahren war, dass er sich außer Sichtweite befand?
Die Verschwinder, die beim Schiff gearbeitet hatten, kletterten nun wieder hinein, und es glitt in die Mitte des breiten Kanals, wo es in der Nebelnacht so gut wie unsichtbar war. Wie ein Schatten bewegte es sich.
» Wayne!«, sagte sie und kämpfte sich auf die Beine. » Wir müssen uns beeilen!«
Er seufzte und stand ebenfalls auf. » Ja, klar.«
» Waxillium ist in diesem Eisenbahnwaggon!«
» Ja. Da sehen Sie mal wieder, dass immer er es ist, der bequem reist, während ich die ganze Zeit reiten oder laufen muss. Das ist wirklich nicht
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