Jäger der Schatten
für das Video verantwortlich ist.«
Ted salutierte. »Was immer du wünschst.«
Das Team löste sich auf und Mimi verweilte mit trommelnden Fingern am Tisch. Sie fühlte sich so gut und energiegeladen wie schon seit Langem nicht mehr. Plötzlich war sie nicht mehr vor Hass wie gelähmt oder in ihrem Frust gefangen, sie war von einer neuen Aufgabe erfüllt, hatte ein Ziel vor Augen.
Sie wollte denjenigen finden, der das getan hatte und ihn unter den spitzen Absätzen ihrer High Heels zertreten. Und sie würde es genießen. Niemand bedrohte die Vampire. Niemand.
17
Der Rekrut
M imi hatte vorausgesehen, dass Oliver ihre Bitte, ihn noch einmal zu treffen, ignorieren würde. Deshalb musste sie ihm am folgenden Nachmittag auflauern. Das war nicht schwer, denn er war immer noch Schüler an der Duchesne. Sie entdeckte ihn, als er gerade vor seinem Spind stand und seine Trompete nach der Probe darin verstaute. An der Duchesne gab es nicht so etwas Gewöhnliches wie eine Blaskapelle, aber es gab ein Schulorchester, das jedes Jahr vor dem Kennedy Center auftrat.
»Ich wusste nicht, dass du Trompete spielst«, sagte Mimi.
»Du weißt vieles nicht über mich«, brummte Oliver. »Was willst du, Force? Hast du eine neue Lampe zum Kaputtschmeißen?«
Mimi verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn missbilligend an. »Warum bist du gestern Nachmittag nicht in meinem Büro erschienen, wie meine Sekretärin es dir aufgetragen hatte?«
Er zuckte die Schultern und hob seinen Rucksack auf. »Weil du sicher wieder über dasselbe Thema sprechen wolltes t – und meine Antwort ist immer noch Nein.«
Seine Respektlosigkeit machte sie wütend und obwohl sie wusste, dass es nichts bringen würde, ihn noch mehr zu verärgern, konnte sie nicht widerstehen. »Ich glaub’s nicht! Du hast ja immer noch ein Bild von ihr im Spind. Das ist doch erbärmlich. Kapier es endlich: Sie empfindet nichts mehr für dich. Wenn du mich fragst, hat sie das auch nie getan.«
Oliver seufzte und verdrehte die Augen. »Bitte hör einfach auf zu reden.«
»Wir haben noch nie etwas für Menschen empfunden. Außer vielleicht ihre Mutter. Aber das ist die einzige Ausnahme in der gesamten Geschichte der Vampire. Glaub mi r …«
»Halt den Mund, Force! Du hast doch keine Ahnung, wovon du redest. Und überhaupt, ist das der Grund, warum du hier bist? Um mich wegen Skyler aufzuziehen? Hast du nicht was Besseres zu tun, zum Beispiel die Welt vor irren Silver Bloods zu retten?« Er schloss seinen Spind und lief eilig den Gang hinunter. Mimi musste rennen, um ihn einzuholen, und die beiden zogen ein paar neugierige Blicke der anderen Schüler auf sich.
Mimi versperrte ihm den Weg. Damit sie niemand belauschen konnte, senkte sie die Stimme: »Hör zu, du hast doch bestimmt mitbekommen, dass sich die Verschwörer aus dem Ältestenrat gestern getroffen haben, oder?«
»Jep, ich habe den Trailer im Internet gesehen. Sieht so aus, als hätte Josephine Mara wieder tief in die Trickkiste gegriffen. Irgendein neuer Film, irgendwas mit Aussaugen.«
»Das ist es, was die anderen glauben sollen. Das Video ist echt.«
Oliver starrte sie an. »Warte eine Minute. Was meinst du mit ›echt‹? Das s …?«
»Dass die Sicherheit unserer Gemeinschaft auf dem Spiel steht. Das Mädchen in dem Video ist Victoria Taylor. Der Film wurde in Jamie Kips Apartment aufgenommen. Er hatte ein kleines Fest veranstaltet, um seinen achtzehnten Geburtstag zu feiern. Victoria wird seit der Partynacht vermisst. Wir haben noch fünf Tage, um sie zu finden, oder sie wird bei lebendigem Leib verbrannt.«
»Aber wozu brauchst du mich?«, fragte Oliver. »Kümmern die Venatoren sich nicht schon darum?«
»Wer auch immer das getan hat, weiß, wie wir arbeiten. Deshalb müssen wir etwas anderes versuchen. Wir brauchen dich, damit du dich mit den Conduits unterhältst. Finde heraus, wer auf der Party war, wer einen geheimen Groll gegen uns hegt.«
Oliver schüttelte den Kopf und hob eine Augenbraue. »Warum sollte ich dir helfen?«
»Du bist Archivschreiber. Du arbeitest für mich.«
»Das stimmt nicht ganz«, sagt er und schob sich an Mimi vorbei. Es war November und die Luft war kühl. Oliver zog seine dünne Wolljacke fester um sich. »Ich arbeite für das Archiv, das in Renfields Zuständigkeitsbereich fällt. Du wirst eine offizielle Versetzungserlaubnis von ihm brauchen, damit ich für das Verwaltungsbüro arbeiten darf. Ich garantiere dir, dass es drei Monate dauern wird, bis du
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