Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
dachte Waxillium.
    » Wen denn?«, rief einer der Banditen zurück.
    Sie machen ein Schauspiel daraus.
    » Ist mir egal«, antwortete der Anführer.
    Wir sollen glauben, dass er jemanden aufs Geratewohl auswählt.
    » Jeder ist gleich gut«, fuhr der Boss fort. » Sagen wir … die da.« Er zeigte auf Steris.
    Steris. Eine der früheren Geiseln war ihre Cousine gewesen. Natürlich. Sie hatten dieselbe Abstammung.
    Das Zucken in Waxilliums Auge wurde stärker.
    » Nein, diesmal nehmen wir gleich zwei«, entschied der Boss und schickte seinen kolossblütigen Lakai zu den Tischen zurück. » Falls uns jemand folgen sollte, müssen sie dafür leiden. Ein paar Juwelen sind kein Leben wert. Wir lassen die Geiseln frei, sobald wir sicher sind, dass keiner hinter uns herläuft.«
    Lügner, dachte Waxillium. Was hast du mit ihnen vor? Warum …
    Der Mann mit dem Kolossblut in den Adern, der Waynes Hut gestohlen hatte, trat auf Wax’ Tisch zu und packte Marasi bei der Schulter. » Du bist so gut wie jede andere«, sagte er. » Du kommst mit uns, meine Schöne.«
    Sie zuckte zusammen, als er sie berührte, und ließ ihr Notizbuch dabei fallen.
    » Nanu«, sagte ein anderer Bandit, » was ist das denn?« Er hob das Büchlein auf und durchblätterte es. » Da stehn nur Wörter drin, Tarson.«
    » Du Idiot«, sagte der Kolossblüter namens Tarson. » Du kannst nicht lesen, oder?« Er reckte sich vor. » Das ist doch eine Beschreibung von mir, oder?«
    » Ich …« sagte Marasi. » Es sollte nur eine Erinnerungshilfe sein, für mein Tagebuch …«
    » Klar«, meinte Tarson und steckte das Notizbuch in die Tasche. Als seine Hand wieder hervorkam, hielt sie eine Pistole, die er auf Marasi richtete.
    Sie wurde bleich.
    Waxillium stand auf. Stahl brannte in seinem Magen. Eine Sekunde später zeigte die Waffe des anderen Banditen auf seinen Kopf.
    » Dein Mädchen wird es gut bei uns haben, alter Knabe«, sagte Tarson mit einem Lächeln auf seinen grauen Lippen. » Komm, wir gehen.« Er zerrte Marasi auf die Beine und schob sie auf den nördlichen Ausgang zu.
    Waxillium starrte auf die Pistole des anderen Banditen. Mit einem allomantischen Drücken könnte er sie seinem Besitzer ins Gesicht treiben und ihm vielleicht die Nase brechen.
    Der Bandit wirkte, als wollte er nur zu gern den Abzug betätigen. Dieser Raubzug schien ihn zu erregen. Waxillium hatte schon oft Männer wie ihn gesehen. Sie waren gefährlich.
    Der Bandit zögerte, warf einen Blick zu seinen Freunden hinüber, senkte schließlich die Waffe und lief auf den Ausgang zu. Ein anderer Mann stieß Steris in Richtung der Tür.
    » Wax!«, zischte Wayne.
    Wie konnte ein Mann von Ehre bei so etwas zusehen. Waxilliums Gerechtigkeitsinstinkt verlangte von ihm, etwas zu unternehmen. Zu kämpfen.
    » Wax«, sagte Wayne leise. » Man macht manchmal Fehler. Das mit Lessie war nicht deine Schuld.«
    » Ich …«
    Wayne packte seine Duellstäbe. » Also, ich werde jetzt etwas unternehmen.«
    » Das ist es nicht wert, ein Leben dafür aufs Spiel zu setzen, Wayne«, sagte Waxillium und schüttelte seine Benommenheit ab. » Hier geht es nicht nur um mich. Es stimmt, Wayne. Wir …«
    » Wie könnt ihr es wagen!«, brüllte eine vertraute Stimme. Sie gehörte Großherr Peterus, dem früheren Polizisten. Der alte Mann riss sich die Serviette vom Kopf und kam taumelnd auf die Beine. » Ihr Feiglinge! Ich will eure Geisel sein, wenn ihr unbedingt eine haben wollt!«
    Die Banditen beachteten ihn gar nicht. Die meisten rannten bereits auf die Ausgänge des Saals zu, wedelten mit ihren Gewehren herum und brachten die Gäste damit zum Erzittern.
    » Feiglinge!«, schrie Peterus noch einmal. » Ihr seid nichts als Hunde – jeder Einzelne von euch. Ich werde dafür sorgen, dass ihr aufgeknüpft werdet! Nehmt mich an Stelle dieser Mädchen, sonst werdet ihr hängen. Das schwöre ich beim Überlebenden höchstpersönlich!« Er stolperte dem fliehenden Anführer nach und kam dabei an etlichen Großherren, Damen und anderen Schwerreichen vorbei, von denen sich die meisten zu Boden geworfen hatten und unter den Tischen versteckten.
    Da rennt der einzige Mensch in diesem Raum dahin, der Mut hat, dachte Waxillium und verspürte plötzlich eine mächtige Scham. Er und Wayne.
    Steris hatte die Tür beinahe erreicht.
    Ich darf das nicht zulassen. Ich …
    » FEIGLINGE !«
    Der maskierte Banditenanführer wirbelte plötzlich herum, hob ruckartig die Hand, dann hallte ein Schuss durch den großen Ballsaal.

Weitere Kostenlose Bücher