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Jäger der Nacht

Jäger der Nacht

Titel: Jäger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wallace Hamilton
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Kleingeld und nach dem Zettel mit Sams Nummer drauf. Aber als er sich der Telefonzelle näherte, bekam er es mit der Angst zu tun und ging weiter. Was war los mit ihm? Wurde er trotz der aufmöbelnden Unterhaltung mit Lenny kindisch?
    Als er an den Wohnblocks vorbeiging, kämpfte er mit der Angst, mit seinem rasenden Herzen, mit dem Flattern in seinem Magen. Dann, kurz vor der Burkett Street, sah er wieder eine Telefonzelle. Seine letzte Chance, bevor er zu Hause war. Er drückte sein Kreuz durch und setzte bedachtsam einen Fuß vor den anderen auf den Bürgersteig, ging mit abgezirkelten Schritten, bis er die Telefonzelle erreicht hatte. Er zwang sich, seine Hand zum Geldschlitz hochzuheben, warf eine Münze ein und drückte eine Taste nach der anderen, bis er das Freizeichen hörte. Es klingelte und klingelte. Er ließ es elfmal klingeln, bis er aufhängte. Als er weiter Richtung Burkett Street ging, fühlte er sich jeder Hoffnung beraubt.
    Dennoch... da gab es noch Lenny. Mit Lenny konnte er reden.

11. KAPITEL
     
    Kevin schloß sich im Badezimmer ein. Er zog seine Sachen aus, aber bevor er die Brause anstellte, strich er mit seinen Händen über seinen Körper, als ob er eine seltsame, neue Entdeckung machen würde. Er hatte sich früher über seinen Körper nie viel Gedanken gemacht, außer wenn er weh tat oder verletzt war. Er wurde halt immer größer. Aber nun schien er einen geheimnisvollen Wert zu haben. Männer bezahlten dafür Geld. Sogar Lenny, der kaum älter als Kevin war, fühlte sich von ihm angezogen. Sein Körper war eine neue Macht, und eine derartige Macht hatte er nie zuvor verspürt.
    Kevin drehte die Brause an und stellte sorgfältig den Wärmegrad ein. Dann stellte er sich unter das prasselnde, heiße Wasser; katzengleich bewegte er seine Schultern unter dem Wasserstrahl. Er wusch sein Haar und nibbelte seinen Körper gewissenhaft ab. Heute Nacht würde er zur Hafenstraße gehen.
    Ohne Erfolg hatte er ein paarmal versucht, Sam telefonisch zu erreichen; und mit jedem Mal hatte er sich beunruhigter gefühlt. Wer war er denn, daß er versuchen konnte, sich ins Leben eines vielbeschäftigten Mannes einzumischen? Er war immer unruhiger geworden. Er wollte Sam haben, aber wenn er Sam nicht haben konnte, dann sollte es irgendjemand anderes sein. Vielleicht., .nur vielleicht.. .würde er Sam in der Hafenstraße finden.
    Der Mann, der ihn in der Hafenstraße auflas, trug einen Hut. Die weite Krempe überschattete sein Gesicht. Nur in dem Moment, als er in den Wagen stieg, konnte Kevin erkennen, daß der Mann ein Gesicht mit tiefen Falten hatte, abgearbeitete Hände und graue Koteletten. Er war alt. Kevin dachte, daß er von irgendjemand der
    Großvater sein könnte. Noch bevor der Mann den ersten Gang einlegte, verspürte Kevin den Drang, schnell auszusteigen und auf den nächsten Freier zu warten. Aber dann sprach der Mann. Seine Stimme klang belegt, die Worte kamen bedächtig. «Möchtest du zu mir nach Hause kommen?»
    Kevin zögerte. Er fühlte sich abgestoßen, war aber ebenso neugierig. Wie würde es sein, mit irgendjemandes Großvater zu schlafen? Seine eigenen Großväter hatte er nie kennengelernt. Hatte einer von ihnen so wie der Mann am Steuer ausgesehen? Er bezweifelte das. Da war was an der Art, wie der Mann sprach... eine Sanftheit, wie selbstverständlich... ein leichtes Anstoßen wie bei Humphrey Bogart... und ein Sprachrhythmus wie bei Mr. Graham. Er konnte sich den Vater seiner Mutter nicht so sprechend vorstellen.
    «Okay.» Kevin zögerte wieder. «Macht ‘nen Zwanziger.»
    «Mir soll’s recht sein.»
    «Und... und...»
    «Ja?»
    Kevin war plötzlich verlegen. «Nichts.»
    Der Mann grinste. Er hatte ein nettes Grinsen. «Brauchst keine
    Angst zu haben. Ich werde dir nichts tun.»
    Einen Moment lang fragte sich Kevin, wie ein alter Mann überhaupt irgendjemandem etwas antun könnte. Dann sah er auf die abgearbeiteten Hände. Sie waren kräftig. Er legte sein ganzes Vertrauen in die sanfte Stimme. Dennoch fragte er sich, was der Mann wohl von ihm wollte... und könnte er es tun? Er fühlte nichts von der Erregung, die ihn bei Sam, oder auch Harry, überkommen hatte. Aber er erinnerte sich an das, was Dennis gesagt hatte: Du muß einen Steifen kriegen... dafür bezahlen sie... den Steifen. Er glaubte nicht, daß er es mit diesem alten Mann treiben könnte, noch nicht mal für einen Zwanziger. Aber er legte seine Hand auf seine Beule und hoffte, daß es schon klappen würde, wenn

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