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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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sagte er und blätterte sie durch. » Alte. Vermutlich aus der Zeit, bevor unsere Banditen dieses Haus bezogen haben.« Er sah sich noch ein paar an und warf sie dann in die Höhlung zurück. » Wenigstens werden die Polizisten ein bisschen Spaß haben, wenn sie das hier finden.« Er sah sie wieder an und wirkte … geisterhaft. Seine Augen lagen im Schatten, während das Gesicht von der Seite durch das Licht, das vom offenen Fenster kam, beleuchtet wurde.
    » Und was ist dann passiert?«, fragte sie leise. » Mit Ihnen, meine ich. Es sei denn, Sie wollen es mir nicht erzählen.«
    Er zuckte die Schultern. » Ich habe nicht gewusst, was ich getan hatte, und bin in Panik geraten. Ich glaube, ich wollte erwischt werden. Ich habe diesen Knaben wirklich nicht erschießen wollen. Mir ging es nur um seine Geldbörse. Der alte Totfinger ist mir schnell auf die Spur gekommen. Er musste mein Geständnis nicht mal aus mir herausprügeln.« Wayne schwieg kurz. » Ich habe die ganze Zeit über geweint. Ich war sechzehn. Noch ein Kind.«
    » Wussten Sie, dass Sie ein Allomant sind?«, fragte sie.
    » Klar. Das war doch einer der Gründe, warum ich überhaupt im Rauland war, aber das ist eine andere Geschichte. Wie dem auch sei, Biegmetall ist schwer herzustellen. Man braucht Bismut und Kadmium dafür, und das sind keine Metalle, die man im Laden an der Ecke findet. Damals wusste ich noch nicht viel über Ferrochemie, obwohl mein Vater ein Ferrochemiker war. So hatte ich wenigstens eine Vorstellung davon. Aber zum Aufspeichern von Gesundheit benötigt man Gold.«
    Er ging zu ihr hinüber und setzte sich neben sie auf den Boden. » Ich weiß noch immer nicht, warum Wax mich damals gerettet hat. Eigentlich hätte ich hängen sollen. Ich habe einen guten Menschen umgebracht. Er war nicht einmal reich. Er war Buchhalter. Hat allen geholfen, die es nötig hatten – er hat Testamente aufgesetzt und Briefe für andere gelesen. Jede Woche hat er Briefe für Minenarbeiter verfasst, die nicht schreiben konnten, damit sie sie nach Hause zu ihren Familien schicken konnten. Im Prozess habe ich eine Menge über ihn erfahren. Ich habe seine Kinder weinen sehen. Und seine Frau …«
    Wayne griff in seine Tasche, holte ein Blatt Papier heraus und faltete es auseinander. » Hab vor ein paar Monaten einen Brief von ihnen bekommen.«
    » Sie schreiben Ihnen Briefe?«, fragte Marasi.
    » Klar. Ich schicke ihnen die Hälfe von allem, was ich einnehme. Das ernährt die Kinder, wissen Sie. Schließlich hab ich ihren Papa umgebracht. Eines geht sogar auf die Universität.« Er hielt inne. » Aber sie hassen mich noch immer. Sie schreiben diese Briefe, weil sie mir mitteilen wollen, dass sie mir nicht vergeben haben und kein Geld der Welt ihnen den Vater zurückholen kann. Sie haben Recht. Aber sie nehmen das Geld; das ist wenigstens etwas.«
    » Wayne …«, sagte Marasi. » Das tut mir so leid.«
    » Ja, mir auch. Aber manche Fehler kann man nicht einfach dadurch wiedergutmachen, dass sie einem leidtun. Man kann sie nicht mehr aus der Welt schaffen, egal was man tut. Seitdem kommen die Waffen und ich nicht mehr gut miteinander aus. Meine Hände zittern, sobald ich eine zwischen den Fingern habe. Sie zucken wie ein verdammter Fisch, den man auf den Kai geworfen hat. Ist das nicht komisch? Als hätten meine Hände ein Eigenleben.«
    Das Geräusch von Schritten ertönte von der Treppe her, und wenige Augenblicke später kam Waxillium herauf. Er hob eine Braue, als er die beiden nebeneinander auf dem Boden sitzen sah.
    » Wir haben ein vertrauliches Gespräch«, meinte Wayne. » Mach das nicht kaputt.«
    » Das würde mir nicht einmal im Traum einfallen«, sagte Waxillium. » Ich habe gerade mit einigen Bettlern aus dieser Gegend gesprochen. Die Verschwinder haben tatsächlich etwas Großes aus dem Gebäude auf ein Kanalboot verfrachtet, und zwar mehrfach, immer bei Nacht. Es muss größer gewesen sein als die gestohlenen Frachtgüter. Ich vermute, es war eine Art Maschine.«
    » Hm«, meinte Wayne.
    » Hm, allerdings«, sagte Waxillium. » Und wie war es bei dir?«
    » Ich habe eine Kiste gefunden«, sagte Wayne und hielt den Zigarrenbehälter hoch. » Ach ja, und noch etwas Dynamit, falls du einen neuen Kanal oder sonst etwas sprengen möchtest.«
    » Bring es her«, sagte Waxillium. » Es könnte sich noch als nützlich erweisen.« Er nahm die Zigarrenkiste an sich.
    » Da sind außerdem noch ein paar Nacktbilder«, bemerkte Wayne und deutete auf den

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