Jäger der Nacht (German Edition)
kriege. Nur dann kann ich weitere Nähe zulassen.“
Zufriedenheit pulsierte in seinen Adern. „Du gibst also zu, dass es so ist.“
Sie hob den Kopf mit einer Arroganz, die jeder Katze Ehre gemacht hätte. „Ich bin eine Kardinalmediale. Wir besitzen von Geburt an mehr Kräfte als andere – seit unserem ersten Treffen habe ich pausenlos überlegt, wie ich mich gegen Übergriffe verteidige.“
„Wie denn?“
„Sag ich nicht.“ Die Begeisterung über diese Neckerei spiegelte sich in ihren Augen, die nicht so kalt waren wie am ersten Abend. „Warum sollte ich meine Geheimnisse mit jemandem teilen, dem ich nicht vertraue – und der mir nicht vertraut.“
„Aua!“ Er fuhr mit seinen Finger über ihre zarte Wirbelsäule. „Du kannst einem ganz schön an die Gurgel gehen.“
„Das hat mich bislang am Leben erhalten.“
Der Jaguar wollte das nicht hören, wollte nicht, dass sie solche Waffen brauchte, denn das hieß, dass sie in Gefahr war. „Du musst hier weg, Faith. Schaff dir Schilde an, die dich draußen schützen, und dann hau ab.“
In ihrem Lächeln lag keine Freude. „Ich werde sterben. Das ist nun mal eine unwiderrufliche Tatsache. Sobald ich aus dem Medialnet ausscheide und das notwendige Biofeedback verliere, wird mein Verstand einfach abschalten. Es sei denn, du tust dasselbe für mich, was Lucas für Sascha getan hat.“
„Woher weißt du davon?“
„Ich bin nicht dumm, Vaughn. Es ist doch sonnenklar, dass zwischen den beiden irgendeine Art von geistiger Verbindung besteht.“ Sie legte ihr Kinn auf die über den Knien gefalteten Hände. „Ich konnte es beinahe fühlen. Es ist, als gäbe es noch etwas neben dem Medialnet, das nicht dazugehört.“
Seine Sinne waren plötzlich hellwach. Wenn die Medialen herausbekamen, dass das Alphapaar der DarkRiver-Leoparden mit seinen Wächtern in einer solchen Verbindung stand, ging dem Rudel ein wesentlicher Vorteil verloren. Und wenn Faith in dieser Hinsicht anders als die anderen war, stellte sich die Frage, warum dem so war. Er glaubte die Antwort zu kennen, aber die Katze stürzte sich erst auf ihre Beute, wenn sie ihr sicher war. Deshalb war er als Jäger so erfolgreich.
„Wenn wir dich aus dem Medialnet rauskriegen könnten, wärst du dann stark genug, dich mit mir einzulassen?“ Seine Fingerspitzen drücken etwas stärker gegen ihren Rücken.
Sie versteifte sich. „Dräng mich nicht, Kater.“
Zum ersten Mal hatte sie ihre Krallen ausgefahren. Fasziniert legte er die flache Hand auf ihre Rippen. Ihre Brüste waren jetzt so nah, dass es ihm höllisch schwerfiel, sie nicht weiter oben zu streicheln. „Oder?“
„Kein oder.“
„Vielleicht doch.“ Mit der ihm eigenen Schnelligkeit hatte er sie flach auf den Rücken gelegt und sich über sie gebeugt, bevor sie antworten konnte. Ihre Augen wurden samtschwarz, dann schossen Silberstrahlen durch die Schwärze. „Was zum Teufe l … ?“ Nun sah er den großen Wolf in einer Ecke des Raums. Wie tollwütig duckte er sich gerade zum Angriff.
Vaughns Jaguarinstinkte brachen hervor.
Er schob Faith zur Seite, stürzte sich lautlos auf den Wolf – und fiel durch ihn hindurch. Nur dank seiner Beweglichkeit konnte er es vermeiden, mit lautem Krach auf dem Boden aufzuschlagen. Er stand auf und kniff die Augen zusammen, als er, kaum hörbar, ein weiches weibliches Lachen vernahm, das sich noch ungeübt anhörte. „Sehr witzig.“
Aus silberschwarzen Augen traf ihn ihr Blick. Sie beobachtete ihn, ausgestreckt auf dem Bett, das von dunkelroten Haaren umrahmte Gesicht auf den Händen aufgestützt. Noch nie hatte er etwas Schöneres gesehen, und die hungrige Katze in ihm dachte, dass der Anblick ihres nackten Körpers noch viel schöner wäre.
„Hast du das böse Hündchen vertrieben?“, fragte sie.
Er wusste, dass sie keine Ahnung hatte, was sie da tat. Sie hatte gelacht und nun machte sie sich über ihn lustig. Würden diese Veränderungen Bestand haben oder würde sie versuchen, sie zu verbergen? Allerdings würde Vaughn ihr nicht die Wahl lassen. „Ein Trugbild? Müsstest du dafür nicht in meinen Verstand eindringen?“ Er hatte ein Gestaltwandlergehirn, Mediale konten es damit unmöglich aufnehmen.
„Das brauche ich gar nicht“, sagte Faith ohne einen Hauch von Arroganz. „Meine Trugbilder sind so konkret, dass selbst eine Kamera diesen Wolf aufgenommen hätte.“
Er ging langsam zu ihr hinüber und sah zu seiner Freude, dass diese wundervollen Augen mit den blitzenden Punkten
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