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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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mit Tillaume in so kurzer Zeit in Verbindung zu setzen und ihn zu bestechen. Woher hätten sie denn wissen sollen, dass der alte Diener für ihren Plan offen war? Ein Stallbursche oder Gärtner wäre eine sicherere Wahl gewesen. Hier ging etwas ganz anderes vor. Seit Waxilliums erstem Tag in der Stadt hatte Tillaume versucht, ihn von den Verbrechen und ihrer Verfolgung fernzuhalten. Am Abend vor dem Fest hatte er sich entschieden bemüht, Waxillium von den Raubüberfällen abzulenken.
    Wer auch immer hinter dieser ganzen Sache steckte – der Diener musste schon seit einer Weile mit ihm zusammengearbeitet haben. Und das bedeutete, dass Waxillium die ganze Zeit hindurch beobachtet worden war.

Kapitel 10
    D ie Kutsche klapperte über die Pflastersteine. Sie rollte auf einem kreisförmigen Weg, den man aus Sicherheitsgründen gewählt hatte, auf den Fünften Oktanten zu. Marasi hatte die Arme vor sich verschränkt und schaute auf die geschäftige Straße hinaus. Pferde und Kutschen kamen vorbei, und Passanten glitten über die Bürgersteige wie die kleinen Blutkörperchen, die sie unter dem Mikroskop in der Universität durch die Adern hatte fließen sehen. An Straßenecken und auch dort, wo die Pflasterungen erneuert wurden, verklumpten sie.
    Großherr Waxillium und Wayne saßen auf der anderen Seite der Kutsche. Waxillium wirkte gedankenverloren. Wayne machte ein Schläfchen, hatte den Kopf zurückgelegt und die Augen geschlossen. Irgendwo hatte er einen Hut gefunden – eine dünne Kappe, so wie sie die Zeitungsjungen gern trugen. Nach der Flucht aus dem Herrenhaus waren sie um die Ecke gebogen und durch den Klammseepark gelaufen. Auf der anderen Seite hatte Waxillium eine Kutsche angehalten.
    Als sie eingestiegen waren, hatte sich Wayne plötzlich die Kappe aufgesetzt und leise vor sich hin gepfiffen. Sie hatte keine Ahnung, woher er sie haben mochte. Und jetzt schnarchte er leise. Er schlief einfach – und das, nachdem sie beinahe getötet worden wären und er sich den ganzen Rücken verbrannt hatte. Sie roch noch immer den durchdringenden Gestank von verbrannter Kleidung, außerdem klingelte es in ihren Ohren.
    Das war es doch, was du gewollt hast, rief sie sich in Erinnerung. Du warst doch diejenige, die darauf bestanden hat, dass Großherr Harms dich mit zu Waxillium nimmt. Und heute bist du aus eigenem Antrieb in sein Haus gegangen. Du selbst hast dich in diese Lage gebracht.
    Wenn sie sich bloß besser verhalten hätte! Da fuhr sie mit den berühmtesten Gesetzeshütern, die das Rauland je gesehen hatte, in derselben Kutsche und hatte sich als hilfloses Mädchen erwiesen, das zu sinnlosen Gefühlsausbrüchen neigte. Sie setzte zu einem Seufzer an, unterdrückte ihn aber sofort. Nein. Kein Selbstmitleid. Das würde alles nur noch schlimmer machen.
    Sie fuhren an einem der großen Kanäle entlang, die die Stadt wie die Speichen eines Rades in acht Bezirke unterteilten. Einmal hatte sie Nachdrucke der Worte der Gründung gesehen, bei denen sich auch Zeichnungen und Pläne von Elantel befunden hatten, dessen Name vom Obersten Nebelgeborenen bestimmt worden war. In der Mitte gab es einen großen runden Park, in dem das ganze Jahr hindurch Blumen blühten und die Luft von heißen Quellen erwärmt wurde. Speichenartig gingen die Kanäle von ihm aus und erstreckten sich bis in das fruchtbare Hinterland, während der Fluss um sie herumgelenkt worden war. Die Häuserblocks waren sehr ordentlich an den Straßen entlang angelegt, die viel breiter waren, als es damals für nötig gehalten worden war. Jetzt aber schienen sie eher zu eng geworden zu sein.
    Die Kutsche näherte sich der Brücke zum Feld der Wiedergeburt; ein Tuch aus grünem Gras und blühenden Blumen zog sich über den sanft ansteigenden Hang des Hügels. Die Statuen des Letzten Herrschers und der Erhobenen Kriegerin beherrschten die Spitze und krönten ihr Mausoleum. Überdies gab es dort oben ein Museum. Als Mädchen war Marasi mehrfach ganz oben gewesen und hatte sich die Überreste der Welt der Asche angesehen, die von den Urvätern gerettet worden waren. Man hatte sie im Bauch der Erde genährt, und dort waren sie wiedergeboren worden, um die neue Gesellschaft zu errichten.
    Die Kutsche fuhr über die von Bäumen beschattete Straße um das Feld der Wiedergeburt herum. Hier bestand sie aus Asphalt statt aus Steinen, damit das Geklapper der Pferdehufe nicht so laut zu hören war und außerdem die Motorwagen darüberfahren konnten. Diese sah man bisher

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