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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Quaste seines Nebelmantels heraus.
    Bitte sehr, flüsterte die Stimme.
    Verängstigt versteckte sich Marasi in den Schatten hinter dem zerstörten Eisenbahnwaggon. Ihr Herz raste. Der Münzwerfer hatte sich auf sie gestürzt, nachdem sie sich seinen Freund vorgenommen hatte. Mit seiner Allomantie hatte er wohl trotz Dunkelheit und Nebel sehen können, wohin sie lief. Deshalb hatte sie ihr Gewehr hinter ein paar Kisten geworfen und sich selbst anderswo versteckt.
    Es war zwar feige gewesen, aber es hatte funktioniert. Er hatte einige Male in die Kisten geschossen, dann das Gewehr aufgehoben und sehr verwirrt gewirkt. Offensichtlich hatte er erwartet, sie blutend und tot vorzufinden.
    Stattdessen war sie bloß unbewaffnet. Sie musste sich unbedingt eine Waffe suchen; sie musste irgendetwas tun. Wayne war angeschossen worden. Er hatte den Münzwerfer weggelockt, aber er hatte geblutet, als sie ihn gesehen hatte.
    Es herrschte Chaos im Raum, und sie war völlig verwirrt. Wayne hatte ihr gesagt, dass die Dynamitstangen, die sie besaßen, relativ klein waren, doch sie richteten großen Schaden an und waren schmerzlich laut, wenn sie in Räumen gezündet wurden. Und die Schüsse waren fast ebenso laut. Die Luft roch nach Rauch, und wenn gerade keine Schüsse fielen, hörte sie, wie Männer leise stöhnten, fluchten und starben.
    Bevor die Verschwinder auf der Hochzeitsgesellschaft erschienen waren, hatte sie noch nie an einem Kampf teilgenommen. Jetzt wusste sie nicht, was sie tun sollte, zumal sie sogar ihren Richtungssinn verloren hatte. Es war dunkel im Raum, der nur von flackernden Flammen erhellt wurde. Der Nebel erschuf Gespenster um sie herum.
    Einige Verschwinder hatten sich aneinandergedrängt und bewachten – zusammen mit dem Koloss-Mann – den Eingang des Tunnels. Marasi konnte sie kaum erkennen, als sie aus ihrem Versteck hervorlugte. Sie hielten ihre Waffen vor sich ausgestreckt. In dieser Richtung konnte sie also nicht weiter.
    Eine Gestalt trat aus der Finsternis in ihrer Nähe, und sie vermochte ein Aufstöhnen kaum zu unterdrücken. Sie erkannte Miles Hundertleben aus der Beschreibung, die sie von ihm erhalten hatte: schmales Gesicht, kurze dunkle Haare. Er war bis zur Hüfte unbekleidet und zeigte einen mächtigen Brustkorb. Seine Hose hing in Fetzen an ihm herab. Er zählte die Kugeln in seinem Revolver, und er war der Einzige im Raum, der sich nicht duckte oder Deckung suchte. Seine Beine wirbelten den Nebel auf, der nun den ganzen Boden bedeckte.
    Er blieb bei den Verschwindern am Tunneleingang stehen und sagte etwas, das Marasi nicht hören konnte. Sie eilten in den Gang und zogen sich zurück. Miles folgte ihnen nicht, sondern schlenderte durch den Raum und kam auf Marasi zu. Sie hielt den Atem an und hoffte, er käme nahe genug an ihrem Versteck vorbei, damit sie …
    Ein Rascheln von Stoff ertönte, und der Münzwerfer stellte sich neben Miles. Dieser hielt an und hob eine Braue.
    » Zieher ist tot«, sagte der Münzwerfer. Marasi konnte ihn kaum verstehen, doch sie bemerkte, dass seine Stimme angespannt vor Wut klang. » Ich habe versucht, den Kleinen zu erledigen. Er hat mich durch den ganzen Raum gelockt.«
    » Ich glaube, ich hab es schon einmal gesagt«, begann Miles mit lauter und zorniger Stimme, » Wayne und Waxillium sind wie Ratten. Es ist sinnlos, sie zu jagen. Man muss sie zu sich holen.«
    Marasi beugte sich vor und atmete flach und so leise, wie es ihr möglich war. Miles war fast nahe genug herangekommen. Noch ein paar Schritte …
    Miles entsicherte seinen Revolver. » Waxillium hat sich irgendwo verkrochen. Ich habe ihn verloren, aber er ist verwundet und unbewaffnet.« Dann drehte sich Miles um und richtete seinen Revolver unmittelbar auf Marasis Versteck. » Rufen Sie nach ihm, wenn Sie wollen, Herrin Marasi.«
    Entsetzt erstarrte sie. Miles’ Gesicht wirkte ruhig. Eisig. Gefühllos. Er würde sie töten, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden.
    » Rufen Sie nach ihm«, sagte Miles fester. » Schreien Sie.«
    Sie öffnete den Mund, aber nichts kam heraus. Sie konnte nur auf die Waffe starren. Ihre universitäre Ausbildung riet ihr, seinem Befehl Folge zu leisten und in dem Augenblick wegzulaufen, wenn er sich von ihr abwandte. Aber sie konnte sich nicht bewegen.
    Nun bewegten sich die vernebelten Schatten in der Ecke des Raumes. Sie riss den Blick von Miles los. Etwas Dunkles regte sich im Nebel. Es war ein Mann; er stand aufrecht.
    Der Nebel schien sich

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