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Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Black
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Verführers, der auf irgendeine unerklärliche Weise spürt, wie seine Beute sich ihm hingibt.
    Sie drehte den Kopf zur Seite. Sie wollte diese Gedanken abschneiden, schien aber nicht fähig dazu zu sein. Ich will nicht von diesem Mann angezogen werden, dachte sie. Ich will nicht, daß er mich berührt. Aber als seine Finger unter ihr Kinn glitten und ihre Kehle streichelten, wurde ihr klar, daß sie sich nicht zu wehren vermochte. Ich lasse nicht zu, daß er das in meinen Augen sieht, beschloß sie. Ich lasse es mir nicht anmerken.
    Wider Willen begann sie sich vorzustellen, daß seine Hände über ihren Körper glitten, Hände, die seltsam sanft waren, rücksichtsvoll und zärtlich, intim und erregend. Und plötzlich wußte sie, daß dieser Mann ein Liebhaber von hohen Graden sein würde, daß er in ihr Lust erregen konnte, wie sie sie noch nie verspürt hatte.
    Er weiß es, dachte sie. Er weiß es auch.
    Sein Gesicht kam nah heran. Sie konnte seinen reinen Atem spüren. Nein, nein, nein, dachte sie. Aber sie sagte nichts. Sie wußte, daß sie sich ein wenig vorbeugte, auf den Kuß wartete, die Gedanken in Wirrnis, ihr Begehren zu stark. Er kam nicht. Es gab keinen Kuß. Er bückte sich und begann ihre Fesseln zu lösen, ruhig und beherrscht wie zuvor, ließ die Stricke auf den Boden fallen, als wären es hauchdünne Gewänder.
    Noch immer sagte er nichts.
    Er sah sie an. In seinen Augen glitzerte etwas, ein Anflug der Wärme, die sie vorhin glaubte, erkannt zu haben - aber sie wußte nicht, ob sie echt war oder nur eine Waffe, die er gebrauchte, ein Requisit für seine Rolle.
    Dann sagte er: »Sie sind sehr schön.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Bitte...« Aber sie wußte nicht, ob sie ihn anflehte, sie in zu lassen, oder ob sie geküßt werden wollte. In ihrem Leben hatte sie noch keinen derartigen Widerstreit der Gefühle erlebt. Indy, warum, zum Teufel, hast du mich nicht befreit? Warum hast du mich hier sitzenlassen? Abgestoßen, angezogen - warum gab es da keine feste, klare Grenze? Eine Scheidelinie, die man deutlich sehen konnte? Es nützte nichts. In ihrem Inneren lief alles durcheinander. Sie sah den Widerspruch und begriff entsetzt, daß sie sich wünschte, von diesem Mann geliebt zu werden. Sie wollte, daß er sie lehrte, was körperliche Liebe bedeuten konnte - und darüber hinaus blieb die Erkenntnis, daß er grausam sein konnte, aber auch das fiel plötzlich nicht mehr ins Gewicht.
    Sein Gesicht näherte sich wieder dem ihren. Sie blickte auf seine Lippen. Seine Augen waren voller Verständnis, erfüllt von einem Wissen, das sie bei einem Mann noch nie gesehen hatte. Noch bevor er sie küßte, kannte er sie, konnte er tief in sie hineinblicken. Sie kam sich in einer Weise nackt vor, die mit dem Ablegen der Kleider nichts zu tun hatte. Selbst diese Schutzlosigkeit erregte sie jetzt nur noch mehr. Er kam immer näher heran. Er küßte sie.
    Sie wollte zurückweichen.
    Der Kuß - sie schloß die Augen und überließ sich ihm - war mit keinem anderen Kuß in ihrem Leben zu vergleichen. Er war mehr als die Begegnung von Lippen und Zungen. Er erzeugte in ihr grelle Lichtzuckungen, Farben, Gewebe von Gold und Silber und Gelb und Blau, so, als hätte sie einen unvorstellbaren Sonnenuntergang vor sich. Langsam, geduldig, freigebig. Niemand hatte sie jemals so berührt. Nicht so. Nicht einmal Indy.
    Als er den Kopf zurückzog, begriff sie, daß sie ihn fest umschlungen hielt. Sie grub ihre Fingernägel in seinen Körper. Die Erkenntnis war wie ein Schlag für sie, ein Schock, der Scham in ihr hochfluten ließ. Was trieb sie?
    Was hatte Besitz von ihr ergriffen?
    Sie löste sich von ihm. »Bitte«, sagte sie. »Nicht mehr.«
    Er lächelte. »Sie wollten Ihnen weh tun«, sagte er.
    Es war, als hätte es den Kuß nie gegeben. Er schien mit ihr nur gespielt zu haben. Der plötzliche Absturz war der in die Tiefe rasende Wagen einer Berg- und Talbahn.
    »Es ist mir gelungen, sie zu überreden, daß sie mir ein wenig Zeit mit Ihnen allein einräumten, meine Liebe. Sie sind schließlich eine sehr attraktive Frau. Und ich möchte nicht erleben, daß man Ihnen weh tut. Sie sind Barbaren.« Wieder kam er näher heran. Nein, dachte sie. Nicht wieder. »Sie müssen mir etwa sagen, womit ich sie hinhalten kann. Irgend etwas.«
    »Ich weiß nichts... wie oft soll ich Ihnen das noch sagen?« Ihr war schwindlig geworden. Sie mußte sich hinsetzen. Warum küßte er sie nicht noch einmal?
    »Was ist mit Jones?«
    »Ich weiß

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