Jäger der Verdammten - Eden, C: Jäger der Verdammten
Tony.
Verdammt.
Dee packte Simons Arm und schob ihn beiseite.
Die Kugel knallte in ihre Schulter.
Unwillkürlich kniff sie die Augen zusammen. Es tut immer noch höllisch weh.
»Dee!«
Sie öffnete ihre Augen wieder. Tony kam auf sie zugelaufen. »Das wollte ich nicht!«
Simon fing ihn ab und hielt ihn am Revers in die Höhe. »Du schießt nicht auf sie!«
Na ja, das hatte er gerade getan.
»Ich habe auf dich gezielt, du Idiot!«
Noch mehr irres Gelächter von Leo.
Das reichte. »Lass ihn runter!«, befahl sie. Der Zauberer am Hebel zögerte. » Lass ihn runter!«
Ein würgendes Keuchen. Tony lief bläulich an, und das Rasseln des Kettenzugs hallte durch den Raum.
»Simon.« Dee sprach betont ruhig, denn hier herrschte zu große Anspannung. Und zu viel Wut. Simon balancierte auf einem schmalen Grat, und ein Schubs genügte. »Simon, ich möchte, dass du ihn loslässt.«
Er ließ den Polizisten fallen.
Tony sackte zusammen und rang nach Luft.
Dee benetzte sich die Lippen und strengte sich an, das Pochen in ihrer Schulter zu ignorieren. Die Kugel war glatt durchgegangen; sie hatte gehört, wie sie auf die Metallrohre hinter ihr traf. Wenigstens blieb ihr das Rausschneiden hinterher erspart.
Der Blutverlust allerdings nicht. Gegen den sollte sie gleich etwas tun.
Und sie musste den Schmerz vergessen. Wenn Simon aufrecht stehen konnte, obwohl er sich grausam fühlen dürfte, schaffte sie es auch.
»Dee?«, fragte Tony heiser und traurig.
Nein, sie konnte sich jetzt nicht mit ihm befassen.
»Sie wenden sich alle von dir ab«, provozierte Leo sie. Sie sah ihn an. Seine Füße berührten nun den Boden. »Alle, die dir etwas bedeuten, werden dir den Rücken zukehren. Sie sehen, was du bist, und sie werden kommen, um dich zu töten.«
Zane.
»Von jetzt ab bist du die Gejagte. Du bist die, die ängstlich und verzweifelt ist und …«
Sie ging vorwärts, lächelte ein wenig und versenkte ihre Zähne in seinem Hals.
Im ersten Moment empfand sie Ekel. Entsetzen. Was zum Teufel tat sie hier?
Sie wollte sein Blut nicht. Nicht so, wie sie Simons wollte. Sie wollte Leos Geschmack nicht in ihrem Mund.
Nach Simon hingegen sehnte sie sich. Da war keinerlei Abscheu oder Angst. Von ihm hatte sie unbedingt nehmen wollen.
Dies hier war rein geschäftlich.
Und die Frau in ihr, die so lange Zeit Vampire gefürchtet und gehasst hatte, erschauderte. Ein Schrei stieg in ihrer Kehle auf.
Ich kann das nicht. Ich kann so nicht leben. Nein. Nein!
Bilder tauchten vor ihrem geistigen Auge auf, flogen eines nach dem anderen vorbei.
Leo, bedeckt von Blut und Schmutz, auf einem Schlachtfeld stehend. Ein Schwert in seinen Händen, Tote um ihn herum und ein wahnsinniges Lächeln auf seinem Gesicht.
Dee zwang sich, mehr zu nehmen und es bei sich zu behalten.
Leo, der eine Frau aussaugte, die schrie und schrie – eine Frau in einem langen, fließenden weißen Kleid und langem, offenem Haar. Ein großer Mann mit leuchtend blondem Haar, seitlich geflochten, sah ihm lächelnd zu. »Das erste Blut schmeckt immer am süßesten.«
Leo hob seinen Kopf.
»Willst du mehr?«, fragte der Blonde.
Ein kurzes Nicken, doch eine Träne rann über Leos Wange.
»Sorge dich nicht, deine Frau fühlt den Schmerz nicht einmal mehr.«
Lachen.
Wahnsinn.
Zorn.
Schmerz.
Dee löste ihren Mund von ihm. Ihre Lippen waren feucht. Blut lief an Leos Hals hinunter. Seine Augen waren glasig, und er hatte aufgehört zu lachen. Endlich.
»Die Stimme ist still«, flüsterte Leo.
Okay, also schien er sich zu beruhigen, was immer ein hübscher Bonus war, und …
Er stürzte sich nach vorn und versenkte seine Zähne in ihrer Schulter. Dee schrie auf und stieß ihn zurück. Er flog von ihr weg, doch die ächzenden Ketten bremsten seinen Flug mit einem Ruck.
Leo leckte sich den Mund. »Hab dich.«
»Du …« Sie biss die Zähne zusammen.
Er schüttelte den Kopf. »Ich kann mich an sie erinnern … jetzt.«
Dee rieb ihre pochende Schulter, ehe sie ihm einen Hieb versetzte, denn dieser Mist tat weh.
»Dee.« Das war Simons Stimme. Fest und zu beherrscht. Wo war der große böse Beschützer, wenn sie ihn brauchte? Sie warf ihm einen wütenden Blick zu, den sie sofort bereute. Nach wie vor schwer verwundet.
»Dee, er brauchte dein Blut, genau wie ich.«
Sie blinzelte.
»Was zum Henker ist hier eigentlich los?«, brüllte Tony.
»Ich bin ein Vampir, du hast gerade versucht, mich umzubringen, und ich habe eine echt beschissene Nacht.« Eine treffende
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