Jäger der Schatten
Verhaltensweisen, keine abweichenden Handlungen in ihrer Vergangenheit. Wir haben die Akten im Archiv durchgesehen. Die Familie gehört zum festen Kern der Vampirgemeinschaft.«
Er klickte erneut mit der Maus und öffnete ein anderes Foto. Es zeigte einen gut aussehenden Jungen mit wirren blonden Haaren und Grübchen.
»Das ist ihr menschlicher Vertrauter, Evan Howe, sechzehn. Erstes Jahr an der Duchesne. Er wird ebenfalls seit der Party vermisst.« Er wandte sich an seinen Bruder. »Ted, willst du an dieser Stelle fortfahren?«
»Klar.« Ted zog einen kleinen Block aus seiner Manteltasche und las seine Notizen vor. »Das Video hat sich im Internet schnell verbreitet und was Lanes Vorschlag betrifft, er wurde bereits umgesetzt. Die Red Bloods denken, es handelt sich um einen Filmtrailer.«
Die Anwesenden nickten.
»Wir haben diese Idee noch ein wenig ausgeschmückt und das Gerücht verbreitet, dass ein Film namens Suck bald in die Kinos kommen wird. Als eine Art Dokumentation, mit einer Videokamera per Hand gefilmt, so ein Horror-Ding. Bis jetzt scheinen die Internetnutzer uns das abzukaufen. Ich entschuldige mich im Voraus bei den weitaus talentierteren Anwesende n – ich wollte nicht anmaßend sein und euren Job vorwegnehmen. Sam und ich haben einen Technikfreak damit beauftragt, das Filmmaterial ein wenig aufzumöbeln, und das ist der neue Trailer, der jetzt ebenfalls die Runde durchs Internet macht.«
Sam klickte mit der Maus und das schreckliche Video wurde noch einmal abgespielt. Am Ende erschien ein Untertitel. Suck stand dort in blutroten Buchstaben. Bald in Ihrem Kino.
»Ich werde das so schnell wie möglich auf meiner Homepage veröffentlichen«, sagte Josephine. » Suc k … Der Titel klingt gut.«
»Damit ist zumindest das Sicherheitsrisiko aus der Welt geschafft«, seufzte Sam. »Kommen wir nun zum wahren Problem. Wir glauben, dass das eine ernst zu nehmende Drohung ist und dass Victoria entführt wurde. Wir haben bis jetzt nicht den geringsten Anhaltspunkt, wo sie ist oder wer sie festhält. Ihre Eltern sind in der Karibik. Sie fliegen heute zurück, doch sie haben Victoria seit Monaten nicht mehr gesehen, und soweit ich in Erfahrung bringen konnte, wissen sie auch nicht viel über den Alltag ihrer Tochter.«
Typische Blue-Blood-Eltern, dachte Mimi. Weil ihre »Kinder« nicht ihre echten Kinder waren, hatten viele Vampire nur sehr lockere familiäre Beziehungen. Mimi war immer dankbar dafür gewesen, dass Charles und Trinity eher aufmerksam als desinteressiert gewesen waren, obwohl sie nur ihre »Zyklus-Eltern« waren. Es hätte viel schlimmer kommen können, wie das Beispiel der Taylors zeigte.
»Und das Red Blood?«, fragte sie.
»Die Eltern des Jungen sind etwas mehr auf Zack. Sie haben bereits eine Vermisstenmeldung eingereicht. Die Schule versucht natürlich, das Ganze geheim zu halten. Niemand will schlechte Publicity. Aber wenn er nicht schnell wieder auftaucht, werden diese Red Bloods zu einem Fernsehsender gehen: FNN.« Sam lächelte ironisch. »Normalerweise lebt Force News Network von solchen Geschichten. Reiches Kind vermisst. Skandal in der Upper East Side und so weiter. Aber ich nehme an, sie werden diese Geschichte nicht kaufen, oder?«, fragte er Mimi.
»Natürlich nicht. Sie werden nichts von uns bekommen«, versprach Mimi.
»Wir haben die IP-Adresse des Computers zurückverfolgt, von dem aus das Video ins Netz gestellt wurde. Sie endete im Nichts«, fuhr Sam fort. »Der Abend des Halbmondschattens verweist auf den ersten Tag des zunehmenden Mondes. Bis dahin bleiben uns nur noch sechs Tage.«
»Und ihr seid sicher, dass nicht die Silver Bloods dahinterstecken?«, fragte Mimi.
»Es sieht ihnen nicht ähnlich, mit so etwas an die Öffentlichkeit zu gehen. Sie sind nicht s o … zeitgemäß, würden wir sagen«, antwortete Sam. »Nein, wir sind ziemlich sicher, dass etwas anderes dahintersteckt. Wir denken, dass es eine menschliche Drohung sein könnte.«
Annabeth rang nach Luft. »Sind Menschen überhaupt zu so etwas in der Lage? Das ist doch verrückt. Als würde das Schaf dem Schäfer auflauern.«
»Leider ist es nicht unmöglich«, sagte Ted. »Es ist nur eine Frage der Anzahl. Es gab schon immer mehr von ihnen als von uns.«
»Wenn die Red Bloods herausfinden, wer wir sind«, fuhr Sam fort, »wer weiß, was dann geschieht. Der Ältestenrat hat immer dafür gesorgt, dass unsere Existenz in der menschlichen Welt verborgen bleibt. Denn wenn nich t …«
»Das wird
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