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Jäger der Schatten

Jäger der Schatten

Titel: Jäger der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa de la Cruz
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seines Affectus erkannte Demin plötzlich, dass er ein Dunkler Engel war. Das hatte nicht in den Venatorenberichten gestanden. Natürlich lebten einige Dunkle Engel aus der Unterwelt auf der Erde, die Michael und Gabrielle in das Exil gefolgt waren, aber es waren nicht sehr viele. Demin wollte wegen seiner Herkunft nicht voreingenommen sein, aber sie musste diese Tatsache mit berücksichtigen. Es gab nur wenige Dunkle Engel, die nicht zu Silver Bloods geworden waren. Bryce Cutting wa r – wie Mimi Forc e – einer von ihnen.
    »Interessanter Standpunkt, Bryce.« Der Lehrer nickte. »Satans Geschichte treibt die Handlung voran.«
    Bryce schenkte seinem Widersacher ein selbstgefälliges Grinsen, doch das forderte Paul nur zu einem leidenschaftlichen Widerspruch heraus. »Aber das ist genau der Grund, weshalb die Story misslungen ist. Der Teufel wird zu einem romantischen Helden umgestaltet. Ich kann nicht verstehen, was an Satans Verlangen, gottgleich zu sein, sympathisch sein soll. Wir sollten den Teufel nicht anfeuern«, argumentierte er. »Dieser idealisierte Neid und Ehrgeiz sind der Grund, weshalb der Film Wall Street zu einer riesigen Werbung für ›Werde reich durch den Aktienmarkt‹ wurde, und nicht als die polemische Beleidigung verstanden wurde, die Oliver Stone damals beabsichtigt hatte. Statt dass die Zuschauer Michael Douglas hassten, wollten sie wie er sein. Habgier erschien als etwas Gutes. Hier ist es genau dasselbe. Der Teufel ist mit uns und wir sollen seinem Ehrgeiz nacheifern? Was war falsch daran, im Paradies zu bleiben? Ist es wirklich so schlimm, auf einer Lyra zu spielen und um die Wolken zu fliegen? Ich glaube nicht.« Paul lächelte.
    Die Klasse kicherte und Paul schien die Debatte gewonnen zu haben, doch Bryce hatte nicht die Absicht, diesen Standpunkt einfach so hinzunehmen. »Unser tragischer Held hat Recht. Dieses Land gründete sich auf der gleichen Idee, auf der die Story basier t – dass es besser ist, in der Hölle zu regieren als im Himmel zu dienen. Es ist besser unabhängig, der Herr seines eigenen Universums zu sein, als ein Sklave«, sagte Bryce triumphierend.
    Paul spottete: »Ich glaube nicht, dass die Gründungsväter Das verlorene Paradies im Kopf hatten, als sie die Verfassung entwarfen.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Bryce. »Du warst doch gar nicht dabei.«
    Für einen Moment fragte sich Demin, ob Bryce seine Unsterblichkeit preisgeben und seine Fangzähne entblößen würde, um den armen Menschen zu Tode zu erschrecken. Natürlich war Bryce bewusst streitlustig und er hatte nur einen schlechten Zugriff auf die amerikanische Geschicht e – Demin hätte gewettet, dass er zurzeit der Gründungsväter nicht gelebt hatte. Höchstwahrscheinlich ärgerte es ihn, dass Paul, ohne es zu wissen, über die Wahrheit gestolpert war. John Milton, einer der ursprünglichen Verschwörer des Ältestenrats, hatte ein episches Gedicht geschrieben, um die Menschheit vor den Verlockungen des Teufels zu warnen, doch die Red Bloods hatten es als tragische Geschichte eines unerfüllten Versprechens interpretiert. Demin vermutete, dass Bryce verärgert war, weil Paul, ein einfacher Mensch mit einem wachen Verstand und der Fähigkeit, Meinungen zu beeinflussen, sich in der Klasse beliebt gemacht hatte.
    Für einige Blue Bloods war es trotzdem noch immer Gotteslästerung in dieser Art und Weise über den Morgenstern zu sprechen. Luzifer als missverstandener Held? Natürlich hatte sie gehört, dass New York eine sehr liberale Gemeinschaft war, aber so etwas? Eigentlich sollte sie sich wieder auf Piper konzentrieren, doch vielleicht war nichts weiter in diesem hübschen Kopf als die übliche jugendliche Angst und Dramatik. Demin war noch nicht bereit, von Piper abzulassen, aber nach diesen Worten war Bryce Cutting an die Spitze der Verdächtigen gerutscht.

29
Neue Regeln
    S päter an diesem Nachmittag zählte Demin ein Dutzend Jugendliche aus Bryces Clique, die sich um zwei zusammengeschobene Tische im hinteren Bereich einer Pizzeria drängten. Da dies die Upper East Side war, sah die Pizzeria mit ihrer prachtvollen Glaskuppel über dem Speisesaal, die einen beeindruckenden Ausblick auf den Park bot, eher wie eine Kunstgalerie als wie ein typischer Nachbarschaftstreffpunkt aus.
    Direkt in der Mitte des fröhlichen Haufens saß Mimi Force, doch genau wie sie es angekündigt hatte, tat sie so, als hätte sie Demin nicht bemerkt. Mimi sah nicht einmal in ihre Richtung.
    Demin fand einen

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