Jäger der Verdammten - Eden, C: Jäger der Verdammten
helfen?«
Eine neue Assistentin. Antonio blieb stehen. Super. War ja klar, dass Pak ausgerechnet jetzt eine neue Kraft einarbeitete.
Er drehte sich langsam um und beäugte Paks neue Sekretärin. Die Frau sah aus, als ginge sie stramm auf die siebzig zu. Sie hatte eine schlohweiße Mähne und dunkle Augen, die misstrauisch durch eine Metallrandbrille linsten. Ihre Schultern waren ein bisschen eingefallen, und sie wirkte klein und zart, als könnte sie ein Windhauch an die Wand schleudern.
Überdies sah sie eindeutig nach einer Großmutter aus.
Da er Pak und dessen Vorlieben bezüglich seines Personals kannte, tippte Antonio, dass die Frau eine Hexe war. Oder ein Dämon. Oder weiß der Geier was sonst.
Er zückte seine Dienstmarke und sagte: »Ich muss dringend mit Pak sprechen.« Andernfalls wäre er wohl kaum quer durch die Stadt hierher gefahren. Dann läge er zu Hause in seinem Bett, träumend von …
»Warum möchten Sie zu ihm?« Sie stellte den Kopf schräg und schürzte die schmalen Lippen.
Antonio war verwundert. »Kann ich Ihnen nicht sagen, Ma’am. Es ist eine Privatangelegenheit.« Vorerst. Hatten die Medien aber erst mal Wind von der Geschichte bekommen …
»Hmm!«
Paks Bürotür öffnete sich mit einem leisen Quietschen, bei dem Antonio die Schultern anspannte.
»Komm rein, Antonio.«
Er neigte den Kopf, um einen letzten Blick auf die Frau zu werfen. »Ma’am.«
Ihr Nicken war lediglich vornehm angedeutet.
Dann marschierte Antonio in Paks Büro. Mit einem erneuten Quietschen schloss sich die Tür hinter ihm.
Pak setzte sich nicht. Er sah Antonio nur mit diesem Blick an, der nichts von dem verriet, was in ihm vorgehen mochte. Nach ungefähr dreißig Sekunden fragte Pak: »Wo ist meine Jägerin?« Er wusste also, weshalb Antonio hier war.
Er reichte Pak seine Akte. »Weiß ich nicht, aber wir müssen es schnellstens herausfinden.« Er atmete aus und bemühte sich, seine Stimme ruhig, emotionslos zu halten. Was ihm schwerfiel, denn er mochte Dee. Mehr als er jemals eine Frau gemocht hatte. »Wir haben Probleme, Pak.«
Der Mann, der Night Watch verkörperte, grummelte vor sich hin, als er die getippten Notizen überflog. »Ihre Fingerabdrücke waren auf der Mordwaffe.«
»Das muss nichts heißen«, sagte Antonio, obwohl er es nicht sollte. Er müsste wenigstens so tun, als wäre er unparteiisch, aber hier ging es um Dee. »Jemand könnte eine ihrer Waffen gestohlen haben. Die Frau hat zu viele von diesen Pfählen, das sage ich ihr schon seit Jahren.« Doch Dee war unbelehrbar, versteckte sie sogar in ihrer Wohnung. Was Antonio ihr nicht einmal vorwerfen konnte. Bei ihrer Vergangenheit.
Paks Fingerknöchel waren weiß, so fest hielt er die Akte. »Jemand hat gesehen, wie Dee in der Nacht zuvor das Opfer angriff?«
Ja, und das war der Teil, mit dem es brenzlig wurde. »Ich habe zwei Zeugen, die aussagen, dass sie Dee die Nacht vorher im Streit mit einer Frau gesehen haben, auf die die Beschreibung des Opfers passt. Es war hinter dem Onyx, und der Barkeeper hat Dee identifiziert.«
»Sie hat an einem Fall gearbeitet«, knurrte Pak. »Du weißt, dass sie keine Menschen verletzt.«
Dees oberste Regel. Ja, das wusste er. Und deshalb war er hier. »Sie hat den Tatort verlassen, und wir haben Haare gefunden, von denen ich sicher bin, dass es ihre sind.« Mussten sie, denn auch alles andere passte so unerhört gut. Als hätte man ihm einen besonders einfachen Tatort geschenkt. »Dass sie verschwunden ist, wirft kein gutes Licht auf sie.«
Pak sah ihn an. Seine Augen waren dunkel wie die eines Dämons. Jedenfalls wenn ein Dämon den Blendzauber fallen ließ. »Wir wissen nicht, ob Dee freiwillig gegangen ist.«
Was?
Paks Hand war vollkommen ruhig, als er die Akte auf seinen perfekt aufgeräumten Schreibtisch legte. »Es gab keinen Kontakt zu Dee, seit Zane sie zuletzt bei der Arbeit gesehen hat. Ihr Wagen steht noch vor der Bar. Sie ist nicht nach Hause gefahren und hat auch nicht versucht, die Agentur zu erreichen.«
Antonio wurde mulmig. »Lebt sie?«
Paks eine Schulter hob und senkte sich. »Das kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mit Sicherheit sagen.« Er schwieg einen Moment. »Ich kann allerdings sagen, dass Dee niemals einen Menschen töten würde.«
Zumindest nicht absichtlich. »Und wenn es versehentlich passiert ist? Es hätte einen Angriff geben können, bei dem sie gegen Vampire und die Frau kämpfen musste.« Ein solches Szenario würde einleuchten. Dutzende Male
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