Jäger der Nacht (German Edition)
Hauptkomponenten des Silentium-Programms war.
Konnte ihr Wissen über die Grundlagen der Konditionierung ihr vielleicht dabei helfen, diese aufzubrechen? Un d – weit schwieriger zu beantworte n – wollte sie das überhaupt? Letzte Nacht hatte sie sich gewünscht, mehr zu sein, eine Frau zu sein. Aber dafür müsste sie alles aufgeben, was sie kannte, müsste ihrer ganzen bisherigen Welt den Rücken kehren, ihren Vater, ihren Clan und ihre eigene Rasse verlassen!
Und nur für ein Leben draußen, mit Wesen, die ihr völlig fremd waren. Sie hatte keine Ahnung, wie sie mit einer Rasse umgehen sollte, die jemanden wie sie für widernatürlich und abscheulich hielt.
Nein, dachte sie, das ist ungerecht. Vaughn hielt sie nicht für eine gefühllose Maschine. Aber selbst er wollte sie ändern, sie sollte eine Andere werden, Silentium zerschlagen und ein anderes Leben führen. Ihre Identität als Faith NightStar, V-Mediale und wichtigste Mitarbeiterin des Konzerns aufgebe n – kein leichtes Unterfangen!
Vaughn gönnte sich ein paar Stunden Schlaf in den Baumwipfeln, bevor er Mercy auf ihrem Wachposten ablöste. Er sah gleich, dass sie mit ihm reden wollte, denn sie erwartete ihn in menschlicher Gestalt. Er verwandelte sich und zog die Jeans an, die sie ihm zuwarf. „Was gibt’s?“
„Nur eine Kleinigkeit“, sagte sie. „Ich wollte dich fragen, ob du in zwei Wochen meine Freitagsschicht übernehmen kannst. Ich muss auf eine späte Tanzparty.“
Mercy arbeitete für CTX , einen Sender, den die DarkRiver-Leoparden gemeinsam mit den SnowDancer-Wölfen gegründet hatten. Ein guter Job für einen Wächter – das Rudel ging immer vor, und die Geschäftsleitung hatte volles Verständnis. Vielleicht weil sie aus Leoparden und Wölfen bestand.
„Geht in Ordnung.“
„Wie kommst du mit deiner letzten Arbeit voran?“
„Ich bin fertig.“ Er hatte schon mit etwas Neuem begonnen: die Marmorstatue einer Frau – leidenschaftlich, verführerisch und geheimnisvoll. „Falls du Barker triffst, sag ihm bitte, er kann es abholen.“
Mercy nickte, ihr rotes Haar bewegte sich sanft im Wind. Vaughn musste an Faith denken, aber die Haare seiner Medialen waren dunkler, hatten eher die Farbe reifer Kirschen. „Ich sag ihm Bescheid.“ Mercy winkte zum Abschied. „Bis später.“
Vaughn beschloss, einen Teil seines Rundgangs in menschlicher Gestalt zu machen – er war auch als Mensch schnell und stark genug, um die meisten Eindringlinge abzuwehren. Er dachte an seine neue Skulptur. Sie würde sicher fantastisch werden, das Beste, was er je geschaffen hatte. Er würde sie niemals verkaufen.
Vaughn machte sich schnell auf den Weg und der Wald rauschte an ihm vorüber, während er in Gedanken bei den Formen einer Frau mit nachtschwarzen Augen war. Dennoch nahm er einen leopardengelben Schimmer an einer Stelle wahr, wo nur Wald hätte sein sollen. Er drehte um, folgte dem Geruch und traf auf zwei Leopardenjunge, die spielerisch miteinander kämpften. Als sie sein Knurren hörten, spritzten sie auseinander und starrten ihn an. Sie wussten, es würde großen Ärger geben.
„Ich dachte, Tamsyn hätte gesagt, ihr wärt heute bei Sascha.“ Er verschränkte die Arme über der Brust und fragte sich, wie Tamsyn – die Heilerin der DarkRiver-Leoparden und Mutter der beiden Jungen – diesen Ärger im Doppelpack aushalten konnte, ohne sich alle Haare auszuraufen. „Was macht ihr hier draußen?“
Leopardenjunge waren von Natur aus neugierig – es war nicht unüblich, dass sie herumliefen und die Gegend erkundeten, und innerhalb des DarkRiver-Territoriums waren sie sicher. Trotzdem brauchten sie Grenzen. Und die wichtigste Regel war, sich nicht weiter als anderthalb Kilometer von dem Haus zu entfernen, in dem sie sich eigentlich aufhalten sollten.
Die Jungen legten sich flach auf den Boden und maunzten, versuchten, auf charmante Art aus ihrer misslichen Lage herauszukommen.
„Ich bin weder Sascha noch eure Mutter“, sagte Vaughn, obwohl auch er belustigt war. Wenn die beiden groß waren, würden sie einmal gute Soldaten abgeben. Und sie würden auf Frauen genauso anziehend wirken wie Kit, einer der älteren Jugendlichen. „Auf jetzt!“
Die beiden standen auf und tapsten vor ihm den Weg entlang. Roman und Julian waren Zwillinge und sahen sowohl in menschlicher als auch in tierischer Gestalt vollkommen gleich aus. Nur wenn man sie sehr gut kannte, konnte man sie auseinanderhalten. Vaughn war das immer gelungen, vielleicht weil
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