Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)
Captain?«, meldete sich Paks Stimme, die alles andere als schläfrig klang.
Antonio sah kurz zu dem Wrack, zog die Schultern ein und ging hinter den Feuerwehrwagen. »An welchem Fall ist Zane Wynter gerade?«
Schweigen.
»Pak, verarsch mich nicht, ja? Ich habe hier eine ganze Horde menschlicher Beamter in der Montgomery Lane, und ich muss wissen, worauf ich die loslasse.« Tony wusste Bescheid. Er wusste, dass die Alpträume, die ahnungslose Leute plagten, nicht annähernd so übel waren wie die Realität.
Früher hatte er geglaubt, das Schlimmste, was sich draußen herumtrieb, wären Mörder, die ihre Opfer aufschlitzten und zerstückelten. Dann lernte er die Vampire kennen. Die saugten ihre Beute aus, folterten sie, bis sie darum bettelten, sterben zu dürfen, und schließlich erfüllten sie ihnen den Wunsch.
Nicht Menschen waren die schlimmsten Raubtiere auf den Straßen. Schön wär’s.
»Es ist eine Incendorin in der Stadt«, sagte Pak schließlich.
Wieder blickte Tony zu den brennenden Wagen. »Auch das noch.« Er atmete langsam aus. »Hattet ihr in der letzten halben Stunde Kontakt zu Wynter?«
»Nein.«
»Dann haben wir vielleicht ein Problem.« Vielleicht? Wem machte er hier etwas vor? »Ich stehe gerade vor Zanes Wagen, und der brennt so lichterloh, dass er den ganzen Straßenblock beleuchtet.«
Die Hütte sah verlassen aus. Jana trat den Ständer herunter und brachte das Motorrad zum Stehen. Hoffentlich war es hier so verlassen, wie es aussah. Sie hatte diesen Bereich vorher schon einmal überprüft, falls sie einen Unterschlupf brauchte.
Und den brauchte sie jetzt dringend.
Die Holzhütte lag mitten im Sumpf. Ein langer, baufälliger Steg erstreckte sich von der Hütte hinaus über das schlammig grüne Wasser.
»Okay, Dämon, wir müssen.« Sie versuchte, die Schultern nach hinten zu strecken, doch sein Gewicht drückte zu schwer auf sie. »Zane? Komm schon, Zane, beweg dich!«
Sie fühlte, dass er sich regte. Dann wich er zurück und glitt vom Motorrad. Sie folgte ihm mit zitternden Beinen. Ihre letzte wilde Motorradfahrt war sehr lange her.
»Das Bike müsste hinter den Büschen sicher sein«, sagte sie. »Wir können reingehen und uns überlegen, was wir als Nächstes tun.« Anscheinend war seit Monaten niemand hier gewesen, was gut war.
Zane starrte sie wortlos an. Inzwischen dämmerte es, so dass erste Lichtstreifen die Dunkelheit durchbrachen, und Jana konnte einen schwachen grünen Rand um Zanes Iris ausmachen. Allerdings wurde das Dämonenschwarz in der Mitte noch dunkler. Zudem waren seine Gesichtszüge hart und angespannt.
Jana wurde nervös. »Zane?« Sie zog an der gefesselten Hand, wo das Metall in ihre Haut schnitt.
Allein mit einem Dämon unter Drogen. Hallo, Traumdate!
Als sie wieder zu ihm aufsah, war das Grün in seinen Augen verschwunden und nur noch das tiefe, seelenlose Schwarz dort.
Verbrenne mich.
Sie wandte sich von ihm ab. Nicht dass sie von ihm wegkommen könnte, solange sie diese vermaledeiten feuerfesten Handschellen zusammenhielten. Aber wenn sie sich bewegte, tat er es auch, und das war doch schon einmal etwas, nicht wahr?
Alles ist okay, sagte sie sich. Er ist einer von den Guten. Zane arbeitete für Night Watch. Er brachte Paranormale zur Strecke, die Menschen verletzten. Die jagte er, nahm sie fest oder schaltete sie aus.
Ja, er gehörte zu den Guten. Das durfte sie nicht vergessen. Sie riskierte einen raschen Blick zurück zu ihm. Leider sah er momentan wahrlich nicht besonders »gut« aus.
Vielmehr zog er ein Gesicht, als wollte er sie auffressen.
Jana griff nach dem Türknauf und drehte ihn. Natürlich war abgeschlossen. Wer würde schon eine Hütte unverriegelt lassen, damit jeder Hergelaufene – sie zum Beispiel – hineinkonnte? Na schön. Sie holte mit einem Bein aus und trat zu.
Autsch!
Fluchend humpelte sie zurück. Zanes linker Arm legte sich um sie und zog sie neben ihn.
Okay, er fühlte sich warm an, und sie konnte ein bisschen Wärme vertragen. Nach dem Feuerwerfen kühlte sie immer sehr schnell aus. Und in den Sümpfen war es kalt, so kalt, dass es einem bis in die Knochen fuhr.
Ohne einen Ton zu sagen, trat Zane gegen die Tür. Das Schloss knackte, und die Tür flog weit auf.
Dann stieß er Jana hinein.
Dunkelheit, Staub und der typisch muffige Geruch von Räumen, die lange weder belüftet noch bewohnt wurden, empfingen sie.
Jana atmete aus und versuchte, ein Niesen zu unterdrücken. »Ich muss mir deine Wunden ansehen.«
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