Jäger der Macht: Roman (German Edition)
überrascht herumfuhr, drückte Waxillium gegen die Klammern in den Netzen und schleuderte sie so durch das klaffende Loch, in dem sich die Tür befunden hatte. Dadurch wurden die Netze gespannt und rissen Miles von den Beinen.
Er stürzte auf den Boden des Eisenbahnwaggons und schlug mit dem Kopf gegen die Kiste, in der sich das Aluminium befand. Vermutlich hätte ihn das nicht einmal benommen gemacht, aber durch den Sturz fiel ihm die Waffe aus der Hand. Waxillium sprang vor, packte sie und zog sie aus den Netzen. Dann richtete er sich auf. Er atmete schnell.
Miles warf sich in den Netzen hin und her. Trotz seiner unglaublichen Heilkräfte war er nicht stärker als ein gewöhnlicher Mensch. Es konnte nicht darum gehen, ihn zu töten, sondern ihn kampfunfähig zu machen. Waxillium trat vor und fand endlich die Gelegenheit, die Wunde an seinem Arm zu verbinden. Sie war nicht schlimm, blutete aber stärker, als ihm lieb war.
Miles sah zu ihm auf und beruhigte sich. Dann griff er in die Tasche seines Jacketts, holte sein Zigarrenetui heraus und entnahm ihm eine schmale, kleine Dynamitstange.
Waxillium erstarrte. Er begriff, was er da sah, und ein Blitz des Entsetzens durchfuhr ihn.
Verdammt! Er stürzte an Miles vorbei aus dem Waggon heraus. Unbeholfen taumelte er durch die Luft. Kurz sah er noch, wie Miles am Zünder der Dynamitstange riss. Sofort wurde der Mann in ein blendend helles Licht getaucht.
Die Explosion schleuderte Waxillium vorwärts – wie ein Blatt im Wind. Er prallte auf den Boden, sein Blick verschwamm. Für einige Sekunden war er bewusstlos.
Er kam wieder zu sich: blutig, verwirrt, rollte noch ein wenig herum und lag endlich still. In seinem Kopf drehte sich alles. Er konnte sich nicht bewegen und auch nicht denken; das Herz hämmerte in seiner Brust.
Eine Gestalt erhob sich im Innern des Waggons. Waxilliums Blick war so verschwommen, dass er nicht viel erkennen konnte. Doch er wusste, dass es sich um Miles handelte. Seine Kleidung war zerfetzt und teilweise von ihm abgefallen, er selbst aber schien unverletzt geblieben. Er hatte das Dynamit in seiner Hand gezündet, um sich von den Netzen zu befreien.
Rost und Ruin …, dachte Waxillium und hustete. Wie schwer war er selbst verwundet worden? Er rollte herum und stellte fest, dass er nichts spürte. Das war kein gutes Zeichen.
» Kann es jetzt noch einen Zweifel geben, dass ich für etwas Großes auserwählt wurde?«, rief Miles. Waxillium konnte ihn kaum hören; seine Ohren waren nach der Explosion beinahe nutzlos geworden. » Warum sonst sollte ich diese Macht haben, Waxillium? Warum sonst sollten wir das sein, was wir sind? Dennoch lassen wir die anderen über uns herrschen. Wir lassen es zu, dass sie aus unserer Welt einen Sauhaufen machen, während wir nichts anderes tun, als kleine Gauner zu jagen.«
Miles hüpfte von dem Eisenbahnwagen herunter und kam auf ihn zu. Seine Brust war unbedeckt, seine Hose hing in Fetzen. » Ich habe es satt, das zu tun, was die Stadt mir befiehlt. Ich sollte den Menschen helfen statt unwesentliche Kämpfe auszufechten, die mir von den Korrupten und Gleichgültigen aufgezwungen werden.«
Er hatte Waxillium erreicht und bückte sich zu ihm herunter. » Verstehst du es nicht? Verstehst du nicht, was für bedeutende Arbeit wir leisten könnten? Verstehst du nicht, dass wir dazu bestimmt sind – und vielleicht auch dazu, über die anderen zu herrschen? Es ist fast so, als wenn die Kräfte, über die wir verfügen … als ob sie göttlich wären.« Er schien Waxillium fast anzuflehen, ihm beizupflichten und ihm dadurch eine Rechtfertigung für seine Taten zu geben.
Waxillium hustete nur.
» Pah«, sagte Miles und richtete sich wieder auf. Dann bewegte er die Finger. » Du glaubst doch wohl nicht, dass du mich aufhalten kannst, indem du mich fesselst? Ich habe herausgefunden, dass eine kleine Explosion sehr hilfreich sein kann. Ich bewahre das Dynamit in meinen Zigarrenkisten auf. Dort sehen die wenigsten Menschen nach. Du hättest die Verbrecher befragen sollen, die ich im Rauland verhaftet habe. Ein paar von ihnen haben versucht, mich mit Seilen einzufangen.«
» Ich …« Waxillium musste wieder husten. Seine eigene Stimme klang fremd in seinen Ohren. » Ich hätte mit keinem dieser Verbrecher sprechen können, Miles. Du hast sie alle umgebracht.«
» Allerdings«, sagte Miles. Er packte Waxillium bei der Schulter und zerrte ihn auf die Beine. » Wie ich sehe, ist dir meine Waffe aus der Hand
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