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Jäger der Schatten

Jäger der Schatten

Titel: Jäger der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa de la Cruz
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festigen.
    An diesem Abend war die Stadtvilla der Forces leer, als sie zurückkehrte, was keine Überraschung war. Trinity war in einer ihrer gesellschaftlichen Funktionen unterwegs, wie üblich. Das Haus war viel zu groß für die beiden. Die Dienstmädchen blieben unter sich und die Stille war so deprimierend, dass Mimi sowohl den Fernseher als auch die Stereoanlage laufen ließ, während sie im Internet surfte.
    Sie warf ihre verschwitzten Sportsachen in den Wäschekorb und nahm eine kurze Dusche. Noch im Bademantel setzte sie sich mit dem Laptop aufs Sofa, ließ ihn hochfahren, klickte ihren Posteingang an und scrollte durch die Liste der ungelesenen Nachrichten. Ganz oben stand eine E-Mail von einem ihr unbekannten Absender. Die EDV-Abteilung des Komitees hatte sie gebeten, die Nachrichten von unbekannten Absendern nicht mehr zu öffnen, weil sie Computerviren enthalten könnten. Aber Mimi schlug diese Warnungen regelmäßig in den Wind, was dazu führte, dass ihr Computer mehrmals im Monat abstürzte. Sie konnte nicht anders, sie war einfach zu neugierig.
    Die neue Nachricht enthielt nur einen Link. Mimi klickte ihn an und stellte sich darauf ein, dass ein Virus das System zusammenbrechen lassen oder dass irgendein schmutziges Video auf ihrem Bildschirm erscheinen würde. Der Link führte sie tatsächlich zu einem Video, aber zu keinem mit pornografischem Inhalt.
    Der Bildschirm zeigte einen leicht unscharfen Film, ein paar ruckartige Kameraeinstellungen, bis Mimi endlich erkannte, dass die beiden dunklen Schatten in der Mitte des Bildschirms zwei Jugendliche waren, die auf einer Couch herumknutschten.
    Also war es doch eines von diesen Videos, dachte sie und wollte das Fenster schon wieder schließen. Doch irgendetwas hielt sie davon ab. Als die Kamera näher heranzoomte, erkannte sie, dass die Jugendlichen nicht nur knutschten. Das Gesicht des Mädchens war von ihren langen Haaren verdeckt, aber Mimi konnte sehen, dass sie ihre Lippen gegen den Hals des Jungen presste und dass Blut ihr Kinn hinunterlief, während sein Körper vor Erregung bebte.
    Das war ihr alles zu vertrau t – die leidenschaftlichen Bewegungen des Jungen, die Art, wie das Mädchen ihn festhiel t – behutsam, um seine Ekstase im Zaum zu halten und dennoch fest genug, um ihn genau da zu halten, wo sie ihn haben wollte. Wie viele Male hatte Mimi genau dasselbe in ebendieser Stellung getan? Die Szene war praktisch wie aus dem Lehrbuch des Komitees , denn man wollte ja nicht, dass der Kopf eines Vertrauten zu weit nach hinten fiel, damit sie oder er keinen Sauerstoffmangel erlitt oder sich an der eigenen Zunge verschluckte.
    Wie erstarrt auf dem Sofa schaute Mimi weiter zu. Als sich das Mädchen von ihm zurückzog, richtete sich die Kamera auf ihre elfenbeinfarbenen Fangzähne. Sie fingen das Licht ein, das ihre nadelspitze Schönheit enthüllt e – so viel feiner und schärfer als jedes computerbearbeitete Detail. Inzwischen war der Junge betäubt und überwältigt auf der Couch zusammengesunken, und für die nächsten vierundzwanzig Stunden völlig unbrauchbar. Das Mädchen, dessen Gesicht noch immer im Schatten lag, küsste ihn auf die Lippen und erhob sich von der Couch.
    Am Rand des Bildschirms standen das Datum und die Uhrzeit. Das war erst letzte Woche, dachte Mimi, als die Aufnahme plötzlich ein großes Zimmer zeigte, in dem viele Jugendliche versammelt waren. Warte, warte, warte! Sie kannte diesen Raum mit den Damastvorhängen und dem Renoir an der Wand. Wenn man zu nah an das Gemälde herantrat, wurde ein stiller Alarm ausgelöst und der Hausdiener scheuchte einen weg. Sie war schon oft in diesem Apartment gewesen. Es war das Penthouse von Jamie Kips Eltern und das war die Party zu seinem achtzehnten Geburtstag. Mimi war am Freitagabend dort gewesen. Aus Langeweile war sie schon früh gegangen. Die jüngsten Komitee- Mitglieder hatten sich wie kleine gierige Raubkatzen aufgeführt, völlig high durch den ersten Genuss von Blut, und Mimi war noch immer zu wütend gewesen, um wirklich Spaß haben zu können.
    Als die Kamera sich wieder auf das Mädchen richtete, hatte es ihr gerade den Rücken zugekehrt. Es verschwand im nächsten Augenblick, nur um auf der anderen Seite des Raumes neben dem Bierfass wieder aufzutauchen. Das war kein Trick, kein Kameraeffekt, keine geschickte Bearbeitung des Filmmaterials. Es war ganz deutlich zu sehen gewesen, dass das Mädchen erst an der einen Stelle gestanden hatte und dann, ohne ersichtliche

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