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Jäger der Nacht

Jäger der Nacht

Titel: Jäger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wallace Hamilton
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Augen, die ihn angebetet hatten. Die Lippen, die ihn verwöhnt hatten. Die pure Vollkommenheit seiner Selbstsicherheit. Würde das auch seine Zukunft sein? Die Sehnsucht und die Ungewißheit seiner Hoffnungen schmerzten ihn. Es war alles so augenscheinlich! Bruce gehörte zu ihnen. Wie konnte er bei den Sachen, über die sie sprachen, mitreden? Er starrte auf das Glas Cola vor sich und fühlte sich in Einsamkeit verwelken. Er kauerte sich in der Ecke der Nische zusammen, weg von Bruce, weg von den anderen. Er dachte an die Burkett Street, aber er wußte, daß er nirgendwo hin konnte. Er war ein Gefangener in der Nische, verdammt dazu, Gesprächen zuzuhören, die er nicht verstand.
    Er gab sich plötzlich einen Ruck und nahm sich vor, zu entkommen... und eine Beute mit sich zu nehmen. Mit kleinen, verstohlenen Bewegungen machte er sich an Bruce heran und streckte seine Hand unter dem Tisch aus, bis sie Bruces Schenkel berührte. Er warf Bruce, der sich in angeregter Unterhaltung befand, einen raschen Blick zu. Keine Reaktion. Ermutigt bewegte Kevin seine Hand über den Hosenstoff, bis seine Finger auf etwas Weiches zwischen Bruces Beinen stießen. Seine Finger umschlossen es und drückten es sanft. Das weiche Stück Fleisch spannte sich an, und Kevin glühte vor Zufriedenheit. Er spürte, wie Bruce ihm einen Blick zuwarf, ignorierte ihn jedoch und hielt seine Augen starr auf das Glas vor sich gerichtet. Aber seine Finger wurden aktiver. Der Gefangene war nun zum Häscher geworden. Kevin sah die beiden miesen Typen auf der anderen Seite des Tisches mit hämischer Freude an. Es gab mehr auf der Welt als nur Gespräche.
     
    Kurz darauf trank Bruce aus und setzte das Glas mit einer Geste der Endgültigkeit auf dem Tisch ab. «Nun, wir müssen allmählich los. Es wird schon spät.»
    George sagte: «Oh, Bruce, der Abend hat gerade erst angefangen.»
    Aber Gerald warf Kevin einen einschmeichelnden Blick zu und sagte: «Lauf schon los, alter Knabe. Wir verstehen’s schon.»
    Kevin sah Gerald böse an, als sie aus der Nische kletterten. Nach ein paar Sekunden waren er und Bruce allein in der Nachtluft. Kevin hatte das Gefühl, lospoltern zu müssen, aber er beherrschte sich. Er fühlte sich immer noch verletzt, und das Gefühl hielt bis zu Bruces Wohnung an. Er fühlte sich verletzlicher als früher, als er der kühlen Nachtbrise in der Hafenstraße ausgesetzt war.
    Bruce goß sich einen Brandy ein. Kevin streckte sein Kinn vor.
    «Gibt’s hier Bier?»
    «Aber klar.» Bruce brachte ihm eine Dose Bier aus dem Kühlschrank. «Ich hab’ nicht gewußt, daß du das Zeug magst.»
    Kevin umschloß die Dose mit einer Hand. «Ich mag’s.» Er nahm einen Schluck. «Gibt mir ‘nen kühlen Kopf.»
    Bruce spähte über den Rand seines Brandy Schwenkers zu Kevin rüber. «Mußt du ihn denn abkühlen?»
    «Ja.»
    Schweigen.
    Bruce sprach langsam. «Kannst du dir vorstellen, was ich heute Nacht durchgemacht habe?»
    Kevin fuhr auf. «Kannst du dir vorstellen, was ich heute Nacht durchgemacht habe?»
    Irgendwie schafften sie es, sich in die Augen zu sehen. Für Kevin war das ein Blick voller Verzweiflung. Alles, was er sich von Bruce erträumt hatte, glitt ihm aus der Hand. Er wollte sich in Bruces Arme werfen. Er wollte jedes einzelne Wort von ihm unterdrücken. Er wollte die Zeit anhalten und nicht den nächsten Satz hören. Und doch kamen die Worte heraus. «Deine Freunde...»
    Wieder Schweigen.
    Bruce: «Was ist mit ‹meinen Freunden›?»
    Kevin ließ die Worte wie Peitschenhiebe knallen. «Sie würden mich am liebsten mit ins Bett genommen haben. Und ich wäre mitgegangen... für ‘nen Zwanziger... aber mit Freuden.»
    Bedächtig setzte Bruce seinen Schwenker ab, erhob sich aus seinem Sessel, ging zu Kevin rüber, der auf dem Diwan saß, und zog ihn am Hemdkragen hoch. «Versuch’s, und ich mach’ Kleinholz aus dir.»
    Kevin sah Bruce an. «Meinst du das wirklich so?»
    Bruces Augen kannten keine Gnade. «Worauf du dich verlassen kannst.»
    Kevin sackte in sich zusammen. «Dann laß es doch nicht zu, daß ich es tu.»
    «Das werde ich auch nicht.»
    Als sie im Bett lagen, schmiegte sich Kevin eng an Bruces Körper.
    Irgendwas war geschehen. Irgendwas Großartiges und Unbegreifliches war geschehen.

17. KAPITEL
     
    Bruce war angewidert davon, wie urplötzlich die Wut mit ihm durchgegangen war, angewidert davon, wie die Eifersucht ihn übermannt hatte. Er lag da in der Dunkelheit – Kevin hatte sich an ihn gekuschelt, nachdem

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