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Jäger der Schatten

Jäger der Schatten

Titel: Jäger der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa de la Cruz
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ihnen dran. Es sind erst drei Tage vergangen«, sagte Demin. »Es gibt noch keine genauen Hinweise. Es braucht etwas Zeit, das Ganze zu durchschauen.«
    Die Vorsitzende zupfte nervös an einer Haarsträhne. »Meine Quellen sagen mir, dass sie in vierzehn Tagen losschlagen wollen. Sie wollen alle Hauptgebäude besetzen und mich und die Venatoren aussperren.«
    »Gibt es nichts, was du dagegen tun kannst?«, erkundigte sich Demin.
    »Mir sind die Hände gebunden, solange ich ihnen keinen Mörder liefern kann. Das ist die einzige Möglichkeit, die Gemeinschaft zusammenzuhalten und sie davon zu überzeugen, dass sie bleiben sollen.«
    »Ich werde den Mörder vorher finden.«
    Mimi schlang die Arme um sich. »Das solltest du auch. Halte mich über deine Fortschritte auf dem Laufenden.« Sie ging davon und schloss sich wieder der Clique an, die sich inzwischen auf dem Bürgersteig versammelt hatte. Demin folgte ihr ein paar Minuten später.
    »Wir wollen zu Stella«, sagte Piper, als sie Demin sah. »Ihr Bruder, der auf die Brown Universität geht, ist zu Hause und er hat hinreißende Freunde.«
    »Ohne mich«, erwiderte Demin etwas zu abrupt. Ihr spontanes Gespräch mit Mimi hatte sie geärgert. Okay, sie musste etwas schneller vorgehen. Sie sah zu den Jungs hinüber, die sich um Froggys iPhone rauften.
    Sie verabschiedete sich von den Mädchen und lief zu Bryce hinüber. »Bringst du mich nach Hause?«, fragte sie ihn und bahnte sich einen Weg durch das Gedränge.
    Bryce musterte sie. Sie hatten die letzten paar Tage mit denselben Leuten abgehangen, doch bis jetzt noch keine zwei Worte miteinander gewechselt. Nicht, dass das eine Rolle spielen würde, solange sie ihm gefiel, und Demin hatte noch keinen Jungen getroffen, der sie abgelehnt hätte.
    »Sicher, warum nicht«, sagte er. Sie hatte bereits gewusst, dass er das sagen würde. Seine Stimme klang wie Tabasco und Honig: scharf und süß. »Ich treffe euch später, Jungs!«, rief er seinen Freunden zu und ging mit Demin davon.
    Demin betrachtete den gut aussehenden Jungen an ihrer Seite. Während ihrer Zeit als Venatorin hatte sie viel Unrecht und viele Grausamkeiten gesehen, und diese gleichgültige Missachtung des Lebens verletzte sie zutiefst. Es spielte auch keine Rolle, ob es sich um ein unsterbliches oder ein sterbliches Leben handelte, denn in ihren Augen war jedes Leben kostbar. Hatte Bryce entschieden, dass Victorias Leben es nicht war? Und wenn, warum?
    Sie hatte Mimi versprochen, Victorias Mörder zu finden. Und sie hatte noch nie ein Versprechen gegeben, das sie nicht halten konnte.

30
Die Rolle der Freundin
    E s war fast zu einfach, mit Bryce auszugehen. Nachdem er sie von der Pizzeria nach Hause begleitet hatte, waren sie sofort ein Paar geworden. Schon am nächsten Tag hatte er nach jeder Unterrichtsstunde auf sie gewartet, um mit ihr in den Gängen rumzuknutschen. Sie hatte sich an den Geschmack seiner Zunge in ihrem Hals gewöhnt und daran, auf die Anrede »Babe« zu hören.
    Jetzt war es Samstagnachmittag und die Jungs gingen ihren üblichen Gewohnheiten nach: spielten Videospiele und faulenzten. Bryce hatte sie eingeladen, sich mit ihm in Froggys Stadthaus zu treffen. Als sie dort ankam, entschuldigte sie sich gleich, um ins Bad zu gehen, schlich aber stattdessen in Froggys Schlafzimmer. In der gleichen Zeit, die Red Bloods brauchten, um Fingerabdrücke zu nehmen, hatte sie bereits Froggys unmittelbare Umgebung gründlich durchsucht und seinen Familienhintergrund durchleuchtet.
    Sie hatte eine Kopie von den Daten auf seiner Festplatte angefertigt, um sie an die EDV-Abteilung zu schicken, und die Gedankenkontrolle benutzt, um nach irgendeinem Hinweis in den Erinnerungen zu suchen. Wenn er der Täter gewesen war, hätte sie Spuren von Schuld, Grauen oder Gewalt in seiner unmittelbaren physischen Umgebung aufgespürt. Insbesondere wenn er mit dem Höllenfeuer hantiert hätte, denn es hinterließ noch Jahre, nachdem es gebrannt hatte, einen charakteristischen Geruch. Doch das Einzige, was sie wahrnehmen konnte, war eine übel riechende Duftwolke, die aus dem Wäschekorb mit den schmutzigen Socken kam.
    Sie seufzte, als sie Froggys Schublade zuschob. Genau wie sie es erwartet hatte, gab es nichts außergewöhnlich Gutes oder Schlechtes über den Jungen zu sagen. Er trug den Geist eines unbedeutenden Engels mit einer ziemlich ereignislosen Geschichte in sich. Auch seine Eltern in diesem Zyklus, die Kernochans, hatten fast kein Interesse an den

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