Jäger der Macht: Roman (German Edition)
vor allem der Umstand, dass Sie Ihren Anspruch auf Ihre Vorrechte aufgegeben haben.«
» Nicht den Anspruch auf meine Vorrechte«, berichtigte ihn Schick. » Nur den auf meinen Titel. Ich glaube noch immer, dass Sie Waxillium provozieren wollten. Aus diesem Grund haben Sie Peterus erschossen.«
» Ich habe Peterus erschossen, weil er ein Hochstapler war«, fuhr Miles ihn an. » Er hat behauptet, für Gerechtigkeit zu sorgen, und jedermann hat ihn dafür gelobt, doch die ganze Zeit über hat er die Wünsche der korrupten Elite erfüllt. Am Ende haben sie ihn wie einen Lieblingshund zu ihren Festen eingeladen. Ich habe ihn zu Fall gebracht.«
Meister Schick nickte langsam. » Sehr gut.«
» Ich werde diese Stadt säubern, Schick. Selbst wenn ich ihr das geschwärzte Herz mit meinen eigenen Fingernägeln herausreißen muss, werde ich es tun. Aber Sie müssen mir mehr Aluminium verschaffen.«
» Ich habe bereits einiges in Gang gesetzt«, sagte Schick. Er zog eine Schublade seines Schreibtischs auf, holte ein zusammengerolltes Blatt Papier heraus und legte es vor Miles hin.
Miles nahm das Band ab und entrollte das Blatt. Es waren Pläne. » Tekiels neuer unausraubbarer Waggon?«
Schick nickte.
» Es wird etwas dauern, bis …«, begann Miles.
» Meine Leute arbeiten schon seit einiger Zeit daran. Ihre Aufgabe ist nicht die Planung, Miles. Ihre Aufgabe ist die Durchführung. Ich werde dafür sorgen, dass Sie die Mittel zur Verfügung haben, die Sie benötigen.«
Miles betrachtete die Zeichnung. Schick verfügte über gute und mächtige Beziehungen. Miles hatte das Gefühl, dass er sich auf etwas eingelassen hatte, das weit jenseits seiner Kontrolle lag. » Meine Männer halten noch immer die letzte Geisel gefangen«, sagte er. » Was sollen wir mit ihr machen?«
» Ich werde mich darum kümmern.« Wieder nahm er einen Schluck Tee. » Wenn ich genauer hingesehen hätte, wäre sie von der Liste gestrichen worden. Waxillium wird nicht aufhören, nach ihr zu suchen. Es wäre so viel einfacher gewesen, wenn die Sprengung erfolgreich gewesen wäre. Jetzt müssen wir über eine unmittelbarere Vorgehensweise nachdenken.«
» Darum werde ich mich persönlich kümmern«, sagte Miles. » Heute noch.«
» Miles Dagouter ist ein Zwillingsgeborener«, sagte Waxillium und lehnte sich im Zugabteil vor. » Und zwar eine besonders gefährliche Art des Zwillingsgeborenen.«
» Doppelgold«, sagte Wayne mit einem Nicken und streckte sich auf den Kissen der Bank aus, die der von Waxillium gegenüberstand. Verschwommen zogen die Vororte von Elantel jenseits des Fensters vorbei.
Marasi saß auf Waynes Bank. » Ich habe gelesen, dass Goldallomanten nicht besonders gefährlich sind.«
» Nein«, sagte Waxillium, » das sind sie wirklich nicht. Aber es ist die Mischung, die Miles so mächtig macht. Wenn Allomantie und Ferrochemie dasselbe Metall teilen, verzehnfacht sich dessen Kraft. Es ist sehr kompliziert. Man lagert eine Eigenschaft in dem Metall an und verbrennt es, um dessen Kraft zu entfesseln. Das nennt man eine Mischung. Den Legenden zufolge ist das die Art, auf welche der Splitter seine Unsterblichkeit errungen hat.«
Marasi runzelte die Stirn. » Ich hatte angenommen, dass die Geschichten über Miles’ außergewöhnliche Heilkräfte Übertreibungen sind. Ich dachte, er ist genau so ein Blutmacher wie Wayne.«
» Oh, er ist tatsächlich ein Blutmacher«, sagte Wayne, während er einen Duellstab herumwirbelte und ihn wieder auffing. » Allerdings kommt ihm die Gesundheit nie abhanden.«
Waxillium nickte und dachte zwei Jahre zurück, als er Miles zum ersten Mal begegnet war. In der Gegenwart dieses Mannes hatte er sich schon immer unwohl gefühlt, aber er war auch ein ausgezeichneter Gesetzeshüter gewesen. Zumindest in den meisten Fällen.
Als Waxillium Marasis verwirrten Blick bemerkte, erklärte er: » Für gewöhnlich muss ein Ferrochemiker mit seiner Gabe sparsam umgehen. Es kann Monate dauern, bis er Gesundheit oder Gewicht aufgespeichert hat. Ich gehe mit halbem Gewicht umher, seit wir durch den Boden in meinem Haus gebrochen sind, und versuche dadurch, ein wenig von dem Gewicht wieder anzusammeln, das ich verbraucht habe. Ich habe meinen Metallgeist bisher nur mit einem Bruchteil dessen füllen können, was ich verloren habe. Und für Wayne ist es noch schwieriger.«
Wayne wischte sich über die Nase. » Nach dieser Sache hier werde ich ein paar Wochen im Bett verbringen müssen und mich elend fühlen.
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