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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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nur selten, aber einer von Marasis Professoren behauptete, sie würden die Pferde irgendwann einmal ganz ablösen.
    Sie versuchte sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Es musste mehr mit den Verschwindern zusammenhängen, als es ihre Entführungen und Überfälle andeuteten. Wie schafften sie es nur, ganze Waggonladungen verschwinden zu lassen, weswegen sie ja auch ihren Namen erhalten hatten? Und was war mit ihren außergewöhnlich guten Waffen? Und dann gab es da noch den umständlichen Versuch, Waxillium sowohl mit Gift als auch mit einer Bombe zu töten.
    » Großherr Waxillium?«, fragte sie.
    » Ja?«
    » Wie ist Ihr Onkel gestorben?«
    » Bei einem Kutschunfall«, sagte er und sah sie nachdenklich an. » Er, seine Frau und meine Schwester waren im Äußeren Land unterwegs, wenige Wochen nachdem mein Vetter – der Erbe – an einer Krankheit gestorben war. Der Ausflug sollte ihren Kummer ein wenig lindern.
    Onkel Ladrian wollte einen bestimmten Berggipfel besuchen und von dort aus einen Blick auf die Landschaft der Umgebung werfen. Aber meine Tante war zu schwach, um die Strecke zu Fuß zurückzulegen. Deshalb haben sie eine Kutsche genommen. Und auf diesem Weg hat das Pferd gescheut. Die Stangen, die die Kutsche gehalten haben, sind gebrochen, und sie ist den Berghang hinuntergestürzt.«
    » Das tut mir leid.«
    » Mir auch«, sagte er leise. » Ich hatte sie seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Ich fühle mich seltsam schuldig, weil ich von ihrem Verlust nicht noch stärker niedergeschmettert bin.«
    » Ich glaube, es sind schon genug Leute niedergeschmettert worden«, murmelte Wayne.
    Waxillium warf ihm einen raschen Blick zu, den Wayne aber nicht bemerken konnte, weil seine Augen noch geschlossen waren und die Kappe auf seinem Gesicht ruhte.
    Marasi trat ihm gegen das Schienbein, was einen kurzen Aufschrei bei ihm verursachte. Dann errötete sie. » Sie sollten mehr Respekt vor den Toten haben«, sagte sie.
    Wayne rieb sich das Bein. » Und schon kommandiert sie mich herum. Frauen!« Er legte sich die Kappe wieder auf das Gesicht und lehnte sich zurück.
    » Großherr Waxillium«, sagte sie. » Haben Sie sich je gefragt, ob …«
    » Ob jemand meinen Onkel getötet hat?«, beendete Waxillium den Satz für sie. » Ich bin ein Gesetzeshüter. Das frage ich mich bei jedem Todesfall, von dem ich höre. Aber aus den Berichten, die ich erhalten habe, hat sich nichts Verdächtiges ergeben. Ich habe schon sehr früh in meiner Laufbahn gelernt, dass es manchmal tatsächlich zu Unfällen kommt. Mein Onkel war ein risikofreudiger Mensch. In der Jugend war er ein leidenschaftlicher Spieler gewesen, und im mittleren Alter hat er die Aufregung anderswo gesucht. Ich habe diese Tragödie damals als Unfall betrachtet.«
    » Und heute?«
    » Und heute«, antwortete Waxillium, » frage ich mich, ob die Berichte, die ich damals erhalten haben, nicht etwas zu unverdächtig gewesen sein könnten. In der Rückschau mag es so erscheinen, als wären sie sorgfältig zusammengestellt worden, um mich nicht misstrauisch zu machen. Und Tillaume war am Tag des Unfalls im Herrenhaus zurückgeblieben.«
    » Warum sollte man Ihren Onkel ermordet haben?«, fragte Marasi. » Hätte man nicht befürchten müssen, dass man damit Sie, einen erfahrenen Gesetzeshüter, in die Stadt zurücklockt. Man hat Ihren Onkel beseitigt und damit Waxillium Morgenschuss auf sich selbst gehetzt …«
    » Waxillium Morgenschuss?«, fragte Wayne und öffnete das eine Auge einen Spaltbreit. Er schniefte und wischte sich mit seinem Taschentuch über die Nase.
    Sie wurde rot. » Tut mir leid, aber so heißt er in den Berichten nun einmal.«
    » So sollte ich eigentlich heißen«, sagte Wayne. » Schließlich bin ich derjenige, der am Morgen einen guten Schuss Whisky vertragen kann.«
    » Dein Morgen ist der Nachmittag der normalen Menschen, Wayne«, sagte Waxillium. » Ich bezweifle, dass du je eine Morgendämmerung miterlebt hast.«
    » Das ist ziemlich ungerecht. Ich sehe sie sogar andauernd, wenn ich zu lange aufgeblieben bin …« Unter seinem Hut grinste er. » Wax, wann besuchen wir Ranette?«
    » Gar nicht«, gab Waxillium zurück. » Warum glaubst du, dass wir sie besuchen sollten?«
    » Na ja, wir sind in der Stadt, und sie ist auch in der Stadt. Schließlich ist sie vor dir hierhergezogen. Und unser Haus ist in die Luft geflogen. Wir könnten sie doch besuchen und ganz freundlich zu ihr sein.«
    » Nein«, sagte Waxillium. » Ich wüsste nicht

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