Jäger der Macht: Roman (German Edition)
sagte Wayne und senkte die Stimme, während er weiterhin reglos blieb. » Ich weiß nicht, ob ich dich mit Gewalt hier herausholen kann. Du musst einsehen, dass du das nicht wert bist, Junge. Aber ich kann dir helfen. Ich will, dass du mit den Polizisten redest.«
» Was?«
» Lass mir Zeit bis heute Abend«, sagte Wayne. » Ich gehe zum Stützpunkt zurück und lasse ihn räumen. Sobald das erledigt ist, darfst du den Polizisten alles verraten, was du weißt. Keine Angst, das ist nicht genug, um uns in wirkliche Schwierigkeiten zu bringen. Unsere Notfallpläne werden uns schützen. Ich werde dem Boss sagen, dass ich dir befohlen habe zu singen, und dann wird alles gut.
Aber rede nicht mit ihnen, bevor sie dir nicht versprochen haben, dass sie dich als Gegenleistung freilassen werden. Nimm einen Anwalt mit; frage nach einem namens Arintol. Er ist ehrlich.« Zumindest hatten das die Leute auf der Straße zu Wayne gesagt. » Bring die Polizisten dazu, dir die Freiheit zu versprechen, während Arintol dabei ist. Und dann sagst du ihnen alles, was du weißt.
Sobald du draußen bist, musst du die Stadt verlassen. Einige aus der Bande werden vielleicht nicht glauben, dass ich dir geraten habe zu reden, deshalb könnte es gefährlich für dich werden. Geh ins Rauland und arbeite in einer Mühle. Dort wird sich keiner um dich kümmern. Wie dem auch sei, halte dich von allen Verbrechen fern, Junge. Sonst wird noch jemand sterben – vielleicht du selbst.«
» Ich …« Der Junge wirkte erleichtert. » Danke.«
Wayne blinzelte ihm zu. » Und ab jetzt widersetzt du dich allem, was ich von dir verlange.« Er hustete und löste die Zeitblase auf.
» … was ich nicht hören kann«, sagte Brettin gerade. » Ich mache dem jetzt ein Ende.«
» Sehr gut!«, brüllte Wayne. » Junge, sag mir, für wen du arbeitest.«
» Ich sag dir gar nichts mehr!«
» Du redest, oder ich breche dir alle Zehen!«, schrie Wayne zurück.
Der Junge spielte mit, und Wayne stritt sich weitere fünf Minuten, bevor er die Hände hob und aus dem Raum stürmte.
» Ich hab es Ihnen doch gesagt«, meinte Brettin.
» Ja«, sagte Wayne und bemühte sich, entmutigt zu klingen. » Ich glaube, Sie müssen die Kerle einfach weiter bearbeiten.«
» Das bringt nichts«, meinte Brettin. » Ich werde schon lange tot und begraben sein, bevor diese Männer reden.«
» Das wäre ein großes Glück für uns«, sagte Wayne.
» Was soll das denn heißen?«
» Nichts«, meinte Wayne und sog schnuppernd die Luft ein. » Ich glaube, die Plätzchen sind da. Ausgezeichnet! Dann ist dieser Ausflug wenigstens keine vollkommene Zeitverschwendung gewesen.«
Kapitel 9
A lso wissen wir noch immer nicht genau, was passiert ist«, sagte Waxillium. Er saß auf dem Boden neben dem großen Blatt Papier, das mit den Ergebnissen seiner genealogischen Forschungen bedeckt war. » Die Worte der Gründung beinhalten einen Hinweis auf zwei weitere Metalle und ihre Legierungen. Aber unsere Vorfahren haben an sechzehn Metalle geglaubt, und das Gesetz der Sechzehn ist so stark in der Natur verankert, dass wir es nicht außer Acht lassen können. Entweder hat der Einträchtige die Art und Weise verändert, wie die Allomantie funktioniert, oder wir haben sie nie richtig verstanden.«
» Hm«, meinte Marasi, die ebenfalls auf dem Boden saß und die Beine abgewinkelt hatte. » Das hätte ich nicht von Ihnen erwartet, Großherr Waxillium. Ich hatte einen Gesetzeshüter erwartet, vielleicht auch einen Metallurgen, aber keinen Philosophen.«
» Es gibt eine Verbindung zwischen einem Gesetzeshüter und einem Philosophen«, sagte Waxillium und lächelte sanft. » Sowohl im Gesetz als auch in der Philosophie geht es um Fragen. Mich hat das Gesetz angezogen, weil ich Antworten erhalten wollte, die sonst niemand gefunden hat. Und ich wollte Männer fangen, die von allen als ungreifbar betrachtet wurden. In der Philosophie ist es ähnlich. Es geht um Fragen, Geheimnisse und Rätsel. Der menschliche Geist und die Natur des Universums sind die beiden größten Geheimnisse.«
Nachdenklich nickte sie.
» Wie ist es bei Ihnen?«, fragte Waxillium. » Man begegnet nicht oft einer wohlhabenden Frau, die Rechtswissenschaft studiert.«
» Ich bin nicht so … wohlhabend, wie es den Anschein haben mag«, wandte sie ein. » Ohne die Unterstützung meines Onkels wäre ich gar nichts.«
» Trotzdem.«
» Geschichten«, sagte sie und lächelte wehmütig. » Es sind die Geschichten über Gut und Böse.
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